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05/06/2005 09:39

Dr. Leopold-Lucas-Preis 2005: Yosef Hayim Yerushalmi

Michael Seifert Hochschulkommunikation
Eberhard Karls Universität Tübingen

    Universität Tübingen zeichnet den New Yorker Historiker aus

    Am Dienstag, dem 10. Mai 2005, verleiht die Evangelisch-Theologische Fakultät im Namen der EBERHARD KARLS UNIVERSITÄT TÜBINGEN den mit 40.000 Euro dotierten Dr. Leopold-Lucas-Preis an den New Yorker Historiker Prof. Dr. Yosef Hayim Yerushalmi.

    Die Fakultät zeichnet Yosef Hayim Yerushalmi, wie es in der Verleihungsurkunde heißt, aus, "in Würdigung seiner grundlegenden Forschungen zur Geschichte der jüdischen Diaspora, insbesondere des sephardischen Judentums, seines bedeutenden Beitrags zur Aufhellung des Verhältnisses der Psychoanalyse Sigmund Freuds zur Geschichte des Judentums, seiner Erforschung der Bedingungen für ein konstruktives Zusammenleben der jüdischen Kultur mit anderen Kulturen in nichtjüdischen Gesellschaften sowie seiner bahnbrechenden Einsichten in den Unterschied und das Zusammenwirken von Gedächtnis und Geschichtsschreibung bei der Begründung und Erhaltung der Identität von Kulturen."

    Der Festakt aus Anlass der Preisverleihung findet um 17.15 Uhr im Festsaal der Neuen Aula, Wilhelmstr. 7 statt. Die Laudatio auf den Preisträger hält der Dekan der Evangelisch-Theologischen Fakultät, Prof. Dr. Eilert Herms. Yosef Hayim Yerushalmi hält anschließend den Festvortrag zum Thema: "Israel, the Unexpected State: Messianism, Sectarianism, and the Zionist Revolution".

    Am 9. Mai findet um 14 Uhr in Raum 02, Alte Botanik, Wilhelmstr. 5 ein Pressegespräch mit Yosef Hayim Yerushalmi statt.

    Der Dr. Leopold-Lucas-Preis würdigt alljährlich hervorragende Leistungen auf dem Gebiet der Theologie, der Geistesgeschichte, der Geschichtsforschung und der Philosophie. Er ehrt dabei insbesondere Persönlichkeiten, die zur Förderung der Beziehungen zwischen Menschen und Völkern wesentlich beigetragen und sich durch Veröffentlichungen um die Verbreitung des Toleranzgedankens verdient gemacht haben. Zu den bisherigen Preisträgern gehörten namhafte Wissenschaftler wie Karl Rahner, Paul Ricoeur, Raimund Popper oder Michael Walzer, aber auch hervorragende politische Repräsentanten des Geistes und der Kultur wie Richard von Weizsäcker, Léopold Sédor Senghor, der frühere senegalesische Staatspräsident, oder Tenzin Gyatso, der 14. Dalai Lama. Die Auszeichnung wurde 1972 von dem am 9. Juli 1998 verstorbenen Generalkonsul Franz D. Lucas, ehemals Ehrensenator der Eberhard Karls Universität, zum 100. Geburtstag seines in Theresienstadt umgekommenen Vaters, des jüdischen Gelehrten und Rabbiners Dr. Leopold Lucas, gestiftet.

    Yosef Hayim Yerushalmi ist seit 1980 Salo Wittmayer Baron Professor of Jewish History an der Columbia University New York. Er wurde 1932 in New York geboren, studierte an der Yeshiva University und am Jewish Theological Seminary und wurde 1966 an der Columbia University promoviert. Von 1966 bis 1980 lehrte er an der Harvard University zuletzt als Vorsitzender des Departments für Sprachen und Zivilisationen des Vorderen Orients.

    Die wissenschaftlichen Arbeitsgebiete reichen von der biblischen Zeit bis in die Gegenwart, die beiden herausragenden Forschungsfelder sind die Geschichte der Juden in Spanien und Portugal im 17. und 18. Jahrhundert und die Geschichte der Psychoanalyse. Für das letztere Gebiet steht das ungemein anregende Werk "Freuds Moses", in dem sich Yerushalmi als subtiler Kenner Sigmund Freuds und der Situation im Wien seiner Zeit erweist. Die historische Hermeneutik des Preisträgers erschließt sich in seinem bekanntesten Werk "Zachor: Erinnere Dich!", in dem Yerushalmi die in der biblischen Zeit begründete und für die jüdische Geschichte bis heute grundlegende Kultur des Erinnerns und Vergegenwärtigens entfaltet.

    Die Bücher von Yosef Hayim Yerushalmi wurden in neun Sprachen übersetzt, darunter Japanisch, Ungarisch und Russisch. Er ist Ehrendoktor des Jewish Theological Seminary of America, des Hebrew Union College, der Universitäten Haifa und München sowie der École Pratique des Hautes Études, Paris.

    Dr. Leopold Lucas wurde am 18. September 1872 in Marburg geboren. Er entstammte einer seit Anfang des 17. Jahrhunderts in Marburg ansässigen jüdischen Familie. Lucas studierte in Berlin Geschichte und jüdische Wissenschaft sowie Philosophie und orientalische Sprachen. 1895 wurde er in Tübingen mit einer Dissertation über die "Geschichte der Stadt Tyrus zur Zeit der Kreuzzüge" zum Doktor der Philosophie promoviert. Im Jahre 1899 wurde er als Rabbiner nach Glogau berufen. Er diente dieser traditionsreichen jüdischen Gemeinde vier Jahrzehnte lang als Lehrer, Prediger und Seelsorger. Unermüdlich war Leopold Lucas während seines ganzen Lebens wissenschaftlich tätig. Sein besonderes Arbeitsgebiet war die Geschichte der Juden in den ersten christlichen Jahrhunderten. Lucas war 1902 Initiator der "Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft des Judentums", deren Leitung er sich mit Martin Philippson teilte. Im Jahr 1940 folgte Lucas einem Ruf an die Hochschule für die Wissenschaft des Judentums in Berlin - zu einer Zeit also, in der die Vernichtung der Juden in Deutschland beschlossene Sache war und begonnen hatte. Am 17. Dezember 1942 wurde Leopold Lucas zusammen mit seiner Frau nach Theresienstadt deportiert. Auch hier wirkte er noch als Seelsorger seiner Leidensgenossen. Er erlag am 13. September 1943 den Strapazen des Konzentrationslagers. Frau Dorothea Lucas wurde im Oktober 1944 nach Auschwitz verschleppt und umgebracht.

    Für Nachfragen:

    Prof. Dr. Eilert Herms
    Dekan der Evangelisch-Theologischen Fakultät
    Liebermeisterstr. 12
    72076 Tübingen
    Tel.: (0 70 71) 29 7 25 38, Fax: 29 54 15


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    Criteria of this press release:
    History / archaeology, Law, Philosophy / ethics, Politics, Religion, Social studies
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Personnel announcements
    German


     

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