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03/09/2005 14:26

Studierende entwickelten behindertenfreundliche Draisine

Petra Werdin Ressort Hochschulkommunikation
Fachhochschule Bielefeld

    Die weltweit erste Draisine mit speziell für Behindertenbedürfnisse entwickelter Antriebstechnik haben 15 Studenten des Fachbereichs Mathematik und Technik der Fachhochschule (FH) Bielefeld unter der Leitung ihres Professors Dr.-Ing. Horst Langer entwickelt.

    Den Anstoß zu der neuen Entwicklung gab die Stadtmanagerin Beate Behrens vom Touristikverein "Pro Rinteln e.V.", der die Extertal-Draisinenstrecke betreut. In der Realisierungsphase ihrer Projektarbeit erhielten die Studenten Beratung von der Behinderten-Sport-Gemeinschaft Bielefeld und Speedy - Delbrücker Rollstuhlspezialisten. Das Unternehmen Kleinebenne GmbH - Patria Fahrräder hat die Draisine ins Fertigungsprogramm aufgenommen. Am 1. April 2005 wird zur Eröffnung der Sommersaison der Extertal-Draisinenstrecke Karl Hermann Hoach, Behindertenbeauftragter der Bundesrepublik Deutschland, einer der ersten Fahrgäste der behindertenfreundlichen Draisine sein.

    Seitdem die Extertal-Draisinenstrecke (www.draisinen.de) mit den im Studiengang Produktentwicklung der FH Bielefeld entwickelten Fahrraddraisinen in Betrieb ging, spricht die Fachpresse von einem Quantensprung in der Draisinentechnik. Inzwischen stellen auch andere Strecken auf die von der heimischen Fahrradmanufaktur Patria in Leopoldshöhe hergestellten Fahrrad-Draisine um. Die Kooperation zwischen Patria und dem Studiengang Produktentwicklung im Fachbereich Mathematik und Technik wurde ein wirtschaftlicher Erfolg.

    Auch die Region im Extertal profitierte von den Draisinen: Die schon immer auf Wochen hinaus ausgebuchte Extertalstrecke lockt jährlich über 18 000 Besucher, Familien, Vereine, Schulklassen, in die Region. Die Strecke wird vom Touristikverein "Pro Rinteln e.V." betrieben, deren Leiterin, Stadtmanagerin Beate Behrens, den Anstoß zu der neuen Entwicklung in der Produktentwicklung gab: "Eine Draisine, die aktiv von behinderten Rollstuhlfahrern betrieben werden kann, sofern sie Oberkörper- und Armaktivität haben. Damit würde diesem Personenkreis im Freizeitbereich eine neue Perspektive eröffnet."

    Das im Vergleich zu allen anderen Draisinen geringe Gewicht der Patria-Fahrraddraisine, die überwiegend aus Aluminium gefertigt wird, war die Voraussetzung für die Realisierung dieser alten Idee einer behindertenfreundlichen Draisine. Die Anforderungen an die Studenten für das neu zu entwickelnde Produkt in Stichworten waren:
    - Höchster Sicherheitsstandard
    - Größte Normalität für den/die Behinderten
    - Rollstuhlfahrer sollen im eigenen Rollstuhl sitzen bleiben
    - Hohe Flexibilität der Befestigungseinrichtung zur Anpassung an jeden Rollstuhl
    - Eigenständige Antriebseinheit für den/die Rollstuhlfahrer/in
    - Einstellbarkeit der Antriebseinheit zum individuellen Anpassen
    - Komfortable Schaltung mit großem Übersetzungsbereich und möglichst vielen Gängen zum Anpassen an die jeweilige Kraftentfaltung
    - Der Antrieb sollte unabhängig von den beiden Antrieben der "Fußgänger" sein
    - Aus Kostengründen sollten möglichst viel Komponenten von der Standard-Draisine übernommen werden: sie ist die "Plattform"

    In etwa 400 Mann-Stunden Planung, Entwicklung und Fertigung wurde die hier vorgestellte Draisine realisiert. Anstelle der Bank für dritten und/oder vierten Mitfahrer/in ist eine rutschfeste Bodenplatte installiert. Lange Rampen machen es möglich, bequem auf die Draisine zu fahren, und sie auch wieder an den diversen Haltepunkten zu verlassen. Auf der Fläche wird der Rollstuhl mit vier Spanngurten sicher verankert. "Obwohl die Draisinen nicht der Straßenverkehrsordnung unterliegen", so Projektleiter Professor Dr. Langer, "wurden hier die für den Transport von Rollstühlen auf PKW oder Transportfahrzeugen gesetzlich vorgeschriebenen Befestigungssysteme verwendet."

    Der dem/der Behinderten zur Verfügung stehende Antrieb mit Handkurbeln ist mittig und flexibel einstellbar angeordnet und in den Antrieb der Draisine eingekoppelt. Er wird genau auf die erforderliche Betätigungshöhe und Tiefe eingestellt. Die Draisine kann also jetzt von maximal drei Personen angetrieben werden: Der/dem Behinderten und ein oder zwei "Fußgängern". Durch zwei Ketten und eine Kardanwelle wird die Antriebsleistung von den Handkurbeln über ein 14-Gang Getriebe und eine speziell entwickelte Radnabe auf die Schiene gebracht. Während die "Fußgänger" immerhin schon jeweils unabhängig voneinander zwei 7-Gang Schaltungen nutzen, um sich individuell der Streckensteigung anpassen zu können, stehen dem/der Behinderten 14 Gänge zur Verfügung, die bequem an den Handkurbeln geschaltet werden können.

    "Nach unseren Recherchen", wissen die Studierenden zu berichten, " ist dies die weltweit erste Draisine mit speziell für Behindertenbedürfnisse entwickelter Antriebstechnik, die natürlich wie die Fahrraddraisine auch patentiert wurde." Sie stellt sicherlich ein neues Highlight in der Draisinentechnik dar und ist erst einmal ausschließlich für die Extertaler Strecke vorgesehen als hoffentlich neuer Besucher-Magnet. Von anderen Strecken liegen laut Aussage von Unternehmensleiter Jochen Kleinebenne bereits schon einige Kaufanfragen vor.

    Kontakt:
    Professor Dr.-Ing. Horst Langer
    Fachhochschule Bielefeld
    Fachbereich Mathematik und Technik
    Am Stadtholz 24, 33609 Bielefeld
    fon 0521.106-74 49, e-mail horst.langer@fh-bielefeld.de


    More information:

    http://www.draisinen.de


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    Criteria of this press release:
    interdisciplinary
    transregional, national
    Studies and teaching, Transfer of Science or Research
    German


     

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