Sie sorgt für Sicherheit, doch ihr eigener Schutz kommt häufig zu kurz. Deshalb steht die Wasserschutzpolizei jetzt unter besonderer Beobachtung. Im Auftrag der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) analysieren erstmals Wissenschaftler das Gefährdungspotenzial der Beamten, die auf Binnengewässern und Seewegen ihren Dienst tun.
Drei Institute sind an dem sozialwissenschaftlich-technischen Forschungsprojekt "Sicherheits- und Gesundheitsschutz auf Polizeibooten" beteiligt. Es sind die beiden An-Institute der Uni Duisburg-Essen "Rhein-Ruhr Institut für Sozialforschung und Politikberatung (RISP)" und "Entwicklungszentrum für Schiffstechnik und Transportsysteme (DST)" sowie die Sozialforschungsstelle Dortmund (SFS). Leitung und Koordination des auf zwei Jahre angelegten Projektes liegen beim RISP. Die Förderung beträgt 200.000 Euro.
Erhöhte Unfallgefahr: Polizeiarbeit auf dem Wasser
Es ist die Mischung aus Polizeidienst und schifffahrtbezogenen Aufgaben, die Risiken für Leib und Leben birgt: Bei der Verkehrsüberwachung, (technischer) Kontrolle von Gefahrgutschiffen, Rettung bzw. Bergung von Booten und Personen und natürlich bei der Fahndung kann der Routineeinsatz für die Beamten schnell in eine Extremsituation umschlagen. Hinzu kommen die Bedingungen auf den Booten und den Wasserstraßen. Die Ordnungshüter arbeiten auf engem Raum, bei hohem Tempo, bei Wellengang und schlechten Wetterverhältnissen und im polizeiüblichen Schichtdienst. Wer körperlich nicht absolut fit ist, erhöht dann zusätzlich die Gefahr, sich zu verletzen oder über Bord zu gehen.
Auch das Arbeitsschutzgesetz ist Teil der Problematik. Es verlangt generell vom "Dienstherrn" eine Beurteilung der Bedingungen und Gefährdungsquellen am Arbeitsplatz. Eine solche Bewertung ist für die Arbeit an Bord jedoch nur lückenhaft vorhanden. Was noch schwerer wiegt: Das Gesetz ist teilweise oder sogar völlig außer Kraft gesetzt, sobald die Polizisten hoheitliche Aufgaben zur Herstellung der öffentlichen Ordnung, etwa beim Bergen oder bei der Fahndung, wahrnehmen. Das besagt eine Öffnungsklausel.
Umso erstaunlicher, dass sich die Arbeitssicherheit bislang nicht für die Wasserschutzpolizei und die maritimen Teile des Bundesgrenzschutzes interessierte. Ganz anders die Polizeigewerkschaft GdP, die in diese Richtung schon seit Jahren Druck macht. Vor einem Jahr schlug sie der BAuA das Polizeibootprojekt vor, und die Bundesanstalt gab den Forschungsauftrag nun an die drei Institute weiter.
Die Teams aus Sozial- und Arbeitswissenschaftlern, Ingenieuren und Technikern untersuchen stellvertretend vier Standorte: Vorgesehen sind bislang die Rheinschifffahrt, hier vor allem in Duisburg, die Kanalschifffahrt mit Schwerpunkt auf den NRW-Wasserstraßen sowie die zwei Seehafenstandorte Bremen und Rostock.
Wie gut sind die Polizeiboote?
In den nächsten Monaten geht es zunächst um die Bestandsaufnahme. Wie steht es um Ausstattung und Arbeitsorganisation an Bord? Wie gehen die Beamten mit den Anforderungen am Arbeitsplatz um? Und wie gut sind überhaupt die Polizeiboote? Das sind die Kernfragen, damit die Wissenschaftler dann die technischen Mindestanforderungen festschreiben und eine Gefährdungsbeurteilung abgeben können. Das geschieht nicht nur vom Schreibtisch aus. Zwar werten sie die Erfahrungsberichte der Dienststellen aus, sie begleiten die Beamten aber auch bei ihrer Arbeit, führen Interviews und inspizieren Boote und Ausrüstung.
Die starke Einbindung der Betroffen ist Teil des methodischen Ansatzes, sie versteht sich bei dem Projektziel andererseits auch von selbst: Wie ließe sich sonst ein Präventionskonzept und - als letzte Stufe - ein Sicherheitstraining entwickeln? Also kommt man regelmäßig zusammen: In einem ersten Workshop Anfang April diskutierten Forscher und Polizeibeamte über Konzept und Erwartungen. Die Erfahrungen der Ordnungshüter machten deutlich: Vieles kann besser werden.
Zu den Instituten:
Das RISP, bekannt für seine anwendungsorientierte Forschung, hat bereits diverse Studien zur Binnenschifffahrt abgeschlossen. Auch die Polizei war bereits mehrfach Forschungsobjekt der Sozialwissenschaftler. Die Ingenieure des Duisburger DST haben sich unter anderem auf die Untersuchung und Entwicklung von Binnen-, See- und Küstenschiffen spezialisiert. Die Dortmunder SFS ist eines der großen deutschen Institute zur Arbeitsforschung und ist dem NRW-Wissenschaftsministerium zugeordnet.
Weitere Informationen: Waldemar Mathejczyk, RISP, Projektgruppe Arbeit -Bildung - Sozialer Wandel, Tel. 0203/280 99 19; mathejczyk@uni-duisburg.de
http://www.risp-duisburg.de
http://www.risp-duisburg.de/abtpro/abs/ABSproVII.htm - Polizeiboot-Projekt
Criteria of this press release:
Mechanical engineering, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Social studies, Traffic / transport
transregional, national
Research projects
German
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