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06/23/2005 14:23

Neue Ausgabe des DISKURS: Kompetenz und Konkurrenz - Ungleiche Mitgiften für die Bewährung auf dem Arbeitsmarkt

Dr. Barbara Keddi Abteilung Medien und Kommunikation
Deutsches Jugendinstitut e.V.

    Mit dem THEMA Kompetenz und Konkurrenz erscheint dieses Heft zu einem Zeitpunkt (Frühjahr 2005), da in Politik und Medien normale Sachverhalte des Wirtschaftslebens wie "Auslandsinvestitionen", "Betriebsverlagerungen und -schließungen", "Personalabbau", "Managergehälter" ziemlich lautstark als "Raubtierkapitalismus", "Profitsucht", mithin als Auswüchse des Kapitalismus angeprangert werden. Dies ist erstaunlich, weil politisch-öffentliche Beurteilungen der Lage Deutschlands unter Aufmachern dieses Kalibers bislang nicht gerade Konjunktur hatten. Die professionelle Begutachtung gesellschaftlich-ökonomischer Veränderungen bevorzugt gewöhnlich eher weniger klassenkampfbelastete Begriffe wie "Globalisierung", "Strukturwandel der Arbeitsgesellschaft", "Erosion des Normalarbeitsverhältnisses", "Prekarität von Lebenslagen", "Flexibilisierung", "Mobilität", "Freisetzung" und "Entgrenzung".
    Was immer diese sachlich-prägnant anmutenden Chiffren und die mit ihnen einhergehende Sozialkritik bezeichnen, verdecken oder offenlegen, es wäre verfehlt, der Mehrheit derjenigen, die sich ihrer in Politik, Wissenschaft und Praxis bedienen, eine genuine Kapitalismuskritik unterstellen zu wollen. Weit mehr dürfte sie - bei allen Unterschieden im Detail - ein breites Verständnis einen, sich von "unterkomplexen" und in die Jahre gekommenen Analyse- und Interpretationsmodellen wie dem vom "Widerspruch zwischen Produktivkräften und Produktionsverhältnissen" längst und nachhaltig verabschiedet zu haben.

    DISKURS 2/2004

    Jaap Dronkers
    Migration und Arbeitsmarkt in den Niederlanden -
    Integration und Ausschluss der ersten und zweiten Migrantengeneration
    Der Beitrag analysiert die Anpassung von unterschiedlichen Typen von Immigranten und ihren Kindern an die niederländische Gesellschaft. Die Leitfrage ist dabei, ob sich die Migranten in die Schichtungsprozesse einfügen, die für die Bevölkerung der Niederlande gelten. Hierzu wird sowohl der Arbeitsmarktstatus als auch der Berufs- und Einkommensstatus der wesentlichen Gruppen von eingewanderten ethnischen Minoritäten anhand der besten verfügbaren nationalen Daten untersucht. Die Ergebnisse belegen, dass die Zugehörigkeit zu einer Minorität erkennbar negative Effekte auf die Teilnahme am aktiven Arbeitsmarkt und die Arbeitslosigkeit von männlichen Migranten hat. Die Muster der Arbeitsmarktbeteiligung und Arbeitslosigkeit bei weiblichen Migranten sind generell komplexer als bei männlichen. Überdies gibt es auch Unterschiede zwischen den jeweiligen ethnischen Gruppen und hinsichtlich des Generationsstatus der Einwanderer(innen). Unter den Frauen der zweiten Generation sind sämtliche Unterschiede der Arbeitsmarktbeteiligung - verglichen mit einheimischen niederländischen Frauen - komplett verschwunden. Für die zweite Generation der Migrant(inn)en sind die Chancen, zu einer bestimmten Berufsklasse zu gehören, nahezu dieselben wie für die einheimische Bevölkerung - mit Ausnahme der Dienstleistungsklasse, deren Statusgruppe für Migrant(inn)en nahezu verschlossen erscheint. Auch legen die niedrigen Alters- und Bildungsschwellen für die erste Generation von männlichen und weiblichen Migranten nahe, dass es eine gewisse Schließungstendenz auf dem niederländischen Arbeitsmarkt hinsichtlich insbesondere der besser gebildeten Migrant(inn)en gibt.

