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05/21/1999 00:00

Die Lage auf dem deutschen Stahlmarkt: Eintrübung der Produktions- und Beschäftigungsperspektive

Joachim Schmidt Kommunikation
Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V.

    RWI-Pressemitteilung, Freigegeben für 25. Mai 1999
    Die Folgen der Finanzkrisen in Südostasien, Rußland und Lateinamerika dominieren den interna-tionalen Stahlmarkt nach wie vor - wenngleich mit abnehmender Intensität. Rund die Hälfte des Weltstahlmarkts ist im vergangenen Jahr auf diese Weise in Turbulenzen geraten. Die weltweite Rohstahlerzeugung ist, statt - wie vor dem Zusammenbruch der südostasiatischen Stahlmärkte noch erwartet - um 1 vH zu steigen, um 2,9 vH von 799 Mill. t auf 775 Mill. t gesunken, statt 8 Mill. t mehr wurden 24 Mill. t weniger gehandelt. Auch die deutsche Stahlindustrie mußte eine deutliche Abschwächung von Nachfrage und Erzeugung hinnehmen: Die Rohstahlerzeugung war im ersten Halbjahr 1998 noch kräftig gestiegen. Seither war bis September ein allmählicher, da-nach ein zunehmend stärkerer Rückgang zu verzeichnen. Dieser dürfte sich im ersten Halbjahr 1999 durch die schlechteren Exportaussichten und als Folge der schwächeren Konjunktur in den stahlverarbeitenden Branchen noch verstärken. Danach wird die Nachfrage konjunkturbedingt aber wieder leicht anziehen.
    Die vorliegende Prognose geht von einem Wachstum des BIP (real) von 2,4 vH im Jahr 1999, von 3 vH im Jahr 2000 aus. Die stahlverarbeitenden Branchen werden die Produktion im laufen-den Jahr um 2 vH und im Jahr 2000 um 3 vH steigern. Belastend für die Produktion wirkt, daß viele Stahlkunden die im vergangenen Jahr kräftig aufgestockten Läger zurückführen. Insgesamt zeichnet sich jedoch ab, daß es keinen massiven Einbruch des Stahlverbrauchs wie in der tiefen Stahlmarktkrise der Jahre 1992/93 geben wird, sondern nur eine vergleichsweise milde, vor allem lagerzyklisch bedingte Kontraktion nach dem Muster des Jahres 1996. Alles in allem wird die deutsche Stahlindustrie das Erzeugungsniveau des Jahres 1998 jedoch nicht halten können, es ist vielmehr mit einem Absinken um 2,7 Mill. t (6,2 vH) auf 41 Mill. t zu rechnen, für das Jahr 2000 mit einem Ansteigen um 4,3 vH auf 43 Mill. t.
    Damit stehen die Stahlunternehmen weiter unter hohem Anpassungsdruck, da nach wie vor deut-liche Überkapazitäten bei Flachstahl bestehen, dem von deutschen Stahlunternehmen bislang be-vorzugt bedienten Marktsegment. Zugleich gibt es Kapazitätsengpässe bei den oberflächenveredelten und beschichteten Erzeugnissen. Vor diesem Hintergrund ist damit zu rechnen, daß die europäischen Stahlunternehmen über Kooperationen und Fusionen Kostensenkungen zu erreichen versuchen. Eine Vertiefung der Wertschöpfung wird der Stahlindustrie helfen, wenn nicht zur Lösung, dann doch zur Linderung des Beschäftigungsproblems beizutragen. Neue Arbeitsplätze werden freilich kaum in den Hütten- und Walzwerken, sondern eher in neuen Betrieben entste-hen, die mit den Abnehmern nicht selten räumlich und organisatorisch verbunden sind. Insgesamt hat der Abbau der Belegschaften jedenfalls 1998 weiter nachgelassen; im Jahresdurchschnitt wurde die Gesamtbelegschaft der Eisenschaffenden Industrie um 2,7 vH verringert. In der engeren Abgrenzung der Stahlindustrie (EGKS-Betriebe) wurde der Personalstand um 2,1 vH abge-baut. Vieles spricht dafür, daß sich der Abbau, der im langjährigen Durchschnitt bei jährlich etwa 5 vH lag, in Zukunft auf 3 vH vermindern wird. Bis zum Jahr 2000 entspräche dies rund einem Zehntel der gegenwärtig 106 400 Beschäftigten in der Eisenschaffenden Industrie bzw. der 78 600 Beschäftigten in den EGKS-Betrieben.

    Walzstahlbilanz für Deutschland
    1996 bis 2000; in Mill. t; Stand: März 1999
    1996 1997 1998 1999 s 2000s
    Inlandslieferungen 21,8 24,9 24,4 24,2 24,7
    Einfuhren 12,4 13,1 14,4 13,9 14,2
    Marktversorgung 34,1 37,9 38,8 38,1 38,9
    Auslandslieferungen 14,0 14,8 13,7 13,1 13,5
    Gesamtlieferungen 35,7 39,6 38,1 37,3 38,2
    nachrichtlich:
    Einfuhrquote in vH 36,2 34,5 37,1 36,5 36,4
    Ausfuhrquote in vH 39,1 37,3 35,9 35,1 35,2
    Rohstahlerzeugung 39,8 45,0 44,0 41,3 43,1
    Eigene Berechnungen nach Angaben des Statistischen Bundesamtes. - sPrognose.

    (aus: RWI-Konjunkturbrief 1/1999)
    Ihre Ansprechpartner zu dieser Veröffentlichung: Hans-Karl Starke, Tel.: 0201 8149-265
    Joachim Schmidt (Pressestelle), Tel.: -292


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    Criteria of this press release:
    Economics / business administration, Law, Politics
    transregional, national
    Research results
    German


     

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