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05/04/1999 10:04

Kriege werfen lange Schatten

Michael Seifert Hochschulkommunikation
Eberhard Karls Universität Tübingen

    Kriege werfen lange Schatten

    Interdisziplinäres Projekt an der Universität Tübingen untersucht Folgen von Kriegserfahrungen

    Kriege lassen nicht nur Feldherren und Armeen untergehen, stürzen Herrscher und ziehen Grenzen neu. Sie verändern und prägen auch Gesellschaften oft über Generationen hinweg. Seit Anfang des Jahres ist dies der Gegenstand des neuen DFG-Sonderforschungsbereichs "Kriegserfahrungen - Krieg und Gesellschaft in der Neuzeit" an der Universität Tübingen. Mit einer Eröffnungsveranstaltung stellt er sich am 7. Mai zum ersten Mal in der Öffentlichkeit vor.

    Von besonderem Interesse für das Tübinger Projekt, das von zehn Hochschullehrern aus fünf Fakultäten in derzeit 27 Einzelprojekten angeleitet wird, "ist nicht die klassische Kriegsgeschichte von Strategie und Taktik, auch nicht die politische Geschichte", so Prof. Anton Schindling, Professor für die Geschichte der frühen Neuzeit und Sprecher des Forschungsbereichs. In einem "breiten Zugriff" soll erforscht werden, wie in unterschiedlichen Bevölkerungsschichten Kriege erfahren, wie sie gedeutet und welcher Sinn ihnen zugeschrieben wird. Solche Deutungen verbleiben oft über Jahrhunderte im gesellschaftlichen Gedächtnis, so Schindling: "Große Kriege haben einen langen Schatten". Ein markantes Beispiel dafür sei "die enorme Erinnerungskultur" an den Dreißigjährigen Krieg, dessen Spuren bis in die heutige Zeit hinein zu verfolgen seien, in Denkmälern, regionalen Bräuchen oder auch in Kunst und Literatur (wie beispielsweise Brechts "Mutter Courage"). Ebenfalls von großem Interesse ist die Rolle von Kriegserfahrungen und Kriegsdeutungen für die unmittelbare Nachkriegszeit und ihr Einfluß auf die gesellschaftliche Nachkriegsordnung.

    Weit gesteckt ist im neuen Sonderforschungsbereich dabei der zeitliche Rahmen, der die Projekte umfaßt, vom Dreißigjährigen Krieg über die Napoleonischen Kriege, den Deutsch-Französischen Krieg 1870/71, die Weltkriege dieses Jahrhunderts bis zur Zeit des Kalten Krieges. Weiträumig gefaßt ist der Forschungsbereich auch in bezug auf die untersuchten Regionen: Einen Schwerpunkt bildet Osteuropa, es finden sich darüber hinaus aber auch Projekte verteilt über den ganzen übrigen Kontinent wie auch für Nordamerika, ebenso Studien für Südwest-Deutschland, zu den Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges in Hohenlohe, Hohenzollern oder dem Mittleren Schwarzwald beispielsweise.

    Eine besondere Rolle spielt auch die Auseinandersetzung mit den Auswirkungen des Ersten Weltkriegs, der "Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts", was nach Schindling der Tendenz der gegenwärtigen Forschung entspricht, wie man es auch in der Debatte um die Hintergründe der Konflikte auf dem Balkan beobachten könne.

    Ausgewiesener Experte für dieses Themenfeld ist Prof. Hans-Ulrich Wehler aus Bielefeld, der als Gastredner für den Eröffnungsvortrag "Nationalstaat und Krieg" gewonnen werden konnte. Beginn des Vortrags am kommenden Freitag, den 7. Mai, ist 15 Uhr c.t., er findet im Hörsaal 14 in der Neuen Aula der Universität statt. Der Sonderforschungsbereich und die Universität laden herzlich dazu ein.

    Weitere Informationen:

    Prof. Anton Schindling
    Sprecher des SFB "Kriegserfahrungen - Krieg und Gesellschaft in der Neuzeit"
    Tel.: (07071) 29-78505; e-mail: anton.schindling@uni-tuebingen.de


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    Criteria of this press release:
    History / archaeology
    transregional, national
    Research projects
    German


     

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