    Andreas Walther
    Bewältigung von Übergängen in Arbeit
    Potenziale der Partizipation und des informellen Lernens
    Übergänge junger Frauen und Männer in Arbeit sind zunehmend durch individualisierte Bildungsprozesse strukturiert. Diese bieten auf der einen Seite Möglichkeiten subjektiver Aneignung, lassen auf der anderen Seite aber Strukturen sozialer Ungleichheit und die individuell zu bewältigende Risiken sozialer Ausgrenzung in den Hintergrund treten. Damit wird auch die individuelle Bildungsmotivation zunehmend zum Faktor von Integration oder Ausgrenzung. Der Beitrag stellt diese Problematik in einen Zusammenhang mit dem neuen Interesse an Partizipation als zentralem Prinzip der Bürgergesellschaft. Hierzu werden ausgewählte Ergebnisse und Fallbeispiele aus dem europäischen Forschungsprojekt "Youth Policy and Participation. Potentials of Participation and informal learning in young people's transitions to work" vorgestellt. Auf der Grundlage von Interviews mit Jugendlichen zu motivierenden und demotivierenden Erfahrungen mit Übergängen in Arbeit zum einen und von Fallstudien über partizipatorische Projektansätze zum anderen wird untersucht, unter welchen Bedingungen Partizipation eine realistische Perspektive individualisierter Bewältigung von Übergängen darstellt und - im Kontext aktivierender Arbeitsmarkt- und Bildungspolitik - eine Zunahme an Selbstverantwortung wie auch eine Erweiterung von Handlungsspielräumen junger Frauen und Männer ermöglicht.

    Thomas Kreher, Andreas Oehme
    Junge Erwachsene in der Informalität
    Zur Entkopplung von formellen und informellen Vermittlungsstrukturen
    Die industrielle Arbeitsgesellschaft befindet sich gegenwärtig in einem strukturellen Wandlungsprozess, in dem sich einerseits die Jugendphase als Moratorium und die institutionalisierten Übergangswege in Arbeit allgemein entgrenzen, andererseits neue soziale Segmentierungen entstehen. Mit der Verknappung formell anerkannter Arbeit geht ein Verdrängungskampf einher, in dem insbesondere junge Erwachsene mit fehlenden oder geringeren Bildungsabschlüssen in die Informalität abgedrängt werden (vgl. dazu den Themenschwerpunkt des DISKURS 1/2004). An dieser Art der Ausgrenzung haben die heutigen bildungs- und arbeitsmarktpolitischen Programme erheblichen Anteil, weil sie bestenfalls informelle Ressourcen für eine Vermittlung in die bestehenden formellen Strukturen des "regulären" Arbeitsmarktes einbeziehen. In dieser Lage kommt es darauf an, eine neue Perspektive auf Arbeit und Beschäftigung zu entwickeln und darin Tätigkeits- und Lernstrukturen, die in die Informalität abgedrängt sind, in einem neuen Rahmen anzuerkennen.

    Annemarie Gerzer-Sass, Jürgen Sass
    Familienkompetenz
    Entdeckung einer interaktiven Humanressource
    Dieser Beitrag baut auf der Grundthese auf, dass der Strukturwandel der Arbeitswelt eine neue Definition von privat und öffentlich erfordert und die Zukunft sowohl der Arbeitsgesellschaft als auch der Familie wesentlich von der Annäherung der bisher getrennten Bereiche abhängt. Der derzeit stattfindende Übergang zur Kommunikationsgesellschaft bedingt in der industriellen Arbeitsgesellschaft einen technischen und organisatorischen Wandel, der technisch-fachliche Qualifikationen immer schneller veralten lässt. Dies betrifft die Familie insofern, als diese neuen Strukturen nur noch begrenzt den Prinzipien und Takten folgen, die durch die Industriegesellschaft geprägt wurden. Kennzeichen dieses Wandels sind nicht nur flexiblere Arbeitszeiten, kurzfristigere Beschäftigungen und sogenannte Patchwork-Biografien, sondern auch ein größeres Interesse der Wirtschaft an höher qualifizierten Frauen, das mit dem gestiegenen Interesse der Frauen an einer eigenständigen Berufsbiographie korrespondiert. In dem Beitrag wird das neue Instrument der "Kompetenzbilanz" vorgestellt, das es der betrieblichen Personalführung ermöglicht, die in informellen Lernorten - wie insbesondere der Familie - erworbenen besonderen Kompetenzen der MitarbeiterInnen künftig besser zu erkennen und als zusätzliches Leistungspotenzial zu erschließen.

    Jugendpolitik ? wider ihren Ruf verteidigt
    Werner Schefold und Wolfgang Schröer im Gespräch mit Walter Hornstein
    Walter Hornstein, Prof. em., "Gründungsdirektor" des Deutschen Jugendinstituts, als es sich in den 1960er- und 70er-Jahren zu einem sozialwissenschaftlichen Forschungsinstitut im Bereich der Jugend-, Kinder- und Familienforschung sowie einer hierauf bezogenen Praxis- und Politikforschung entwickelte, ist vor einigen Monaten 75 geworden. Er hat wie kein anderer Jugendpolitik und Jugendforschung in den vergangenen Jahrzehnten kritisch begleitet und schließt gerade ein umfangreiches Buchmanuskript zur Einführung in die Jugendpolitik ab. Ein Sammelband mit seinen Arbeiten über Jugendforschung und Jugendpolitik liegt seit einigen Jahren vor. Im dem Interview mit Werner Schefold und Wolfgang Schröer entfaltet er die These, dass Jugendpolitik sich heute als relativ konzeptions- und konturenloses Bündel von unterschiedlichen politischen Maßnahmen darstelle und den aktuellen Herausforderungen nicht gerecht werde. Er plädiert dafür, den Zusammenhang zwischen Jugend und der Zukunft der Gesellschaft wieder ins Zentrum politischer Diskurse und politischer Praxis zu rücken.

