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06/22/1999 00:00

Weizmann-Forscher Finden Hinweise fuer die Beteilung Eines Molekularen Mechanismus an der Huntington

Tal Eizman Publications and Media Relations Department
Weizmann Institut

    Weizmann-Forscher haben nachgewiesen, dass ein Enzym, die
    sogenannte Transglutaminase (TGase), ein wichtiges Indiz
    fuer die Entstehung und den Verlauf der unheilbaren
    Huntington-Krankheit (HK bzw. Chorea Huntington) ist.
    Ihre Studie wird in der Ausgabe vom 22. Juni der
    Zeitschrift Proceedings of the National Academy of
    Sciences veroeffentlicht.

    TGase findet sich ueberall im gesunden Koerper. Sie dient
    als Katalysator fuer Heilungsvorgaenge wie Hautbildung
    und Wundheilung. Eine Studie von Prof. Howard Green aus
    dem Jahre 1993 (er forscht heute an der Abteilung
    Zellbiologie der medizinischen Fakultaet von Harvard),
    legte den Schluss nahe, dass TGase wegen ihrer
    polymerisierenden Eigenschaften auch als Katalysator fuer
    die Aggregation eines Proteins wirken koennte, das
    aufgrund seiner Verbindung mit
    der Huntington-Krankheit Huntingtin (htt) genannt wird.
    Prof. Lawrence Steinman (damals von der Abteilung
    Immunologie des Weizmann Instituts, heute an der
    Abteilung Neurologische Forschung von Stanford) hat nun
    gemeinsam mit der Graduierten Marcela Karpuj vom Weizmann
    Institut und einem amerikanischen Forschungsteam
    eindeutig eine erhoehte Aktivitaet von TGase in Gehirnen
    verstorbener HK-Patienten nachweisen koennen.

    Patienten, die unter HK leiden, haben klumpenfoermige
    Anhaeufungen von htt im Gehirn, nicht jedoch in anderen
    Geweben. Daher sind solche htt-Ansammlungen nuetzliche
    pathologische Indikatoren fuer die Krankheit. Steinman,
    Karpuj und die anderen Teammitglieder beschlossen, nach
    einer Korrelation zwischen den htt-Ansammlungen und TGase
    bei Huntington-Patienten zu suchen. Sie fanden erhoehte
    TGase-Aktivitaet in der Grosshirnrinde, im Kleinhirn, in
    den extrapyramidalen Kerngebieten - alles Bereiche, wo
    das htt in Kerneinschluessen auftritt. Zudem fanden die
    Forscher eine reduzierte TGase-Aktivitaet in
    Lymphoblastoid-Zellen - Zellen, in denen htt nicht
    aggregiert. TGase scheint demnach ein heisses Indiz zu
    sein, das auf die Bildung von kernartigen
    Einschliessungen bei HK-Patienten hinweist.

    Die Studie ist einzigartig, da es zum ersten Mal gelang,
    TGase-Aktivitaet im Gehirn von HK-Patienten nachzuweisen
    und nicht, wie bisher ausschliesslich, in Versuchstieren.
    Die Forscher verglichen fuenf Gehirne verstorbener
    Patienten unterschiedlicher Altersgruppen mit einer
    Kontrollgruppe von Patienten ohne HK im Alter zwischen 30
    und 80.

    "Karpuj war entschlossen, Transglutaminase-Aktivitaet in
    echtem Hirngewebe von HK-Patienten zu messen, direkt
    dort, wo die Aggregationen auftreten," sagt Steinmann,
    der Mentor von Frau Karpuj. "Niemand hatte bisher so eine
    Messung gewagt, nicht einmal Prof. Green, der im Jahr
    1993 als erster Transglutaminase mit HK in Zusammenhang
    brachte."

    Trotz der Zweifel Steinmans an der Durchfuehrbarkeit
    solcher Messungen an echten Gehirnproben, gelangte Karpuj
    dank ihrer Hartnaeckigkeit und von ihr entwickelte,
    verbesserte Techniken zur Messung von TGase-Aktivitaet im
    menschlichen Hirngewebe bald zum Erfolg.

    In der Tat scheinen die neuen Ergebnisse von Steinman und
    Karpuj fruehere, in der Fachpresse stark beachtete
    Forschungsergebnisse zu widerlegen, die in vitro
    nachwiesen, dass die Krankheit mit der Bildung von
    Amyloid (extrazellulaeren, fibrilaeren
    Proteinablagerungen) im Gehirn zusammenhaengt. Laut
    Steinman geben die neuesten Forschungsergebnisse keine
    Hinweise fuer Amyloid in den Kerneinschluessen von
    HK-Patienten, ebenso gibt es keinen Beweis fuer den
    haeufig zitierten "Protein-zipper".

    Karpuj war der Meinung, dass TGase das HK-Protein nicht
    zu ordentlichen Lagen zusammenbinden wuerde, sondern eher
    zu recht chaotischen Klumpen. Gemeinsam mit Hideki
    Garren, einem Postdoktoranden in Steinmans Labor in
    Stanford, testete Karpuj in vitro die Fahigkeit der
    TGase, htt zu aggregieren. Wie sich herausstellte, waren
    die Ansammlungen in der Tat sehr chaotisch.

    Als Prof. Donald Price, Chef der Neuropathologie der
    Johns Hopkins School of Medicine in Baltimore, und Prof.
    Mark Becher, Chef der Neuropathologie am Medizischen
    Forschungszentrum der Universitaet New Mexico in
    Albuquerque die HK-Gehirne untersuchten, sahen sie ein
    identisches Muster und bestaetigten damit die Ergebnisse
    Karpujs.

    Chorea Huntington ist eine schwere degenerative
    Erkrankung des zentralen Nervensystems, fuer die es
    derzeit keine heilende Therapie gibt. Die Krankheit, die
    normalerweise im fruehen oder mittleren Lebensalter
    auftritt, verursacht starke, unkontrollierte
    Muskelbewegungen, weshalb die Krankheit im Volksmund auch
    "Veitstanz" genannt wird. Sie greift auf den gesamten
    Koerper ueber, und fuehrt schnell zu Demenz und Tod. Die
    neuesten Forschungsergebnisse koennten eines Tages zur
    Entwicklung neuer Behandlungsmethoden - basierend auf der
    Hemmung der TGase-Aktivitaet im Gehirn - fuer Patienten
    mit HK oder aehnlichen Krankheiten fuehren.

    Yeda Research and Development Co Ltd., die fuer die
    kommerzielle Anwendung der Forschungsergebnisse
    zustaendige Firma des Weizmann Instituts, hat weltweite
    Patente fuer eine Behandlungsmethode von HK und anderen
    degenerativen Erkrankungen des Zentralnervensystems unter
    Anwendung von TGase-Inhibitoren angemeldet.

    Die Studie wurde durch die U.S. National Institutes of
    Health gefoerdert, ebenso durch die Hereditary Disease
    Foundation, die Abraham and Sonia Rochlin Foundation in
    Reno/Nevada, die Wolfson-Stiftung (Grossbrittanien), die
    Firma Neurocrine Biosciences, Inc. in San
    Diego/California und das Weizmann Institut. Zum
    Forschungsteam gehoerten ausserdem Hilda Slunt von der
    Johns Hopkins School of Medicine in Baltimore/Maryland
    und Prof. James Gusella, Chef des Neurogenetischen Labors
    der Harvard Medical School in Cambridge/Massachussetts.


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    Criteria of this press release:
    Biology, Information technology, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    transregional, national
    Research results
    German


     

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