Bearbeitung von Verhaltensauffälligkeiten im Vorschulalter - Projektabschluss in Herne
Eine wachsende Zahl von Kindern im Vorschulalter zeigt Verhaltensauffälligkeiten - Aggressivität, Unruhe, Angst, Kontaktschwierigkeiten und andere Probleme werden immer häufiger festgestellt. Verhaltensstörungen im frühen Kindesalter lösen sich in der Regel nicht in "Luft" auf, sondern verstärken sich eher mit zunehmendem Lebensalter. Deshalb ist es notwendig, Kinder möglichst frühzeitig zu fördern. In einem Modellprojekt, gefördert vom nordrhein-westfälischen Familienministerium, wurde in Herne in den letzten drei Jahren ein "soziales Frühwarnsystem zur Erkennung und Bearbeitung von Verhaltensauffälligkeit im Vorschulalter" entwickelt, das Vorbildcharakter auch für andere Kommunen hat. Das Projekt in Herne wurde vom Institut Arbeit und Technik (IAT/Gelsenkirchen) durchgeführt und wissenschaftlich begleitet.
Entwickelt wurde ein niederschwelliges Angebot, das - so die Grundidee - über die Tageseinrichtungen für Kinder vermittelt werden kann, denn fast alle Drei- bis Sechsjährigen besuchen inzwischen einen Kindergarten. Ziel des Projektes war es deshalb, die Tageseinrichtungen in ihrer Rolle der Früherkennung zu stärken und sie zu befähigen, geeignete Fördermaßnahmen zur Unterstützung der Kinder und ihrer Familien zu initiieren. Teilgenommen haben an der Modellphase 14 Kindertagesstätten in Herne-Wanne. Zwischenzeitlich wurden die Erkenntnisse in ein Arbeitsinstrument integriert, das nun in fast allen Herner Tageseinrichtungen eingeführt worden ist. Die "Herner Materialien" - auch im Internet verfügbar unter http://www.soziales-fruehwarnsystem.de - enthalten u.a. ein Ablaufschema zum Umgang mit Verhaltenauffälligkeiten, Einschätzbogen und Entwicklungsbegleiter sowie ein Institutionenhandbuch. Um die Materialien gezielt einsetzen zu können ist das pädagogische Fachpersonal in den Herner Kindertageseinrichtungen speziell geschult worden, wozu ein kooperatives Weiterbildungskonzept zwischen Trägern und der Stadt Herne entwickelt wurde.
Ein Mehrwert, der sich aus dem Projekt heraus immer stärker entwickelt hat, war die gegenseitige Stützung der Tageseinrichtungen für Kinder durch den trägerübergreifenden Austausch, der sich insbesondere durch die Projektbegleitende Arbeitsgruppe ergeben hat. Die kontinuierlichen Treffen boten die Möglichkeit, sich über Problemfelder auszutauschen und gemeinsam pragmatische Lösungen zu entwickeln. Diese Arbeit soll in einem "SoFrüh round table" fortgesetzt werden, um die aufgebauten Strukturen und Inhalte nachhaltig zu sichern und weiterzuentwickeln. Geplant ist ferner eine "SoFrüh-Beratung" als Ansprechpartner für die Erzieher/innen, um sie im Umgang mit Verhaltenauffälligkeiten und der Vermittlung geeigneter Maßnahmen zu unterstützen.
Die Projektverantwortlichen, Dr. Sybille Stöbe-Blossey und Karin Esch vom IAT und Sarah Rusche vom Fachbereich Kinder-Jugend-Familie der Stadt Herne, sehen damit gute Voraussetzungen für die weitere nachhaltige Umsetzung des sozialen Frühwarnsystems in die Praxis.
Eine grundsätzliche Grenze der entwickelten Maßnahmen wurde an vielen Stellen deutlich: Die Probleme von Kindern mit Migrationshintergrund sind schwer zu erfassen, wenn sie die deutsche Sprache sehr schlecht oder überhaupt nicht sprechen. Allerdings zeigt die Praxis, dass Elterngespräche in den meisten Fällen auch dann geführt werden können, wenn die Eltern die deutsche Sprache nicht beherrschen - hier kommen vielfach informelle Netzwerke für Dolmetscheraufgaben zum Einsatz. Probleme ergeben sich auch dadurch, dass manche Verhaltensweisen (etwa aggressives Verhalten bei Jungen) in anderen Kulturen toleriert werden, während sie in Deutschland als auffällig gewertet werden. Sicher ist, dass Sprachförderung in diesem Kontext zwar ein notwendiges, aber noch lange kein hinreichendes Element darstellt. Schon allein angesichts der demographischen Entwicklung, die dazu führen wird, dass bereits im nächsten Jahrzehnt in den Kernstädten des Ruhrgebietes die Mehrheit der Kinder ausländischer Herkunft sein wird, besteht hier ein dringender Bedarf an konzeptioneller Entwicklung.
Zahlreiche Verbesserungen sind durch eine Unterstützung der Tageseinrichtungen und durch eine stärkere Vernetzung vor Ort zu erzielen. Zum "Nulltarif" wird all dies bei aller Kreativität vor Ort nicht zu haben sein. Jedoch kann das in den Elementarbereich eingebrachte Geld als eine gute Investition angesehen werden, da hierdurch sozialen Folgekosten vorgebeugt wird, meinen die Projektverantwortlichen. Diese eigentlich altbekannte Tatsache sollte bei allen Bestrebungen der Haushaltskonsolidierung nicht in Vergessenheit geraten.
Für weitere Fragen stehen
Ihnen zur Verfügung:
Karin Esch
Durchwahl: 0209/1707-
Dr. Sybille Stöbe-Blossey
Durchwahl: 0209/1707-
Sarah Rusche/Stadt Herne
Durchwahl: 02323/16 35 33
Pressereferentin
Claudia Braczko
Munscheidstraße 14
45886 Gelsenkirchen
Tel.: +49-209/1707-176
Fax: +49-209/1707-110
E-Mail: braczko@iatge.de
info@iatge.de
WWW: http://www.iatge.de
http://www.soziales-fruehwarnsystem.de
http://www.iatge.de
Criteria of this press release:
Law, Politics, Social studies, Teaching / education
regional
Research projects, Transfer of Science or Research
German
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