    On the run
    Claus J. Tully befragt John Urry
    Das hier veröffentlichte Interview wurde am Rande des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie am 7. Oktober 2004 in München geführt. Thema des Gesprächs ist die Ausformung sozialer Bezüge unter dem Eindruck einer modernen, netzwerkmäßig organisierten mobilen und kommunikativen Gesellschaft. Im Interview wird der Frage nachgegangen, wie sich das Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen im Kontext von Familie und lokalen Bezügen unter diesen Bedingungen verändert. In seinen Büchern "The Tourist Gaze" von 1990 und "Consuming Places" (1995) thematisiert er die gewandelte Bedeutung von Orten. 1994 expliziert er gemeinsam mit Lash in "Economies of Signs and Space" die These der generellen Mobilisierung von Symbolen und der Menschen, die der mobilen Ökonomie dienen. In "Sociology beyond Society" (1999) argumentiert John Urry im Sinne der Castells'schen Netzgesellschaften, dass wir soziales Leben nicht länger mit den vertrauten und letztlich statischen Kategorien beschreiben können. Auch in seinem jüngsten Buch "Global Complexity" (2004) plädiert er für eine neue Sichtweise auf Nationen, Orte, Regionen im Dienste sozialwissenschaftlicher Begriffsbildung vor dem Hintergrund globaler Verschränkung.

    Paula-Irene Villa
    Vom Sein und Werden
    Sozialisation und Konstruktion von Geschlecht
    Der Beitrag greift in die "alte" und neu entflammte Debatte um die Brauchbarkeit des Konzepts der "geschlechtsspezifischen Sozialisation" ein. Dabei stehen Konvergenzen sowie Differenzen von konstruktivistischen und sozialisationstheoretischen Perspektiven im Mittelpunkt. Ausgehend von Texten aus der ersten Frauenbewegung - vor allem Hedwig Dohm - über die existenzialistische Philosophie Simone de Beauvoirs bis zu Judith Butlers Begriff des "postsouveränen Subjekts" werden Kernideen zum Zusammenhang zwischen individueller Sozialisation und Geschlecht als Strukturkategorie nachgezeichnet und kritisch diskutiert (Essentialismus, Subjektbegriff, Prozesshaftigkeit), die ihrerseits eine der Grundfragen soziologischen Denkens betreffen - die nach dem Verhältnis von Struktur und Person bzw. Individuum und Gesellschaft. Am Ende steht ein Ausblick auf Möglichkeiten der Verknüpfung von Mikro- und Makroperspektive anhand der Kategorien "Konstitution" und "Konstruktion".

    Wolfgang Gaiser, Martina Gille, Johann de Rijke, Sabine Sardei-Biermann
    Entwicklungen der Politischen Kultur in West- und Ostdeutschland
    Ergebnisse des DJI-Jugendsurvey von 1992 bis 2003
    Inwieweit haben sich die politischen Einstellungen der Jugendlichen und jungen Erwachsenen in den beiden Teilen Deutschlands angenähert oder auseinander entwickelt? Diese Frage wird in dem Beitrag anhand der drei Erhebungen (1992, 1997 und 2003) des Jugendsurvey des Deutschen Jugendinstituts untersucht. Dabei geht es insbesondere um die Zustimmung zum politischen System insgesamt, um Einschätzungen der Leistungen der Demokratie und um das Vertrauen in Institutionen und politische Akteure. Die Analyse des Zusammenhangs zwischen der Zustimmung zur Idee der Demokratie und der Bewertung der realen Demokratie ermöglicht die Konstruktion einer Typologie, die die "kritischen Demokraten" als konstruktive Gruppe für den gesellschaftlichen Entwicklungsprozess identifiziert.

    Studien zu Kindheit, Jugend, Familie und Gesellschaft
    München: DJI Verlag, ISSN 0937-9614
    drei Hefte jährlich
    Jahresabo 32 Euro (zuzüglich Versandkosten)
    Einzelheft 13,50 Euro

    Alleinvertrieb: VS Verlag für Sozialwissenschaften / GWV Fachverlage
    Bestellung: Leserservice: Tatjana Hellwig, Abraham-Lincoln-Straße 46, 65189 Wiesbaden, Tel.: 0611-7878-151, Fax: 0611-7878-423
    E-Mail: tatjana.hellwig@gwv-fachverlage.de
    (Bitte Codierung 31104016 angeben!)


    More information:

    http://www.dji.de/diskurs


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    Criteria of this press release:
    Language / literature, Media and communication sciences, Psychology, Social studies, Teaching / education
    transregional, national
    Research projects, Research results
    German


     

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