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04/28/2005 19:24

"Erfinder müssten wie Popstars behandelt werden"

Dr. Klaus Eichenberg Pressestelle
Verein zur Förderung der Biotechnologie e.V.

    Schwerpunktthema Regenerationsbiologie bei den Biotechnologietagen 2005 des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, BMBF, in der BioRegion STERN.

    (Stuttgart) - Zu den 7. Biotechnologietagen 2005 des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, BMBF, trafen sich am 25. und 26. April Experten aus ganz Deutschland in Stuttgart. Zur Eröffnung sprach Staatssekretär Wolf-Michael Catenhusen von spürbaren neuen Wachstumsimpulsen für die Biotechnologie. Er kündigte für den Herbst eine neue Ausschreibungsrunde der Fördermaßnahme BioChancePLUS an, die speziell jungen Biotech-Unternehmen Finanzierungshilfen bei der Umsetzung von Forschungs- und Entwicklungsvorhaben in der Phase unmittelbar nach der Gründung gibt. In den Jahren 2004 bis 2008 stehen somit insgesamt rund 100 Millionen Euro für die Förderung kleiner und mittelständischer Unternehmen in dieser Branche zur Verfügung.
    Als Vertreter einer der Siegerregionen des BMBF-Programms BioProfile, einem Förderprogramm für Regionen, in denen biotechnologisches Wissen erfolgreich umgesetzt wird, ist der Geschäftsführer der BioRegio STERN Management GmbH, Dr. Klaus Eichenberg, von der unbedingten Richtigkeit dieser neuen Förderrunde überzeugt. Mit dem Schwerpunktthema "Regenerationsbiologie" hatte seine Region 18 Millionen Euro Fördergelder eingeworben, die eine regelrechte Gründungswelle auslösten. Nicht zuletzt deswegen war als Schwerpunktthema der Biotechnologietage in der STERN-Region die Regenerationsbiologie gewählt worden. Das Interesse war enorm, als Dr. Klaus Eichenberg die Halbzeitbilanz des Förderprogrammes präsentierte: "Bis heute wurden für 14 Projekte fünf Millionen Euro bewilligt. Für weitere zehn Projekte stehen noch einmal sieben Millionen Euro zur Empfehlung."

    Im seinem Plenarvortrag entwarf Professor Hans-Jörg Bullinger, Präsident der Fraunhofer Gesellschaft, "Zukunftsvisionen für die Biotechnologie-Branche". Er lobte die exzellente Grundlagenforschung in Deutschland und stellte fest: "Es gelingt uns, aus Geld Wissen zu machen, wir müssen aber aus dem Wissen wieder Geld machen. Wir müssen von der Invention zur Innovation kommen." So forderte er nicht nur die Anwesenden, sondern alle Unternehmer auf, mehr Risiko einzugehen. Auch er betonte die Bedeutung der BioRegio STERN für die Regenerationsbiologie und nannte die Forschungs- und Unternehmensaktivitäten der Region "einen Hoffnungsschimmer" für die gesamte Branche. Die BioRegio bewerte er als Erfolgsmodell, weil sie nachhaltig die Kooperation zwischen Wirtschaft und Wissenschaft unterstützt. Welchen Stellenwert Innovationen eigentlich haben sollten, beschrieb er mit einem Zitat des britischen Prinzen Philipp: "Erfinder müssten wie Popstars behandelt werden."
    In der anschließenden Podiumsdiskussion griffen die Teilnehmer aus Wirtschaft und Wissenschaft die Thesen Professor Bullingers auf. Auch sie forderten Mut und Risikobereitschaft: Unternehmer sollten von ihren Ideen überzeugt sein und sich von Rückschlägen nicht entmutigen lassen. Einig war man sich darüber, dass die Biotechnologie zu den bedeutendsten Zukunftstechnologien zu zählen ist, deren Potenzial jedoch niemand in Zahlen auszudrücken vermag.

