idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
04/14/2005 08:29

Freie Bahn für den wissenschaftlichen Nachwuchs

Dr. Christian Jung Stabsreferat Kommunikation
VolkswagenStiftung

    April 2005: Die ersten drei Lichtenberg-Professoren der VolkswagenStiftung nehmen ihre Arbeit auf. Weitere Bewilligungen folgen Anfang Juli

    Sie setzten sich im vergangenen Jahr durch im Wettbewerb der Ideen und der klugen Köpfe (vgl. auch Presseinformation der VolkswagenStiftung vom 24. Juni 2004): Fünf junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, von denen die ersten drei jetzt seit Anfang April 2005 als "Lichtenberg-Professoren" an ihren Hochschulen lehren und forschen. Dies sind Professor Dr. Matthias Endres an der Klinik und Poliklinik für Neurologie der Charité - Universitätsmedizin Berlin zum Thema "Interdisciplinary stroke research", Professorin Dr. Susann Schweiger an der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie der Charité - Universitätsmedizin Berlin zum Thema "Monogenic phenotypes as gateways to signalling networks in development and disease" und Professorin Dr. Christine Klein an der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck zum Thema "Clinical and molecular neurogenetics".

    In Deutschland erleiden rund 200 000 Menschen jährlich einen Schlaganfall. "Er ist die dritthäufigste Todesursache und die häufigste für lang andauernde Pflegebedürftigkeit in der westlichen Welt", erklärt Professor Matthias Endres, Neurologe an der Berliner Charité. Die überwiegende Zahl der Schlaganfälle ist darauf zurückzuführen, dass die Sauerstoffversorgung des Gehirns durch ein Blutgerinnsel unterbrochen wird. Im Rahmen seiner - mit 1,025 Millionen Euro geförderten - Lichtenberg-Professur will Endres nun erforschen, wie ein Schlaganfall bekämpft werden kann, bevor die Sauerstoffversorgung im Hirn aussetzt und damit die eigentlichen Schäden hervorruft. Endres verfolgt damit einen präventiven wie regenerativen Ansatz - und betritt auf seinem Gebiet letztlich Neuland.

    Zum einen interessieren ihn die Mechanismen und Abläufe in den Blutgefäßen und mögliche Interventionen bei einem Schlaganfall - gerade mit Blick auf vorbeugende Maßnahmen. So konnte er bereits zeigen, dass eine Stimulation der körpereigenen Stickstoffmonoxid-Produktion die Hirndurchblutung verbessert, was den Patienten in der akuten Schlaganfallsituation schützt. Darüber hinaus wird die Produktion von Gefäßvorläuferzellen im Knochenmark angeregt. Dies wiederum bewirkt, dass sich vermehrt Blutgefäße neu bilden. Endres will nun unter anderem untersuchen, ob eine Steigerung der Stickstoffmonoxid-Produktion einem Schlaganfall sogar vorbeugt - und damit zum Beispiel Hochrisiko-Patienten vor einer Herzoperation besser geschützt sind. Der zweite Forschungsansatz fußt auf einem neuen grundlagenwissenschaftlichen Befund: So ist es Wissenschaftlern - mittels genetischer Manipulation - gelungen, dass ausgereifte Nervenzellen sich wieder teilen. Dies könnte neue Möglichkeiten für eine regenerative Schlaganfalltherapie eröffnen. Endres wird nun die neuronale Differenzierung und die Integration (Synapsenbildung) jener "neuen" Neurone sowohl in der Zellkultur als auch im Organismus detailliert untersuchen. In einem zweiten Schritt soll die neuronale Zellteilung dann bei der experimentellen Schlaganfalltherapie zum Einsatz kommen. Das Vorhaben ist an der Charité eingebettet in ein exzellentes Forschungsumfeld von der Gefäßbiologie bis zu den Neurowissenschaften.
    ----------------------
    Kontakt

    Charité - Universitätsmedizin Berlin
    Klinik und Poliklinik für Neurologie
    Campus Mitte
    Prof. Dr. Matthias Endres
    Telefon: 0 30/4 50 56 02 57
    E-Mail: matthias.endres@charite.de
    ----------------------

    Die Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie der Charité als Forschungsumfeld ausgesucht hat sich Professorin Susann Schweiger, die sich auf den Gebieten Pathologie, Biochemie, Molekular- und Humangenetik bewegt. Ihre Arbeiten bauen auf der Charakterisierung von Genen auf und nehmen zugleich mögliche Therapien in den Blick. Nach nunmehr zwei Jahrzehnten intensiver Forschung ist inzwischen von vielen Erbkrankheiten bekannt, auf welchen Gendefekten sie beruhen. Dabei handelt es sich zumeist um solche Erbkrankheiten, die sich auf die Veränderung eines Gens zurückführen lassen (monogene Erbkrankheiten). Mit einer Kombination aus klinischer Charakterisierung des äußeren Erscheinungsbildes einer Krankheit und zellbiologisch-biochemischer Analyse der hinter dem Krankheitsbild stehenden molekularen Prozesse will Susann Schweiger nun die komplexen biochemischen Netzwerke identifizieren und das Wissen therapeutisch nutzbar machen.

