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05/31/1999 15:53

Forschungsberichte aus der Uni Potsdam:

Janny Glaesmer Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Potsdam

    1. Gewaltkultur in der laendlichen Gesellschaft zwischen 1600 und 1900
    2. Maennliches Sexualhormon belohnt Machtmenschen
    3. Trainingsprogramme fuer Schueler mit Lernschwierigkeiten
    4. Leberkrebs durch Schimmelpilze? Hepatitis-B und Armut sind die eigentlichen Risikofaktoren
    5. Physiker tragen zum Verstaendnis von Parkinson bei

    Schlagende Weiber
    Gewaltkultur in der laendlichen Gesellschaft zwischen 1600 und 1900

    Es fing meist mit harmlosen Beschimpfungen an, die sich ueber "Hundsfott" und "Hurensohn" bis zur Androhung von koerperlicher Gewalt steigerten. Erst nach diesem Vorspiel kam es zur Schlaegerei, wobei aber die meist maennlichen Kontrahenden darauf achtgaben, sich keinen bleibenden Schaden zuzufuegen. "Die Menschen waren im Alltag frueher eher gewalttaetiger als heute", meint der Historiker Magnus Eriksson. Gleichzeitig aber seien die Auseinandersetzungen ritualisierter gewesen, so dass einer der Streithaehne oder eine dritte Person den Streit jederzeit abbrechen konnte. Die meisten Streitfaelle wurden so durch doerfliche Schlichtungsinstanzen beigelegt.
    Frauen dagegen schlugen sich erstaunlich selten, obwohl sie durch schwere koerperliche Arbeit meist sehr kraeftig waren. Wenn aber Frauen doch handgreiflich wurden, dann waren die Wortgefechte im Vorfeld laenger und die Beschimpfungen phantasievoller. So zeigte eine Baeuerin ihrer hochschwangeren Schwiegertochter den blossen Hintern und wuenschte ihr, sie moege einen Hund gebaeren, bis diese die alte Frau zu Boden stiess. Die traditionelle Rolle der Frau sei die der Schlichterin, betont Eriksson. Und die meisten Frauen haetten durchaus gewusst, wie sie jemandem am meisten schaden koennten - naemlich durch ihre boese Zunge.

    Hinweis an die Redaktionen: Weitere Auskunft erteilt Ihnen gerne Magnus Eriksson, Historisches Institut der Universitaet Potsdam, Tel.: 0331/977-1289.

    Glanz und Elend der Hormone
    Maennliches Sexualhormon belohnt Machtmenschen

    Gewaltverbrecher aber auch erfolgreiche Fuehrungspersoenlichkeiten zeichnen sich haeufig durch einen hohen Testosterongehalt im Blut aus. Solchen Menschen ist es sehr wichtig, ueber andere Macht auszuueben. Jetzt haben Wissenschaftler der Uni Potsdam herausgefunden, dass machtmotivierte Menschen offenbar bei jedem Erfolg mit der zusaetzlichen Ausschuettung von Testosteron belohnt werden.
    Dies zeigt eine Studie des Psychologen Dr. Oliver Schultheiss. Schultheiss liess 70 junge, maennliche Versuchsteilnehmer paarweise gegeneinander spielen, nachdem er durch einen Test das Ausmass des Machtstrebens bei den Teilnehmern erfragt hatte. Wegen der von Schultheiss entworfenen Spielgestaltung hatte diese Eigenschaft jedoch keinerlei Einfluss auf den Sieg. Nur bei den Gewinnern mit hoher Machtmotivation stieg jedoch der Testosteronspiegel an, waehrend er bei allen anderen gleich blieb, sowohl bei den Siegern, die wenig Interesse an Dominanz hatten, als auch bei allen Verlierern. In der naechsten Spielrunde zeigte sich, dass die machtmotivierten Gewinner offenbar besonders gut erfasst hatten, welche Strategie zu ihrem ersten Erfolg gefuehrt hatte: Das Sexualhormon unterstuetzt das sogenannte unbewusste Lernen, sagt Schultheiss. So wie eine hungrige Maus sich merkt, welche Verhaltensweisen bei der Futtersuche nuetzlich waren, lernen auch Machtmenschen besonders gut, wie sie auf andere wirken koennen: Und bei jedem Sieg belohnt sie eine Extraportion Testosteron.

    Hinweis an die Redaktionen: Fuer weitere Informationen wenden Sie sich bitte an Dr. Oliver Schultheiss, Institut fuer Psychologie der Universitaet Potsdam, Tel.: 0331/977-2890, Fax: 0331/977-2829, e-mail: oschultheiss@hotmail.com

    Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg
    Trainingsprogramme fuer Schueler mit Lernschwierigkeiten

    Im Rahmen eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefoerderten Projektes entwickelte und evaluierte Prof. Dr. Gerald Matthes Trainingsprogramme fuer die Lernfoerderung bei lernbeeintraechtigten Schuelern. Der Professor fuer Psychologie im Institut fuer Sonderpaedagogik und sein Team arbeiteten dabei mit Schuelern aus vierten bis sechsten Klassen einer Allgemeinen Foerderschule, denen ein sonderpaedagogischer Foerderbedarf im Bereich des Lernens zuerkannt wurde.
    Fehlende Intelligenz war bei den ausgewaehlten Kindern nicht die entscheidende Ursache ihrer Lernrueckstaende. Beeintraechtigt ist vielmehr die Selbstregulation, also die willentliche Steuerung des Handelns. Sie lassen sich leicht ablenken und verlieren schnell den Mut.
    Um den Kindern zu helfen, arbeiten die Wissenschaftler mit insgesamt vier Programmen: Training der Motivation, Lernfaehigkeitstraining, Rechtschreiblerntraining und unterrichtsintegrierte Foerderung (individuelle Zielsetzung fuer jedes Kind). Hinzu kam ein Kontrollgruppentraining.
    Nach Abschluss des Projekts konnten die Mitarbeiter feststellen, dass das motivationale Programm in vielfaeltiger Weise ermutigend wirkte und das Zielsetzungsverhalten positiv beeinflusste. Die Kinder konnten ihre geistige Ressourcen besser nutzen. Auch vom Lernfaehigkeitstraining profitierten die Kinder.

