Die Rahmenbedingungen im Gesundheitswesen haben sich in den letzten Jahren massiv geändert. Davon wurden auch die Hochschulkliniken betroffen. Dies hat zu sehr unterschiedlichen Strukturüberlegungen geführt, die geeignet sein können, die bisherigen akademischen Aufgaben erheblich zu gefährden.
Daher verfolgt die AWMF, in der zur Zeit 151 Wissenschaftliche Medizinische Fachgesellschaften zusammengeschlossen sind, mit steigender Sorge strukturelle Entwicklungen an den Medizinischen Fakultäten, die nicht durch ein akademisches Konzept gekennzeichnet sind, sondern sich gelegentlich an zufälligen lokalen Gegebenheiten orientieren, sich aber vor allem ganz überwiegend ökonomischer Überlegungen bei der Schaffung oder Anpassung akademischer Strukturen an unterschiedliche Situationen bedienen.
Die AWMF ist sich der Bedeutung ökonomischer Faktoren in jeder Hinsicht bewusst und hat stets die Beachtung solcher Sachzwänge unterstützt. Sie ist aber der Auffassung, dass wirtschaftliche Gründe allein kein ausreichendes Motiv für die Strukturierung von Universitätskliniken sein können. Die Anerkennung ökonomischer Notwendigkeiten darf nicht deren Priorisierung bedeuten.
Die akademische Medizin in der Bundesrepublik Deutschland muss sich primär an den wissenschaftlichen Zielen und Grundlagen der Medizin ausrichten.
Aus der Sicht der AWMF sind solche Ziele u.a.:
A. Die Sicherstellung der Möglichkeiten zu hochrangiger Klinischer Forschung mit dem Ziel einer Verbesserung der Gesundheit der Bevölkerung. Im Unterschied zu Versorgungskrankenhäusern begründet die Klinische Forschung das Primat der akademischen Struktur der Universitätskliniken inklusive deren Schwerpunktbildungen.
B. Eine qualifizierte studentische Lehre und hochrangige strukturierte Weiterbildung graduierter Ärzte als zukünftigem Führungspersonal im Gesundheitswesen, die eine breitgestreute Auswahl von Kranken in den Kliniken erfordern.
C. Eine medizinische Spitzenversorgung, die bei komplizierten und bisher nur ungenügend behandelbaren Krankheitsbildern die Entwicklung, Erprobung und Einführung neuer diagnostischer und therapeutischer Verfahren (Innovationen) erlaubt.
Die unabdingbare Verknüpfung von Forschung und Lehre auf der einen und der Krankenversorgung auf der anderen Seite erfordert von den Universitätsklinika die Integration bzw. die enge Kooperation von Medizinischer Fakultät, inklusive deren theoretisch-medizinischen Instituten, und Klinikumsvorstand, insbesondere von Dekan, Ärztlichem Direktor und Kaufmännischem Direktor. Hierbei ist die Rolle des Ärztlichen Direktors als der eines Anwaltes der akademischen Belange des Universitätsklinikums zu sehen, der unter Beachtung der wirtschaftlichen Ansprüche die akademischen Ziele der Universität befördert.
Die AWMF betrachtet es aus solchen Überlegungen heraus als notwendig, grundsätzliche Anforderungen an die Strukturen und Aufgabenstellungen von Universitätskliniken zu formulieren und Entscheidungsträgern und Gremien in Universitäten und Behörden gegenüber zu begründen. Sie hat ihre Überlegungen in einem Thesenpapier zusammengefasst, das bei "GMS Mitteilungen aus der AWMF" in vollem Umfang elektronisch publiziert ist: http://www.egms.de/de/journals/awmf/2005-2/awmf000056.shtml
Korrespondenzadresse:
Prof. Dr. A. Encke, Präsident
Prof. Dr. P. v. Wichert, Vizepräsident
c/o AWMF
Moorenstr. 5, Geb. 15.12
40225 Düsseldorf
http://www.egms.de/de/journals/awmf/2005-2/awmf000056.shtml - Voller Wortlaut des Thesenpapiers bei GMS Mitteilungen aus der AWMF - HTML-Version
http://www.egms.de/pdf/journals/awmf/2005-2/awmf000056.pdf - Voller Wortlaut des Thesenpapiers bei GMS Mitteilungen aus der AWMF - PDF-Version
Criteria of this press release:
Law, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Politics, Social studies
transregional, national
Science policy, Scientific Publications
German
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