idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
06/22/1999 00:00

Viele Studierende setzen auf gestufte Ausbildungsangebote

Dr. Jürgen Ederleh Pressestelle
HIS Hochschul-Informations-System GmbH

    Aber: Viele wissen zu wenig über Bachelor und Master

    Erste Studie zur Akzeptanz zentraler Hochschulreformpläne: Was Studierende, also die "Kunden" der Hochschulreform, vom Credit-Point-System, von Bachelor- und Master-Abschlüssen halten

    Studierende erwarten von der Reform der Hochschulen mehr gestufte Ausbildungsangebote. Das zeigt die erste repräsentative Studie zur Akzeptanz zentraler Hochschulreformpläne bei Studierenden, die der HIS-Geschäftsführer Dr. Jürgen Ederleh am 22.06.1999 der Presse vorstellte. Nach dieser Umfrage des HIS Hochschul-Informations-Systems unter ca. 8.000 Studienberechtigten herrscht vor allem in solchen Fachrichtungen Offenheit gegenüber Credit-Point, Bachelor- und Master-Modellen, wo ein Mangel an strukturierten oder modularen Angeboten besteht. Teils sind dies zugleich die Fachrichtungen, in denen die strukturellen Veränderungen des Arbeitsmarktes besonders auf die Berufschancen der Hochschulabsolventen durchschlagen.

    In den Fachhochschulen und Universitäten - vor allem in den Magisterstudiengängen - würden bei jetziger Informationslage bereits mehr als 200.000 Studierende sich für einen Bachelor-Abschluß entscheiden und nur mit diesem Abschluß auf den Arbeitsmarkt gehen. Diese Studienstrategie der "kleinen Schritte" dient zum einen der Risikominderung und ist vor dem Hinter-grund zu sehen, daß nützlichkeits-, leistungs- und aufstiegsorientierte Motive zunehmend die Studienentscheidungen der studentischen Mitte der neunziger Jahre bestimmen. Dies geht u.a. auch aus laufenden HIS-Milieuanalysen hervor.

    Weitere Ergebnisse aus der Akzeptanzstudie: Der Wunsch nach modularen Studiengängen ist bei Natur- und Ingenieurwissenschaften, also dort, wo es bereits mehr gestufte Angebote gibt, deutlich geringer. Insgesamt gesehen begrüßt jeder zweite (56%) der Studienberechtigten das Credit-Point-System, jeder Dritte (60%) erblickt in der Stufung in BA- und MA-Abschlüsse vor allem eine Attraktion für Studierende aus dem Ausland, jeder Dritte würde auch selbst einen MA-Abschluß und jeder Achte einen BA-Abschluß anstreben.

    Immerhin jeder Fünfte kann mangels Wissen keine Angaben zu diesen Modellen machen - bei einer "Abstimmung mit den Füßen" hätten zumindest die Bachelor-Abschlüsse daher eine schlechte Chance. Befürworter dieser im novellierten Hochschulrahmengesetz vorgesehenen Möglichkeiten müßten folglich ihre Informationsstrategie zu dieser Thematik überarbeiten. Bisher handelte es sich um eine Debatte allein unter "Anbietern". Um den Nutzer, den Studierenden, aufzuklären, bedarf es weniger einer Kontroverse unter Fachleuten als einer gezielten Informationskampagne für Schüler, Studienberechtigte und Studierende.

    Resümiert man die langjährige Diskussion um die Hochschulreform, werden die genannten Resultate der Studie erklärlich: Bis in die Gegenwart wurde es versäumt, die Studierenden als "Kunden" über die mit der neuen Studienstruktur verfolgten bildungspolitischen Ziele, die angestrebten Wirkungen und die erweiterten Möglichkeiten ausreichend zu informieren und so dafür zu interessieren. Unverzichtbarer Bestandteil der anstehenden breiten Einführung von gestuften Studiengängen an den Hochschulen muß deshalb eine intensive und gründliche Informationsarbeit und Aufklärung gerade auch bei den nachrückenden Studienberechtigten als den zukünftigen Studienanfängern über die spezifischen Eigenschaften, Vorteile und neuen Möglichkeiten von Bachelor- und Masterstudiengängen sein.

    Möchten Sie mehr über die Akzeptanzstudie oder die Standortdebatte unter Studierenden wissen, so wenden Sie sich bitte an den Autor,

    Dr. Christoph Heine
    Tel. 0511/1220-257
    e-mail: heine@his.de.

    Die vorgestellte Studie zur Hochschulreform ist nur eine von vielen Untersuchungen aus 30 Jahren HIS. Möchten Sie mehr über HIS wissen, so wenden Sie sich bitte an HIS (Hochschul-Informations-System GmbH, Goseriede 9, 30159 Hannover) oder informieren sich über das Internet: www.his.de.


    Bei Abdruck Belegexemplare erbeten an:
    Elfriede Ziegert, HIS Hochschul-Informations-System GmbH, Postfach 2920, 30029 Hannover,
    Tel. (0511) 1220-236
    Fax (0511) 1220-250

    Zusammenfassung des Ergebnisberichtes aus der HIS-Kurzinformation A 3/99

    Gestufte Studiengänge und -abschlüsse im deutschen Studiensystem.
    Was erwarten Studierende von Bachelor, Master und Credit-Point-System?
    Ergebnisse aus der Längsschnittbefragung von Studienberechtigten 1994

    Nach Meinung vieler hochschulpolitischer Beobachter und Akteure steht das deutsche Studiensystem mit der Einführung gestufter Studiengänge vor einer Revolution. Sie soll nicht nur zahlreiche Probleme der Hochschulen lösen und den Studienstandort Deutschland international konkurrenzfähig machen. Sie soll auch den Studierenden zahlreiche neue Möglichkeiten bieten. Empirische Befunde einer HIS-Studie zu den Erwartungen von Studierenden als den Nutzern und "Kunden" der neuen Studienstruktur zeigen jedoch noch relativ große Unkenntnis und teils auch Skepsis gegenüber den Reformvorhaben, deren zentrale Stichworte Bachelor, Master und Credit-Point-System sind.

