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04/30/1999 13:22

Zahl der AIDS-Neuerkrankungen geht zurück, aber Zahl der HIV-Infektionen bleibt unvermindert hoch

Dr. Ulrich Marcus Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Robert Koch-Institut

    30.4.1999

    Zahl der AIDS-Neuerkrankungen geht zurück, aber Zahl der HIV-Infektionen bleibt unvermindert hoch

    Auf Grund der in den letzten Jahren erheblich verbesserten Thera-piemöglichkeiten ist die Zahl der neu mit einem AIDS-Vollbild diagnostizierten Patienten deutlich zurückgegangen. Unter Berück-sichtigung des Meldeverzugs, d.h. der Korrektur für noch zu erwar-tende Fallmeldungen, wird die Zahl der 1998 neu mit dem AIDS-Vollbild diagnostizierten Patienten auf etwa 800 zurückgehen. Im Vergleich zu den Jahren 1993/1994, in denen mit ca. 1 900 die bisher höchste Zahl an Erkrankten gemeldet wurde, bedeutet dies einen Rückgang der AIDS-Neudiagnosen um mehr als 50%.

    Ebenso ist die Zahl der Todesfälle, die auf eine HIV-Infektion bzw. AIDS zurückzuführen sind, in Deutschland stark zurückgegangen. Starben 1994 noch über 2 100 Menschen an einer HIV/AIDS-bedingten Todesursache, sind es nach Schätzungen des RKI 1998 nur noch etwa 600.

    Von den neuen Möglichkeiten in der Therapie profitieren verschie-dene Gruppen jedoch in unterschiedlichem Maße. Während die Zahl der diagnostizierten AIDS-Fälle bei homo- bzw. bisexuellen Männern um 66% im Vergleich zu 1995 zurückging, beträgt der Rückgang bei den intravenös Drogenabhängigen 60% und bei heterosexuell Infi-zierten sogar "nur" 33%. Vermeiden oder hinausschieben läßt sich eine AIDS-Erkrankung mit Hilfe neuer Therapien natürlich nur, wenn die HIV-Infektion bekannt ist und medizinische Hilfe in An-spruch genommen wird. Eine offenbar gleichbleibend große Gruppe von Personen scheint aber Infektionsrisiken zu verdrängen und Testangebote nicht wahrzunehmen: ein Indiz daür ist die Tatsache, daß die Zahl der AIDS-Patienten, die keine Angaben zum vermuteten Infektionsweg machen konnten oder wollten, gegenüber dem Jahr 1995 nahezu unverändert bleibt. Die Zahl der AIDS-Erkrankungen bei Personen, die in Deutschland leben und aus Ländern stammen, in denen sich die HIV-Infektion in der gesamten Bevölkerung stark ausgebreitet hat, nahm sogar zu.

    Die therapiebedingte Verringerung der Zahl der AIDS-Erkrankungen darf nicht mit einem Rückgang der HIV-Neuinfektionen gleichgesetzt werden. Für eine deutliche Abnahme der HIV-Neuinfektionen in den letzten Jahren gibt es auf der Basis der vorliegenden Daten bisher kei-nen Anhaltspunkt. Die Zahl neuer HIV-Infektionen wird vom RKI auf immer noch etwa 2 000 pro Jahr geschätzt.

    Durch Verbesserungen im Meldesystem liegen für das Jahr 1998 Anga-ben zum Infektionsweg für über 80% der gemeldeten HIV-Befunde vor. Die größte Gruppe unter den HIV-Neuinfektionen bleiben mit etwa 40% die homo-bzw. bisexuellen Männer. Der Anteil der intravenös Drogenabhängigen ist in den letzten Jahren auf 10% zurückgegangen. Dagegen macht der Anteil der auf heterosexuellem Weg Infizierten mittlerweile 16% aus. Auch der Anteil von Personen, die aus Ländern mit einer hohen HIV-Verbreitung stammen und in denen der hetero-sexuelle Übertragungsweg vorherrschend ist, ist auf 16% gestiegen. Für 17% liegen keine Angaben zum Infektionsweg vor.

    Abzüglich der bereits an AIDS oder vor dem Eintreten von AIDS-definierenden Erkrankungen Verstorbenen, lebten Ende 1998 in Deutschland etwa 37 000 HIV-infizierte Personen. Auf Grund der heute verbesserten therapeutischen Möglichkeiten und der dadurch bedingten Abnahme der Todesfälle, wird die Zahl der zu versorgenden HIV- bzw. AIDS-Patienten bei einer stabilen Zahl von HIV-Neuinfektionen weiter leicht anwachsen. Bei einer wachsenden HIV-Prävalenz ist jedoch zu erwarten, daß ohne eine tatsächliche Heilung sowohl die Zahl der Neu-erkrankungen als auch die der Todesfälle wieder ansteigen werden, da die bisherigen Therapien lediglich den Krankheitsverlauf verzögern, nicht aber ganz aufhalten können. Gleichzeitig ist davon auszugehen, daß die Zahl der zu versorgenden Patienten weiter anwächst.

    +++ Ende RKI-P +++


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    Criteria of this press release:
    Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    transregional, national
    Research results
    German


     

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