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04/19/2005 09:49

Evolutionsbiologie in Deutschland neu verankern

Dr. Christian Jung Stabsreferat Kommunikation
VolkswagenStiftung

    VolkswagenStiftung richtet neue Förderinitiative zur Evolutionsbiologie ein - Ausschreibung zur Einrichtung von Curricula folgt Mitte Mai

    Die Evolutionsbiologie beschäftigt sich mit der Entwicklung der Lebewesen im Laufe der Erdgeschichte. Ihr Ziel ist es vor allem, die zeitliche Abfolge der einzelnen Entwicklungsstufen der Organismen zu rekonstruieren - führt dies doch zu einem hypothetischen Stammbaum aller Lebewesen. Dabei ergeben sich Erkenntnisse über Gesetzmäßigkeiten und Mechanismen der biologischen Evolution. Evolutionsbiologen untersuchen insbesondere die Änderungen und Wandlungen, die bei der Entstehung neuer Arten eine Rolle spielen, und sie setzen diese Änderungen in einen Bezug zu den Umweltbedingungen, an die die neu entstehenden Arten besser angepasst sind. Ein Verständnis jener Prozesse - sie verlaufen nicht zielgerichtet -, die zur komplexen Anpassung durch Mutation, natürliche Auslese und Evolution führen, ist essenziell, um die Dynamik innerhalb und zwischen Populationen in Zeit und Raum zu verstehen.

    Ursprung und Entwicklung der Artenvielfalt erklären zu können einschließlich der Mechanismen, die ihnen zu Grunde liegen, stellt eine der größten Herausforderungen der biologischen Grundlagenforschung dar. Da evolutionsbiologische Konzepte zudem universal sind und auf unterschiedliche Systeme übertragen werden können, geht die Bedeutung dieses Forschungsgebiets jedoch weit über die zentralen Fragen der Evolutionsbiologie hinaus und besitzt vielmehr grundlegende Relevanz für die modernen Biowissenschaften. Selbst Soziologen, Ökonomen und Philosophen interessieren sich für evolutive Prozesse: Denn wo Weitergabe und Varianz auftreten, sind Selektion und Evolution im Spiel - was letztendlich auch auf die Entstehung und den Wandel der Kulturen zutrifft. Anlass genug also für die VolkswagenStiftung, sich auf diesem Gebiet zu engagieren. Daher richtet sie die neue Förderinitiative "Evolutionsbiologie" ein - und zwar in Form eines größeren Rahmenkonzepts mit unterschiedlichen Einzelelementen (siehe weiter unten in der Pressemitteilung). Nähere Informationen gibt ein Merkblatt, das ab Ende April zu finden ist unter www.volkswagenstiftung.de im Menü Förderung/ Förderangebot.

    Dem Engagement der VolkswagenStiftung liegt insbesondere die Erkenntnis zu Grunde, dass in Deutschland Studierende mit dem Fach der Evolutionsbiologie nur marginal in Berührung kommen und es zudem kaum attraktive Perspektiven für Nachwuchswissenschaftler auf diesem Gebiet gibt - weder für Rückkehrer aus dem Ausland noch für Postdoktoranden, die an einem der wenigen Standorte in Deutschland geforscht haben und nun den nächsten Karriereschritt planen. So wandern viele von ihnen ins Ausland ab, Kompetenz geht verloren. Mit dieser schwierigen Situation einher geht auch eine mangelnde Vernetzung deutscher Evolutionsbiologen mit Kollegen in anderen Ländern.

    Durch die Einrichtung der Förderinitiative Evolutionsbiologie gibt die Stiftung ein deutliches Signal für eine stärkere Verankerung dieser Forschungsrichtung in Deutschland. Folgende fünf Module enthält das neue Angebot:

    - Ausschreibung eines Wettbewerbs zur strukturellen Stärkung der Evolutionsbiologie an deutschen Universitäten

    Um die Vermittlung evolutionsbiologischer Konzepte bereits in der Ausbildung besser zu verankern, schreibt die Stiftung - bereits Mitte Mai 2005 - einen Wettbewerb aus, in dem sich Universitäten mit eigenen Ausbildungskonzepten um entsprechende Mittel bei der Stiftung bewerben können. Vom Umfang her ist dabei an eine Förderung von vier bis fünf Zentren mit jeweils bis zu 300.000 Euro gedacht. Bei umfassenderen Konzepten wird in jedem Fall erwartet, dass neben der finanziellen Unterstützung durch die Stiftung Drittmittel auch von anderer Seite eingeworben werden. Die initiale Förderphase solch eines Ausbildungskonzepts kann drei bis vier Jahre umfassen, abhängig vom Ergebnis einer externen Evaluation im vierten Jahr ist eine Fortsetzung der Förderung um weitere zwei Jahre denkbar. Nähere Informationen gibt ein Merkblatt, das etwa Mitte Mai vorliegt (siehe www.volkswagenstiftung.de).