    Credit-Point-System: Der Anteil der Befragten, denen dieses Leistungspunktsystem gänzlich unbekannt ist, liegt mit knapp einem Fünftel (18 Prozent) recht hoch. Positiv urteilen die meisten (56 Prozent) über das Credit-Point-System vor allem in der Hoffnung, damit bereits erworbene Leistungen künftig leichter zwischen den Hochschulen übertragen zu können. Dabei zweifelt aber fast jeder zweite daran, daß dieses System des Leistungstransfers praktisch durchführbar sein wird. Die Erwartung, daß man mit dem Leistungspunktsystem auch den anderen angestrebten Zielen - kürzere Studiendauer, größere Transparenz des Studiums, Abbaus punktueller Prüfungsbelastungen durch "Kreditakkumulation" - näherkommen wird, sind dagegen deutlich zurückhaltender. Relativ viele Studierende an Universitäten erwarten einen permanenten Leistungsdruck und eine zunehmende Verschulung des Studiums durch das Credit-Point-System.

    Bachelor und Master: Ein Fünftel aller Befragten weiß auch nichts über Bachelor- und Master-Abschlüsse. Für Studierende an Fachhochschulen (FH) gilt das deutlich häufiger als für ihre Kollegen an Universitäten. Die Unkenntnis ist also ausgerechnet bei jenen besonders groß, denen diese modularen Studiengänge neue Chancen zur Weiterqualifizierung bis hin zum Doktortitel eröffnen würden.

    Am meisten Zustimmung (60 Prozent) findet die Erwartung, daß Bachelor- und Master-Studiengänge den Hochschulstandort Deutschland für ausländische Studierende attraktiver machen - was deutsche Studierenden indes allenfalls indirekt betrifft. Dagegen fällt das Urteil über die Vorzüge für die eigene Studiensituation - beispielsweise "Verkürzung der Studienzeit" oder "Verbesserung der Arbeitsmarktchancen" - deutlich zurückhaltender aus. Umgekehrt finden Bedenken gegenüber den Reformmodellen - etwa "Einschränkung der Selb-ständigkeit" oder "Derzeitige Abschlüsse verlieren an Ansehen" - deutlich mehr Zuspruch.

    Mögliche Wahl von Bachelor und Master: Mit etwa einem Achtel (zwölf Prozent) würde nur ein relativ geringer Anteil der Studierenden den ausschließlichen Bachelor-Studiengang wählen; erheblich mehr, genau die Hälfte aller Befragten, entschied sich dagegen. Hochgerechnet auf die Gesamtzahl der Studierenden wären das etwa 200.000. Dies ist noch weit entfernt vom angestrebten Ziel, den Bachelor zum Regelabschluß zu machen. Studierende an Fachhochschulen stehen dem Bachelor deutlich aufgeschlossener gegenüber als Studierende an Universitäten. Überdurchschnittlich häufig würden Studierende der Wirtschaftswissenschaften, Kultur- und Sprachwissenschaften, Mathematik/Informatik und der Psychologie ausschließlich einen Bachelorgrad erwerben. Weibliche Studierende an Universitäten würden sich in fast allen Studienrichtungen häufiger hierfür entscheiden als Männer, besonders groß ist der Unterschied in Sozialwisssenschaften/Sozialwesen, Wirtschaftswissenschaften und Psychologie. Dagegen würde knapp ein Drittel der Befragten den modularen Studiengang "voll" durchlaufen, also zunächst den Bachelor- und dann den Master-Grad erwerben. Ein nennenswerter Einfluß der Art der besuchten Hochschule ist hier nicht zu erkennen. Das bedeutet, daß fast ein Drittel der FH-Studierenden das Angebot einer Qualifizierung über das Niveau des bisherigen Fachhochschulstudiums hinaus wahrnehmen würde.

    Vor allem die Kenntnislücken der Befragten deuten darauf hin, daß die Einführung von gestuften Studiengängen nur dann erfolgreich sein wird, wenn die Studienberechtigten umfassend über Bachelor, Master und Credit-Point-System informiert sind.


    Nähere Informationen:
    Dr. Christoph Heine,
    HIS Hannover,
    Tel. (0511) 1220-257
    e-mail: heine@his.de

    Bitte senden Sie Belegexemplare Ihrer Veröffentlichungen über diese Studie an:
    Elfriede Ziegert, HIS Hochschul-Informations-System GmbH, Postfach 2920, 30029 Hannover,
    Tel. (0511) 1220-236,
    Fax (0511) 1220-250

    Was ist was?

    ·Bachelor:
    Erster berufsqualifizierender Studienabschluß an FH's und Unis (als erster Abschnitt eines gestuften Studienabschlußsystems). Regelstudiendauer: 3 bis maximal 4 Jahre.

    ·Master:
    Zweiter Studienabschluß an FH's und Unis (als weiterer Studiengang des gestuften Studi-enabschlußsystems). Regelstudiendauer: 1 bis maximal 2 Jahre. Berechtigung zur Pro-motion.

    ·Credit-Point-System:
    Leistungspunktsystem zur Bewertung von Studienleistungen nach Menge und Qualität.


    More information:

    http://www.his.de


    Images

    Criteria of this press release:
    interdisciplinary
    transregional, national
    Organisational matters, Science policy
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).