Preis für Alternative zum Tierversuch
"Dotterantikoerper"- eine praktikable Alternative zu traditionellen polyklonalen Antikoerpern
Der Wissenschaftler, PD Dr Ruediger Schade vom Institut fuer Pharmakologie und Toxikologie der Charite wurde für die "Gewinnung Polyklonaler Antikoerper aus dem Huehnerei als Alternative zur Immunisierung von Saeugern" als Alternativmethode zum Tierversuch mit dem 2. Preis der Anny-Eck-Hieff-Stiftung "Fiesa" ausgezeichnet. Diese luxemburgische Stiftung wurde vor 10 Jahren von Tierschuetzern gegruendet und wuerdigt jaehrlich wissenschaftliche Arbeiten, die Tierversuche ueberfluessig machen. Mit dem Wissenschaftler Schade ist erstmals ein Preistraeger aus den neuen Bundeslaendern mit dieser Auszeichnung gewuerdigt.
Wissenschaftliche Arbeit
Die Gewinnung polyklonaler Antikoerper aus dem Huehnerei als Alternative zur Immunisierung von Saeugern
Seit den Arbeiten von Klemperer im Jahr 1893 ist bekannt, daß sich nach der Immunisierung von Huehnern, spezifische Antikoerper in betraechtlicher Menge auch im Gelbei dieser Huehner befinden. Wahrscheinlich bedingt durch oeffentliches Interesse an Fragen des Tierschutzes, hat die Wissenschaft erst in der letzten Zeit ihre Aufmerksamkeit auf diesen Sachverhalt gerichtet und begonnen, Huehner als Antikoerperproduzenten einzusetzen. Die Immunisierung eines Saeugers ist immer mit zwei ,das Tier belastenden Situationen verbunden: Die Immunisierung selbst und die Blutung der Tiere zur Antikoerpergewinnung. Beim Huhn entfaellt der zweite Schritt, da die Antikoerper unblutig aus dem Eidotter gewonnen werden koennen. Deshalb zaehlt die Gewinnung von "Dotterantikoerpern" (IgY, IgY- Technologie zu den Alternativmethoden im Sinne der drei Rs. Neben der objektiven Reduzierung der Belastung durch die unblutige Antikoerpergewinnumg (reduce, refine) sind auch weniger Tiere zur Produktion einer bestimmten Antikoerpergewinnung erforderlich (reduce)). Einem Saeuger vergleichbarer Groeße wie das Kaninchen koennen maximal einmal im Monat ca. 40 ml Blut (entspricht ca. 20 ml Serum) entnommen werden. Ein immunisiertes Huhn legt taeglich ein Ei mit Dottervolumina zwischen 15 und 20 ml. Bei vergleichbarem Gehalt an spezifischen Antikoerpern gewinnt man also in einem Monat ein Vielfaches an Antikoerpern im Vergleich zu einem Kaninchen. Hinzu kommen weitere Vorzuege hinsichtlich der besonderen Spezifität der produzierten Antikoerper, die sich aus der polygenetischen Differenz zwischen Voegeln und Saeugern ergeben. Trotz dieser Vorzuege hat die Methode nicht die Verbreitung, die sie verdient hätte. Traditionen, Beharrungsvermögen und Vorbehalte mögen die Ursachen dafür sein. Seit 1992 wird ein Projekt durch das BMBF gefoerdert, das sich die Verbreitung der IgY- Technologie zum Ziel gesetzt hat. Fuenf Arbeitsgruppen aus den neuen (Berlin, Humboldt- Universitaet; Universitaet Leipzig) und den alten Bundeslaendern (Berlin BgVV, Freie Universitaet; Muenchen, Maximilians Universitaet) sind in diesem Projekt vereint. Besonderes Anliegen des Projektes ist die Publizierung von wissenschaftlichen Ergebnissen auf der Grundlage von IgY- Antikoerpern, um das Interesse von potentiellen Nutzern zu gewinnen, sowie die Publizierung von methodischen Details, deren Verfuegbarkeit wesentlich für die Akzeptanz der IgY- Technologie ist. Das zunehmende Interesse von Fachkollegen und von Unternehmen zeigt, daß wir uns nicht vergeblich bemüht haben. Um so mehr freut es uns, daß unsere Bemuehungen nun auch die Anerkennung engagierter Tierschuetzer gefunden haben.
Für Rueckfragen steht Ihnen Dr. Ruediger Schade von Institut für Pharmakologie und Toxikologie der Medizinischen Fakultaet Charité, Tel 2093 4605 zur Verfuegung.
Criteria of this press release:
Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
transregional, national
Research projects
German
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