    Hinweis an die Redaktionen: Weitere Informationen erhalten Sie bei Prof. Dr. Gerald Matthes aus dem Institut fuer Sonderpaedagogik der Universitaet Potsdam telefonisch unter 0331/977-2592.

    Leberkrebs durch Schimmelpilze?
    Hepatitis-B und Armut sind die eigentlichen Risikofaktoren

    Schimmliges Brot, Reis, Nuesse, Marmelade und Margarine muessen komplett weggeschmissen werden, denn das Pilzgeflecht ist meist schon ueberall, auch wenn es nicht zu sehen ist. Doch was heute in der Wohlstandsgesellschaft selbstverstaendlich ist, koennen sich viele Familien in den aermeren Regionen nicht leisten. In armen und feuchtwarmen Gebieten lebende Menschen konsumieren bis zu hundertmal mehr des giftigen Aflatoxins als Menschen in Deutschland - und verdoppeln ihr Risiko fuer Leberkrebs.
    Prof. Dr. Pablo Steinberg vom Institut fuer Ernaehrungswissenschaft der Universitaet Potsdam. untersucht, wie aus einer gesunden Leberzelle eine Krebszelle werden kann. "Die Leber versucht, aus dem Aflatoxin B1 eine wasserloesliche Substanz herzustellen, die mit dem Urin ausgeschieden werden kann", erklaert Steinberg. Erst dadurch entstuende ein hochreaktives Molekuel, welches das Erbgut im Zellkern veraendern koenne. Ist die Leber durch eine Hepatitis-B-Erkrankung vorgeschaedigt und werden ausserdem regelmaessig verschimmelte Nahrungsmittel gegessen, dann ist das Risiko , an Leberkrebs zu erkranken, sechzigmal hoeher als fuer einen gesunden Menschen, der wenig Schimmelpilze zu sich nimmt. In manchen Regionen Chinas und in vielen Laendern Zentralafrikas ist Hepatitis-B sehr weit verbreitet. Von den Impfkampagnen, die jetzt in China und Gambia an Saeuglingen durchgefuehrt werden, verspricht sich Steinberg eine deutliche Senkung der Leberkrebsrate.

    Hinweis an die Redaktionen: Fuer weitere Informationen wenden Sie sich bitte an Prof. Dr. Pablo Steinberg, Institut fuer Ernaehrungswissenschaft der Universitaet Potsdam, Tel.: 033200/88-301, Fax:033200/88-573, e-mail: stein@www.dife.de

    Das Zucken im Gehirn
    Physiker tragen zum Verstaendnis von Parkinson bei

    Parkinsonkranke leiden unter unkontrollierbarem Haendezittern und anderen Einschraenkungen, die mit Medikamenten gedaempft, aber nicht geheilt werden koennen. Seit einiger Zeit versuchen Neurowissenschaftler, ueber die Signale des Gehirns und der Handmuskulatur herauszufinden, was waehrend des Zitterns im Gehirn geschieht. Nun hat der Physiker Prof. Dr. Juergen Kurths von der Universitaet Potsdam diese Signale mit Hilfe der Chaostheorie analysiert und eine verborgene Gleichzeitigkeit entdeckt.
    In Zusammenarbeit mit dem Neurowissenschaftler Dr. Peter Tass von der Universitaet Duesseldorf untersuchte Kurths Magnetoenzephalographie-Aufnahmen eines Patienten im Fruehstadium der Parkinson-Erkrankung. Die mathematische Analyse der Signale an Gehirnoberflaeche und Handmuskulatur zeigte: Waehrend der Zitteranfaelle waren verschiedene Gehirnbereiche und Muskelregionen synchron aktiv, fielen also sozusagen in Gleichschritt. Mit Hilfe dieser Analyse gelang es den Wissenschaftlern ausserdem, die synchron aktiven Regionen zu orten und den zeitlichen Verlauf des Haendezitterns zu verfolgen. Von einem besseren Verstaendnis der Dynamik im Gehirn bei Krankheiten wie Parkinson oder Epilepsie erhoffen sich Mediziner letztlich auch neue Wege fuer die Therapie. Die Arbeit der Forschungsgruppe von Juergen Kurths wurde daher ausfuehrlich im amerikanischen Wissenschaftsmagazin "Physics Today" (Maerz 1999, S. 17-19) dargestellt und hat international Aufsehen erregt.

    Hinweis an die Redaktionen: Fuer weitere Informationen wenden Sie sich bitte an Prof. Dr. Juergen Kurths, Institut fuer Physik der Universitaet Potsdam, Tel.: 0331/977-1611, Fax: 0331/977-1142, e-mail: jkurths@agnld.uni-potsdam.de


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    Criteria of this press release:
    History / archaeology, Mathematics, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Physics / astronomy, Psychology, Teaching / education
    transregional, national
    Research projects, Research results
    German


     

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