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05/06/1999 10:04

Zunehmende Internationalisierung von großer Bedeutung für die nationale Wirtschaftspolitik

Ina Hormuth Öffentlichkeitsarbeit
HWWA-Institut für Wirtschaftsforschung Hamburg

    Zunehmende Internationalisierung von großer Bedeutung für die nationale Wirtschaftspolitik

    Die Internationalisierung der Wirtschaft hat ein beachtliches Niveau erreicht. Dies gilt international ebenso wie für Deutschland. Insbesondere die interna-tionale Produktionsverflechtung verzeichnet kräftige Zuwächse, sagte Rolf Jungnickel, Experte des HWWA-Institut für Wirtschaftsforschung-Hamburg für Direktinvestitionen, Multinationale Unternehmen und Strukturfragen der deutschen Wirtschaft, in seinem Eröffnungsvortrag der diesjährigen HWWA-Konferenz anläßlich des Hamburger Hafengeburtstages. Die Ham-burger Konferenz, die unter Beteiligung nationaler und internationaler Wirt-schaftswissenschaftler stattfindet, steht unter dem Dachthema "Internationale Unternehmensstrategien und nationale Standortpolitik".

    Die zunehmende Internationalisierung ist oft mit Standortentscheidungen verbunden. Die Kenntniss der Bestimmungsgründe kann zur Erhöhung der Effizienz nationaler Politik gegenüber den international operierenden Unter-nehmen beitragen.

    Die Internationalisierungsstrategien können auf Sicherung oder Ausweitung des Absatzes im Ausland, auf die Verfügung über natürliche Ressourcen, auf Kostensenkung oder auf die Verfügung über strategisch wichtige wissensin-tensive Ressourcen des Auslands ausgerichtet sein. Doch zwischen diesen Zielsetzungen zeichnen sich Verschiebungen ab. Die Effizienzsteigerung und die Einbindung wissensintensiver ausländischer Ressourcen (strategic asset seeking) gewinnen an Gewicht gegenüber traditionellen Marktstrategien, betonte der HWWA-Experte.

    Damit veränderten sich die Standortanforderungen der Multinationalen Un-ternehmen, und es ergäben sich Strukturveränderungen in der internationalen Verflechtung: Die konzerninterne Verflechtung innerhalb von Produktions-netzwerken würde enger, die Mobilität der Produktion und der Produktions-faktoren nehme zu; sie betreffe zunehmend auch höherwertige Produktionen und Funktionen. Unternehmenszusammenschlüsse blieben wichtige Formen, in denen Umstrukturierungen der internationalen Produktion abliefen; regio-nale Aspekte der Standortwahl gewönnen an Gewicht.

    Diese Entwicklungen setzten die Wirtschaftspolitik unter Druck, sie eröffne-ten aber auch neue Möglichkeiten, ausländische Ressourcen für die inländi-sche Wirtschaftsentwicklung zu nutzen und dadurch den Strukturwandel voranzubringen.

    So wird die Arbeitsmarktpolitik einerseits entlastet, wenn die internationale Arbeitsteilung konzernintern organisiert (und finanziert) wird. Andererseits entsteht in den grenzüberschreitenden internen Arbeitsmärkten für hoch- wie niedrigqualifizierte Arbeit eine Konkurrenz mit den nationalen Lohntarifen, betonte Jungnickel.

    Auch die internen Systeme der Kontroll- und Entscheidungsrechte - der "Corporate Governance", treten mit dem Entstehen internationaler Produkti-onsnetzwerke in Wettbewerb. Bei unterschiedlicher Effizienz könne sich auch hier Anpassungsbedarf ergeben.

    Die starke regionale Orientierung der Internationalisierungsstrategien eröff-net, nach der Einschätzung des HWWA-Wissenschaftlers, der Wirtschafts-politik die Möglichkeit, hochwertige Wertschöpfung zu attrahieren, wenn es gelänge, den schärferen Standortforderungen möglicher Investoren gerecht zu werden. Für das Ansiedeln von Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten, von denen im besonderen Maße Spillover-Effekte auf die Wirtschaft zu er-warten seien, sei aber nicht nur ein forschungsfreundliches Umfeld zu ge-währleisten, sondern es gehe auch um das Schaffen attraktiver Bedingungen für innovative Produktionen. Darüber hinaus stehe die Regionalpolitik aber vor der Frage, inwieweit einer dabei möglichen Polarisierung der Regionen entgegengewirkt werden soll oder kann.

    Zudem wird der Standortwettbewerb nach Erkenntnissen des HWWA durch die Steuerarbitrage verschärft, die durch die neuen Entwicklungen bei den Internationalisierungsstrategien begünstigt würden. Damit gewönnen die Festlegung von Steuersätzen, die Ausgestaltung des Steuersystems und Fra-gen der internationalen Steuerverteilung an Gewicht.

    Die gesamte wirtschaftspolitische Bedeutung dieser Fragen hat so starke internationale Dimensionen, daß im nationalen Interesse zu prüfen sei, in-wieweit politische Antworten auf die Internationalisierung der Unternehmen auch durch internationale Vereinbarungen flankiert werden könnten oder sollten.

    Hamburg, 06.05.99 Telefon 040 428 34 354


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    Criteria of this press release:
    Economics / business administration
    transregional, national
    Research results
    German


     

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