    - Stipendien für Doktoranden und Postdoktoranden

    Um Anreize zu schaffen, sich mit evolutionsbiologischen Fragestellungen zu beschäftigen, vergibt die Stiftung Mittel für Doktoranden- und Postdoktorandenstellen. Diese richten sich innerhalb Deutschlands vor allem an "Fachwechsler" - also an Wissenschaftler, die mit anderem Hintergrund nun Zugang zur Evolutionsbiologie suchen. Eine weitere Zielgruppe für diese Förderung sind Rückkehrer aus dem Ausland, die bereits im Bereich der Evolutionsbiologie arbeiten. Dies wird ebenfalls zum beschleunigten Wissenstransfer beitragen. Um die Doktorandenstellen gerade auch für Quereinsteiger etwa aus der Biochemie oder der Physik attraktiv zu machen, sind sie auf bis zu vier Jahre angelegt. Diese Instrumente sollen es in Deutschland tätigen Arbeitsgruppenleitern in der Summe erleichtern, motivierte und interessierte Mitarbeiter zu gewinnen - was spürbar zur Stärkung des Standorts beitragen dürfte. Zur Unterstützung der Interaktion von Doktoranden und Postdoktoranden stellt die Stiftung darüber hinaus Mittel für den kurzzeitigen Austausch von Mitarbeiten zur Verfügung und fördert Doktorandentreffen, von denen deutsche Promovierende profitieren.

    - Gastprofessuren und Gastdozenturen

    Des Weiteren unterstützt die Stiftung Gastprofessuren für die Dauer von maximal zwölf Monaten und gewährt dabei neben Personal- auch Sachmittel in geringem Umfang. Voraussetzung für eine Förderung ist, dass sich die Professoren an weiterreichenden Aktivitäten beteiligen, die der Zielsetzung der Förderinitiative dienen - gedacht ist hier beispielsweise an die Unterstützung von Sommerschulen, an Seminare oder auch Vorträge in anderen Hochschulen.

    - Symposien oder Symposiumsreihen

    Symposien und Sommerschulen (mit maximal 60 Teilnehmern), die sich durch eine aktive Beteiligung des wissenschaftlichen Nachwuchses und eine internationale Zusammensetzung der Teilnehmerschaft auszeichnen, stellen ebenfalls einen Baustein des neuen Stiftungsengagements dar. Im Sinne der Zielsetzung der Initiative sollte jedoch ein substanzieller Teil der Gäste aus Deutschland kommen und auch der Veranstaltungsort möglichst in Deutschland liegen. Um dem Netzwerkgedanken Rechnung zu tragen, ist die Stiftung darüber hinaus an Symposiumsreihen mit überlappender Teilnehmerschaft - auch aus dem europäischen Ausland - interessiert.

    - Sommerschulen, Sommerschulreihen und Mitarbeiteraustausch

    Diese Elemente dienen der Aus- und Weiterbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses in verschiedenen Teilbereichen der Evolutionsbiologie. Erfahrungsgemäß lassen sich durch die Veranstaltung von Sommerschulen oder Sommerschulreihen während der Doktorandenzeit nachhaltige Effekte sowohl hinsichtlich der Wissensvermittlung als auch der Vernetzung der Beteiligten (Lehrende und Studierende) erzielen. Wiederum sollten viele der teilnehmenden Personen in Deutschland tätig sein - angesichts des Ziels einer verstärkten Interaktion mit dem europäischen Ausland sind jedoch auch Teilnehmer aus jenen Ländern einzubeziehen. In jedem Falle wird eine internationale Zusammensetzung des Lehrköpers erwartet, um eine entsprechende Breite des thematischen Spektrums zu gewährleisten.

    Ausblick: Die VolkswagenStiftung geht davon aus, dass gerade die Evolutionsbiologie den modernen Biowissenschaften grundlegende Orientierung geben kann. Sie ist eine integrative Disziplin, in der sich teilweise sehr unterschiedliche Forschungsrichtungen wie Systematik, Paläontologie, Genomforschung, Bioinformatik, Mathematik und Molekularbiologie begegnen. Neue Aktualität hat dieses Gebiet zum Beispiel durch die Sequenzierung der Genome zahlreicher Spezies, einschließlich dem des Menschen, erhalten - wird damit doch ein neuer Zugang zu teilweise schon alten Fragestellungen ermöglicht. Und auch für den Bereich der Biomedizin wird erwartet, dass evolutionsbiologische Konzepte zu einem besseren Verständnis komplexer Erkrankungen wie Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen werden.

    Der Text der Presseinformation steht im Internet zur Verfügung unter
    http://www.volkswagenstiftung.de/presse-news/presse05/19042005.pdf
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    Kontakt VolkswagenStiftung
    Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
    Dr. Christian Jung
    Telefon: 05 11/83 81 - 380
    E-Mail: jung@volkswagenstiftung.de

    Kontakt Förderinitiative der VolkswagenStiftung
    Dr. Henrike Hartmann
    Telefon: 05 11/83 81 - 376
    E-Mail: hartmann@volkswagenstiftung.de


    More information:

    http://www.volkswagenstiftung.de/presse-news/presse05/19042005.pdf


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    Criteria of this press release:
    Biology, Information technology
    transregional, national
    Science policy, Studies and teaching
    German


     

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