Am 21. Mai wurden die Siamesischen Zwillinge Anjeli und Anggi in Singapur getrennt. Maßgeblich beteiligt an diesem Erfolg waren Wissenschaftler aus Bremen: Forscher von MeVis Distant Services (MDS), ein Unternehmen der MeVis-Gruppe, berechneten vor der Operation mit einer speziellen Software den detailgenauen Aufbau der zusammengewachsenen Leber und gaben Aufschluss über gemeinsame Gefäßsysteme an der Verbindungsstelle. Grundlage waren CT-Daten, die vom Gleneagles Hospital in Singapur über das Internet an die Weser geschickt wurden. Mit einem computergestützten Verfahren bestimmten die Bremer auch die risikoärmste Schnittführung bei der Trennung der zusammengewachsenen Organe und berechneten die spätere Funktionsfähigkeit der getrennten Leberteile.
Die Trennung der zusammengewachsenen Leber galt als wichtige Voraussetzung für das Gelingen der Operation. Unklar war, ob ein gemeinsames Gefäßsystem durchtrennt werden durfte, ohne das Funktionieren des Restorgans zu beeinträchtigen. Bisher konnten Radiologen und Chirurgen einen Eingriff ausschließlich anhand von zweidimensionalen CT-Aufnahmen planen. Das Problem dabei: Die vier stark verästelten Gefäßsysteme, die das Organ durchziehen und es versorgen, sind nur im Anschnitt und nicht in ihrer räumlichen Struktur in den Aufnahmen sichtbar. Im Regelfall konnte der Chirurg erst während eines Eingriffs endgültig über die Schnittführung entscheiden. Viel Fingerspitzengefühl und Erfahrung waren notwendig, um nach der Operation ein funktionsfähiges Organ zu erhalten.
Den technischen Service, den MDS seit Jahresbeginn anbietet, schließt diese Risikolücke. Als erstes Dienstleistungszentrum der Welt analysiert das Unternehmen bei Tumoroperationen oder Leberlebendspenden innerhalb weniger Stunden Computertomographie- (CT) und Magnet-Resonanz-Tomographie-Aufnahmen (MRT), stellt sie als dreidimensionale Modelle mit allen wichtigen anatomischen Einzelheiten und pathologischen Veränderungen dar, identifiziert gefährdete Strukturen und quantifiziert die Risiken einer chirurgischen Entfernung. Auftraggeber sind Kliniken, Arztpraxen und radiologische Zentren. Das Risiko komplizierter Operationen wird dadurch deutlich gesenkt. Im März zeigte eine Studie an der Kinderklinik der Universität Tübingen, dass der Einsatz der Software positive Auswirkungen auf den Verlauf komplizierter Leber- und Niereneingriffe bei kleinen Kindern hat.
Die Software wurde vom Bremer Forschungs- und Entwicklungszentrum MeVis in Kooperation mit führenden Chirurgen in Deutschland, Europa, den USA und Japan entwickelt und ist mehrfach international ausgezeichnet. In Singapur kam das computerunterstützte Verfahren jetzt erstmals bei der Planung einer Trennung siamesischer Zwillinge zum Einsatz. Die Operation verlief ohne Komplikationen und nur mit minimalem Blutverlust. Den Kindern geht es gut, beide werden nicht mehr künstlich beatmet. "Wir sind sehr glücklich über den erfolgreichen Verlauf der Operation", sagt Dr. Holger Bourquain, Radiologe und Vorstand von MDS. "Wir arbeiten mit Hochdruck daran, unsere Dienstleistung auch auf andere Organe auszuweiten. Gerade bei so komplizierten Operationen wie der Trennung zusammengewachsener Organe könnte unsere Arbeit bald eine Schlüsselstellung einnehmen."
Zur MeVis-Gruppe:
Die MeVis-Gruppe mit Sitz in Bremen entwickelt softwaregestützte Verfahren für die bildbasierte Diagnostik und Therapieplanung. Zu ihr gehören das Forschungs- und Entwicklungszentrum MeVis für medizinische Diagnoseverfahren und Visualisierung unter der Leitung des international renommierten Mathematikers und Chaos-Forschers Professor Heinz-Otto Peitgen, die Holding MeVis Technology mit ihren Töchtern MeVis Diagnostics und MeVis Breast Care sowie das Diensleistungszentrum MeVis Distant Services. Insgesamt beschäftigt die Gruppe rund 90 Mitarbeiter. Ihre Leistungen reichen von der Grundlagenforschung über die angewandte Forschung bis zur Produktentwicklung. Auf der Forschungsebene hat sich die Gruppe ein Netzwerk von nahezu 100 klinischen Zentren weltweit geschaffen. Auf der Produktebene kooperiert sie mit national und international führenden Unternehmen wie Siemens, Medos, e.conmend, Invivo und Hologic. Die klinische Einbettung sichert der Gruppe außerdem Zugang zu klinischem Wissen, einer sorgfältigen Evaluation und einer raschen klinischen Umsetzung der Ergebnisse. Die Gruppe konzentriert sich auf die Behandlung bei Tumor-, Gefäß-, Lungen- und neurologischen Erkrankungen. 13 Patente konnten die Bremer Forscher bis heute anmelden und vier unternehmerische Ausgründungen auf den Weg bringen.
Unternehmenskontakt:
MeVis Distant Services AG
Dr. Holger Bourquain
Universitätsallee 29
28359 Bremen
Tel. 0421 - 878378 0
Fax 0421 - 878378 9
eMail bourquain@mevis-distant-services.com
MeVis - Centrum für Medizinische Diagnosesysteme und Visualisierung GmbH
Dr. Markus Lang
Universitätsallee 29
28359 Bremen
Tel. 0421 218 7581
Fax 0421 218 4236
eMail mlang@mevis.de
Criteria of this press release:
Information technology, Mathematics, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Physics / astronomy
transregional, national
Research results
German
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