    Im Forum zum Schwerpunktthema Regenerationsbiologie berichtete Professor Thomas Skutella vom Institut für Anatomie und Stammzelltechnologie der Universität Tübingen über den Stand der Regenerationsbiologie in Deutschland. Der Mediziner forderte eine verstärkte Zusammenarbeit von Klinikern und Forschern in "technologie-basierten Zentren für Zelltherapie und Gewebeersatz". In der anschließenden Diskussion kamen Unternehmer wie Robert Guilleaume von der ARS ARTHRO AG und Dr.-Ing. Harald Stallforth von Aesculap ebenso zu Wort wie Dr. Stefan Lange vom neu gegründeten Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen. Stallforth forderte den Abschied von der "Vollkasko-Mentalität" der Patienten: "Schließlich wird mehr Geld für den Urlaub ausgegeben als für die Gesundheit."
    Um über die essenzielle Grundlagenforschung hinaus mit neuen Technologien erfolgreicher zu sein, müssten die Unternehmer freier agieren können - durch die "übertriebene Regulierungswut" fühlten sich fast alle gebremst, wie Guilleame formulierte: "Wir können nicht nur über Innovationen reden, wir müssen sie schaffen; dafür brauchen wir die entsprechende strukturelle Unterstützung." Unbedingt notwendig sei die Förderung der internationalen Zusammenarbeit, wurde verlangt: An der europäischen Verordnung zur Regelung des Einsatzes menschlicher Tissue Engineering-Produkte müsse sich Deutschland dringend beteiligen.

    Ein viel beachtetes Thema der Biotechnologietage war die Frage der Finanzierung junger Biotech-Unternehmen. Der parlamentarische Staatssekretär des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit (BMWA) Rezzo Schlauch stellte fest, die Bewertung von Unternehmen erfolge noch immer nach Kriterien aus der Zeit der industriellen Revolution: Maschinen, Immobilien, Kapital. Was an Wissen und Patenten in einer Firma stecke, gelange nicht in den Focus. Immerhin konnte Schlauch eine neue dreistufige Wagnis-Kapital-Förderarchitektur mit verschiedenen spezialisierten Fonds ankündigen. Mit Unterstützung privater Investoren sollen in fünf Jahren rund 1,7 Milliarden Euro Wagniskapital mobilisiert werden.
    Als Vertreter des Business Angel Forums Region Stuttgart erklärte Joachim Wilke von der i.con. innovation GmbH den Kongressteilnehmern die Idee des Business Angel-Konzepts, das in den USA bereits eine lange Tradition hat, in Deutschland jedoch noch in den Kinderschuhen stecke. "Bezogen auf steuerliche und rechtliche Rahmenbedingungen gehört Deutschland zu den Schlusslichtern in Europa", stellte Wilke fest. "Es ist viel zu wenig privates Kapital verfügbar." Gerade in den Seed- (Vorgründungsphase) und Start-up-Phasen klafften momentan riesige Finanzierungslücken. "Anstelle von koreanischen Schiffen oder Hollywood-Medienfonds sollte Kapital besser in deutsche Start-ups investiert werden", forderte Dr. Wolfgang Wybranietz von der DZ Bank - und erntete dafür großen Applaus. Insolvenzen hätten vielfältige Ursachen, die aber, so Wybranietz, nicht branchenspezifisch seien: Managementfehler, zu hohe Bewertung der Unternehmen - und nicht zuletzt die Möglichkeit, ein insolventes Unternehmen "billig aufzukaufen". Die vielen Success-Stories, die es zweifellos gebe, würden hingegen unzureichend vermarktet.
    In der anschließenden Podiumsdiskussion erinnerte Dr. Harpreet Singh von der immatics biotechnolgies GmbH aus Tübingen daran, was ihn bewogen hat, Unternehmer zu werden: "Es ist faszinierend, eine Idee zu packen, zu entwickeln und dann das Produkt an den Markt zu bringen. Das ist die Motivation für den Gründer!" Alec Rauschenbusch von der privaten Investmentboutique Grazia Equity wünscht sich genau diesen Optimismus, verbunden mit Realismus: "Viele Gründer unterschätzen die Herausforderung, ein Produkt auf den Markt zu bringen." Erfreulicherweise waren sich alle Diskussionsteilnehmer einig in der Einschätzung, dass der Tiefpunkt durchschritten sei. Stellvertretend brachte Dr. Alexandra Goll von der Techno Venture Management (TVM) die Perspektive des Venture Capitals auf den Punkt: "Die Kinderkrankheiten der deutschen Biotech-Branche haben wir überwunden."


    More information:

    http://www.bioregio-stern.de


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    Pressegespräch Biotechnologietage 2005: Staatssekretär Wolf-Michael Catenhusen, Dr. Klaus Eichenberg, Dr. Niels Emmerich (v.l.n.r.)
    Pressegespräch Biotechnologietage 2005: Staatssekretär Wolf-Michael Catenhusen, Dr. Klaus Eichenberg ...
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    Criteria of this press release:
    Biology, Information technology, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Scientific conferences
    German


     

    Pressegespräch Biotechnologietage 2005: Staatssekretär Wolf-Michael Catenhusen, Dr. Klaus Eichenberg, Dr. Niels Emmerich (v.l.n.r.)


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