    Schweiger schließt an Weg weisende Vorarbeiten über eine seltene monogene Erbkrankheit an. Das entsprechende Gen, dessen fehlerhafter Zustand diese Krankheit auslöst, liegt auf dem X-Chromosom - zeigt sich folglich bei Männern (XY-Chromosomen) und Frauen (zwei X-Chromosomen) in unterschiedlicher Ausprägung. Die Wissenschaftlerin konnte zeigen, dass das Genprodukt dieses X-chromosomalen Gens eine Mikrotubulus-assoziierte Phosphorylierungseinheit reguliert. Die vorliegenden Daten über diesen Proteinkomplex, dem eine zentrale Rolle zukommt, stellen den Ausgangspunkt für die künftige Forschung dar. Ziel ist es, darauf aufbauend die einzelnen biochemischen Abläufe detailliert zu charakterisieren und deren Bedeutung für die Entwicklung und den Verlauf von neurodegenerativen Erkrankungen zu bestimmen. Schweigers Arbeiten werden von der Stiftung mit rund 1,18 Millionen Euro gefördert.
    ----------------------
    Kontakt

    Charité - Universitätsmedizin Berlin
    Prof. Dr. Susann Schweiger,
    zurzeit erreichbar am
    Max-Planck-Institut für molekulare Genetik, Berlin
    Telefon: 0 30/84 13 - 1254
    E-Mail: schweiger@molgen.mpg.de
    ----------------------

    Neurogenetische Erkrankungen sind auch das Forschungsfeld von Professorin Dr. Christine Klein von der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck. Und auch sie bewegt sich an der Schnittstelle von Mutationsanalyse und klinischem Erscheinungsbild von Krankheiten - bei denen es sich in ihrem Fall um Bewegungsstörungen wie Morbus Parkinson oder das "Syndrom der unruhigen Beine" handelt. Ziel der Wissenschaftlerin ist es, das Spektrum verschiedener Erscheinungsformen einiger neurogenetischer Erkrankungen weiter aufzuklären, krankheitsverursachende oder modifizierende Gene und Mutationen zu identifizieren und deren funktionelle Rolle zu beschreiben. Die Erkenntnisse werden Einblicke erlauben in die Ursachen neurogenetischer Störungen; darüber hinaus Tests auf genetisch bedingte Erkrankungen und damit die genetische Beratung verbessern. Mittelfristig dürften sich neue Therapieansätze ergeben.

    Dr. Klein verfolgt ihr Ziel, in dem sie unter anderem eine große Zahl von Patienten auf Mutationen in bekannten Genen testet beziehungsweise nach Assoziationen zu diesen Genorten sucht. Damit sollten sich auch neue Genorte und Gene identifizieren lassen. Der Stamm an Patienten wird nach und nach ausgebaut, und es werden weitere Erscheinungsbilder der neurogenetischen Erkrankungen einbezogen. Positive Begleiterscheinung dürfte sein, dass neben einem besseren Verständnis allgemeiner genetischer Mechanismen und (patho-)physiologischer Hirnprozesse sich viele der angewandten beziehungsweise neu zu entwickelnden und zu etablierenden Methoden auf andere genetische Untersuchungen und Krankheiten übertragen lassen. Mit knapp 1,3 Millionen Euro unterstützt die VolkswagenStiftung diese Lichtenberg-Professur.
    ----------------------
    Kontakt

    Universitätsklinikum Schleswig-Holstein
    Campus Lübeck
    Klinik für Neurologie
    Prof. Dr. Christine Klein
    Telefon: 04 51/5 00 - 2992
    E-Mail: christine.klein
    @neuro.uni-luebeck.de
    ----------------------

    Die Lichtenberg-Professuren:
    Die VolkswagenStiftung verfolgt mit den "Lichtenberg-Professuren" folgende Ziele: "Zum einen will sie mit diesem Förderinstrument die aktive Rekrutierung von Professorinnen und Professoren durch die Universitäten initiieren und die Hochschulen motivieren, frühzeitig Strukturplanung zu betreiben" sagt Dr. Wilhelm Krull, Generalsekretär der VolkswagenStiftung: "Zum anderen will sie dem herausragenden Nachwuchs die Chance eröffnen, sich selbst ein optimales Umfeld für die weitere Forschungsarbeit zu schaffen." Vergleichbar dem "tenure track" in den USA wollen viel versprechende junge Wissenschaftler auch hier zu Lande sich mit selbstständig durchgeführten Forschungsarbeiten so profilieren, dass sie im Falle einer erfolgreichen Evaluation auf eine reguläre Professur übernommen werden können. Gefördert werden nur exzellente Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Verbindung mit innovativen Lehr- und Forschungsfeldern. Mit den Lichtenberg-Professuren setzt die Stiftung ihre konsequente Nachwuchsförderung mit neuem Akzent und einer langfristigen Perspektive fort: für die Wissenschaftler wie für die Hochschulen.

    Zum zweiten Stichtag im Dezember 2004 gingen rund 50 neue Anträge auf Lichtenberg-Professuren bei der Stiftung ein - und somit ein Drittel mehr als in der ersten Ausschreibungsrunde. Anfang Juli 2005 wird sich entscheiden, welche weiteren Forscherinnen und Forscher dann den Titel eines "Lichtenberg-Professors" tragen können.

    Der Text der Presseinformation steht im Internet zur Verfügung unter
    http://www.volkswagenstiftung.de/presse-news/presse05/14042005.pdf

    ----------------------
    Kontakt VolkswagenStiftung
    Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
    Dr. Christian Jung
    Telefon: 05 11/83 81 - 380
    E-Mail: jung@volkswagenstiftung.de

    Kontakt Förderinitiative der VolkswagenStiftung
    Dr. Anja Fließ
    Telefon: 05 11/83 81 - 374
    E-Mail: fliess
    @volkswagenstiftung.de


    More information:

    http://www.volkswagenstiftung.de/presse-news/presse05/14042005.pdf


    Images

    Criteria of this press release:
    Biology, Chemistry, Information technology, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    transregional, national
    Research projects, Science policy
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).