idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
06/16/1999 11:31

TUD-Professor Gerhard M. Sessler in die National Inventors Hall of Fame aufgenommen

Sabine Gerbaulet Science Communication Centre - Abteilung Kommunikation
Technische Universität Darmstadt

    Für die bahnbrechende Entwicklung des Elektretmikrophons im Jahre 1962 ist Prof. Dr. Gerhard M. Sessler von der TU Darmstadt zusammen mit Dr. James E. West jetzt in die National Inventors Hall of Fame aufgenommen worden, die das amerikanische Patentamt gegründet hat. Sessler gehört damit zum illustren Kreis von bisher insgesamt 141 Erfindern, denen diese Ehrung - zum Teil posthum - zuteil geworden ist.

    TUD-Professor Gerhard M. Sessler in die
    National Inventors Hall of Fame aufgenommen

    Am Dienstag, dem 15. Juni 1999, ist Prof. Dr. Gerhard M. Sessler vom Institut für Übertragungstechnik und Elektroakustik der TU Darmstadt zusammen mit Dr. James E. West von den Bell Laboratories für die gemeinsame Erfindung des Elektretmikrophons im Jahre 1962 in die National Inventors Hall of Fame in Akron, Ohio/USA aufgenommen worden. Mit dieser hohen Auszeichnung werden Erfinder für bahnbrechende, mit Patenten versehene Leistungen geehrt, die die weltweite technologische Entwicklung maßgeblich beeinflußt haben. Gegründet wurde die National Inventors Hall of Fame 1973 vom amerikanischen Patentamt, seit 1995 verfügt sie über ein eigenes Museum in Akron, Ohio. Aufgenommen wurden bisher insgesamt 141 Erfinder - zum Teil posthum - wie z. B. Edison, Diesel, Nobel und Pasteur. Auch Bell, Shockley, Cray, Fermi, Djerassi und Hewlett gehören zum illustren Kreis in der Ruhmeshalle.
    Sessler und West haben das Elektretmikrophon 1962 bei den Bell Laboratorien in Murray Hill, New Jersey, USA, entwickelt. Es erhielt zwei Jahre später mit dem US-Patent Nr. 3118022 die amerikanischen Schutzrechte.
    Das Mikrophon zeichnet sich durch hohe Qualität und Zuverlässigkeit aus und ist kostengünstig herzustellen. Es ist außerdem klein und leicht und hat auch sonst gute elektroakustische Eigenschaften wie z. B. einen flachen Frequenzgang im gesamten Hörfrequenzbereich, geringe Verzerrungen und geringe Empfindlichkeit gegenüber Erschütterungen. Weltweit werden heute jährlich etwa 800 Millionen Elektretmikrophone hergestellt; damit beruhen rund 90 Prozent der insgesamt produzierten Mikrophone auf dem Elektretprinzip - insofern stellt diese Erfindung einen Meilenstein in der technischen Akustik dar.
    Elektretmikrophone sind Kondensatormikrophone. Sie bestehen aus einer dünnen, metallisierten Membran, welche in geringem Abstand vor einer festen Gegenelektrode angebracht ist. Beim konventionellen Kondensatormikrophon wird der aus Membran und Gegenelektrode bestehende Kondensator mit einer Gleichspannung polarisiert. Dadurch entsteht bei Bewegung der Membran durch eine Schallwelle eine Ausgangsspannung, die proportional zum Schalldruck ist. Das Mikrophon verwandelt also Schall in ein elektrisches Signal. Beim Elektretmikrophon wird die Gleichspannung durch eine permanente Aufladung der Membran oder einer auf der Gegenelektrode sitzenden Kunststoffschicht ersetzt. Als derartige Elektretschichten eignen sich besonders Fluorocarbon Polymere, welche die eingebrachten elektrischen Ladungen über Jahrzehnte speichern und damit dem Elektretmikrophon eine große Lebensdauer verleihen.
    Nach der Erfindung des Elektretmikrophons und Auswahl der bestgeeigneten Elektretschichten und Aufladungsmethoden begann die Serienproduktion der Schallwandler im Jahre 1968 in
    Japan. Heute werden Elektretmikrophone in vielen Ländern der Erde hergestellt und in unzähligen Anwendungen eingesetzt. Dazu gehören z. B. Fernsprecher, Kassettenrecorder, Video- und Tonfilmkameras, Hörgeräte, HiFi- und Studioanwendungen, Meßmikrophone, Lärmdosimeter, akustisch kontrollierte Spielzeuge usw. Bei manchen Anwendungen, z. B. in Kassettenrecordern, ist die Erschütterungsunempfindlichkeit von großem Vorteil, bei anderen Anwendungen, beispielsweise in Hörgeräten, ist die Miniaturisierbarkeit der Wandler bis herab zu wenigen Millimetern Seitenlänge entscheidend. Bei fast allen Anwendungen spielt die kostengünstige Herstellung eine große Rolle. Die Preise der Mikrophone reichen, je nach Qualität, von wenigen Groschen bis zu mehreren hundert Mark. Für die Zukunft ist eine Fülle weiterer Anwendungsmöglichkeiten für das Elektretmikrophon z. B. in der Kraftfahrzeugsensorik zu erwarten.
    Die offizielle Zeremonie zur Aufnahme von Professor Sessler in die National Inventors Hall of Fame wird am 18. September 1999 in Akron, Ohio stattfinden.

    Gerhard M. Sessler wurde 1931 in Rosenfeld geboren. Er studierte Physik in Freiburg, München und Göttingen, wo er 1957 das Diplom erwarb und 1959 promovierte. Kurz danach ging er an die Bell Laboratories in den USA. Von 1967 bis 1975 war er dort Leiter des Acoustics Research Departments, bevor er an die - damals noch - Technische Hochschule Darmstadt auf die Professur für Elektroakustik berufen wurde. Sessler entwickelte in den 80er Jahren das erste Silizium-Kondensator-Mikrophon, eine höchst innovative Technologie, die die Produktion von tausenden von Kleinstmikrofonen auf einer einzigen Silizium-Scheibe ermöglicht. 1993 erhielt Sessler die Helmholtz-Medaille, die höchste Auszeichnung der Deutschen Gesellschaft für Akustik, und 1997 die Silberne Helmholtz-Rayleigh-Medaille der Acoustical Society of America. Er ist Inhaber von mehr als hundert Patenten sowie Fellow des Institute of Electronics and Electrical Engineers (IEEE), der Acoustical Society of America und der American Physical Society.
    Anschrift: Prof. Dr. Gerhard M. Sessler, Fachbereich Elektrotechnik und Informationstechnik, TU Darmstadt, Merckstr. 25, 64283 Darmstadt, Tel. 06151/16 2869, Fax 06151/16 5545,
    e-mail: G.Sessler@uet.tu-darmstadt.de
    Informationen zur National Inventors Hall of Fame sind im Internet zu finden unter http://www.invent.org. Dort ist auch das Foto von Gerhard M. Sessler abrufbar.
    16.6.1999


    Images

    Criteria of this press release:
    Electrical engineering, Energy, Information technology
    transregional, national
    Personnel announcements, Research results
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).