Ein Bonbon für Orgelfreunde ist das Buch "Zur Geschichte der Konzertsaalorgel in Deutschland - die Klais-Orgel der Ruhr-Universität Bochum" von Prof. Dr. Christian Ahrens (Institut für Musikwissenschaft, Fakultät für Geschichtswissenschaft der RUB), das er soeben zusammen mit Dipl.-Physiker Jonas Braasch (Institut für Kommunikationsakustik, Fakultät für Elektro- und Informationstechnik der RUB) herausgebracht hat.
Bochum, 18.05.1999
Nr. 109
"Zwischen Pfeife und Pedal"
Von Pippin dem Kurzen bis zur RUB-Orgel
RUB-Wissenschaftler schreibt 'Orgelgeschichte'
Ein Bonbon für Orgelfreunde ist das Buch "Zur Geschichte der Konzertsaalorgel in Deutschland - die Klais-Orgel der Ruhr-Universität Bochum" von Prof. Dr. Christian Ahrens (Institut für Musikwissenschaft, Fakultät für Geschichtswissenschaft der RUB), das er soeben zusammen mit Dipl.-Physiker Jonas Braasch (Institut für Kommunikationsakustik, Fakultät für Elektro- und Informationstechnik der RUB) herausgebracht hat. Darin schildern sie Zeitgeschichte aus der "Orgelperspektive", erläutern an historischen Beispielen die Entwicklung des Konzertorgelbaus und dokumentieren Disposition und wissenschaftliche Begleitung beim Bau der RUB-Orgel. Den Druck des Werks hat die Sparkasse Bochum großzügig unterstützt.
Sensation des Abendlandes
Eine Orgel war 757 n. Ch. die Sensation des Abendlandes. Damals schenkte Konstantin von Byzanz sie Frankenkönig Pippin dem Kurzen. An der Einschätzung über die Orgel als weltliches Instrument änderte das wenig. Die Kirchenväter bestanden darauf, die Orgel vom Kultus auszuschließen. Erst im 11. Jhr. trat ein Wandel ein, aus dem profanen Instrument wurde ein kirchliches. Die genauen Ursachen dafür liegen im Dunkeln. Geschah es auf Druck der Gläubigen oder wollten zu viele Kleriker nicht mehr auf das damals "augenfälligste musikalische Symbol für Herrschaft, Reichtum und Macht" verzichten? - Später wiederholt sich die Geschichte unter anderen Vorzeichen. 1900 beklagt Max Reger in einem Brief an Max Straube: "Ist denn ganz und gar vergessen worden, dass die Orgel nicht nur ein Kircheninstrument ist, sondern auch ein Konzertinstrument ersten Ranges!" 1986 erfaßt Wenzel Hübner 12 204 Orgel-Neubauten, davon 26 in Konzertsälen. 1998 ist mindestens eine Konzertorgel dazugekommen, die Klais-Orgel der RUB.
Orgelbau
Konzert- und Kirchenorgel unterscheiden sich in ihrem Klang: Konzertsäle haben deutlich kürzere Nachhallzeiten und eine "eher durchsichtige Akustik"; das muß durch die Disposition der Orgel ausgeglichen werden. Hierzu dienen verschiedene Schwell- und Expressionsvorrichtungen, die Konzertorgel muß entsprechend groß sein. Unter den Stichworten Gravität, Register mit durchschlagenden Zungen, Schweberegister, Jalousieschweller, Rollschweller, Tremulant und Spielhilfen erläutert Ahrens die Entwicklungen im Konzertorgelbau bis hin zur RUB- Orgel an historischen Beispielen.
RUB-Klais-Orgel
Die Klais-Orgel der RUB wurde speziell für das Auditorium maximum mit seinen architektonischen Besonderheiten entworfen. Sie ist eine der größten Orgeln in NRW und die größte, die die Firma Klais bisher für deutsche Konzertsäle gebaut hat: 82 klingende Register auf 4 Manualen, ca. 6400 Pfeifen, die größte Metallpfeife (E) im Prinzipal 32' wiegt 680 kg und ist 10,8 m lang. Aufgrund der beengten Verhältnisse an der Zufahrt zum Audi max mußten die großen Pfeifen in zwei Teilen geliefert und vor Ort zusammengesetzt werden. Dabei durften sie nicht lange liegen, ihr Eigengewicht hätte sie sonst zusammengedrückt. Eine Besonderheit ist die Disposition (von Bernhard Buttmann) des Registers Klarinette 8' im Positiv (Manual II). Es ist im Gegensatz zu den anderen Zungenstimmen nicht mit auf- sondern mit durchschlagenden Zungen ausgestattet. Diese in der Romantik sehr beliebte Registerausführung erlaubt eine Annäherung an den Orchesterklang und ist daher für eine Konzert-saal-orgel von erheblicher Bedeutung. Vor Plazierung der Orgel wurde der Schallstrahlenverlauf im Audi max vermessen, um den akustisch besten Platz zu finden.
Titelaufnahme
Zur Geschichte der Konzertsaalorgel in Deutschland. Die Klais-Orgel der Ruhr-Universität Bochum. Herausgegeben von Christian Ahrens unter Mitarbeit von Jonas Braasch, Verlag Erwin Bochinsky GmbH & Co. KG, Frankfurt am Main 1999, DM 42,- (Fachbuchreihe Das Musikinstrument, Bd. 69, ISBN 3-923639-35-X)
Weitere Informationen
Prof. Dr. Christian Ahrens, RUB, Institut für Musikwissenschaft, 44780 Bochum, Tel. 0234/700-2394,
Dipl.-Phys. Jonas Braasch, RUB, Institut für Kommunikationsakustik, 44780 Bochum, Tel. 0234/700-5387
Criteria of this press release:
Art / design, History / archaeology, Music / theatre
transregional, national
Research results, Scientific Publications
German
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