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06/24/1999 14:17

Zusammenfassung der Reden bei der Jahresversammlung der DFG

Dr. Pia Teufel Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

    Seine Ansprache im Rahmen der Festveranstaltung bei der diesjährigen Jahresversammlung der Deutschen Forschungsgemeinschaft in Bremen stellte DFG-Präsident Professor Ernst-Ludwig Winnacker unter das Motto "Die DFG lebt". Das Leitbild der DFG für die Zukunft sei unverändert die Qualität der Förderung, die ihre Arbeit zum nationalen wie internationalen Goldstandard mache. Auch die internationale Kommission, die Max-Planck-Gesellschaft und Deutsche Forschungsgemeinschaft evaluiert habe, hätte die Arbeit der DFG als insgesamt vorbildlich charakterisiert und als ein aus dem Hochschulbereich nicht mehr wegzudenkendes Instrument für einen qualitätsorientierten, leistungsstimulierenden Wettbewerb um Drittmittel beschrieben. Ihr Gutachtersystem entwickle die DFG ständig weiter, so wirke sie zum Beispiel der Ausschließlichkeit des "mainstream" schon seit einiger Zeit auf den verschiedensten Ebenen entgegen, indem sie beispielsweise in vielen Verfahren vermehrt Gruppen von Gutachtern aus verschiedenen Disziplinen einsetzt.

    Im Zentrum der Bemühungen der DFG stehe aber der akademische Nachwuchs. Der Präsident verwies in diesem Zusammenhang auf die Anhebung der Stipendien in den Graduiertenkollegs sowie vor allem auf das neu geschaffene Emmy Noether-Programm der DFG, in dessen Rahmen die ersten Bewilligungen zur Schaffung kleiner selbständiger Arbeitsgruppen von Nachwuchswissenschaftlern während der Jahresversammlung ausgesprochen werden könnten.

    Die DFG habe auch begonnen, zum Teil selbstgesetzte Hürden im Umgang mit Forscherinnen und Forschern aus dem Ausland zu beseitigen. Winnacker wörtlich: "Wir müssen zu einem Einwanderungsland für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werden und uns in diesem Punkt an Ländern wie den USA und Kanada ausrichten, die zusätzliche Visamöglichkeiten gerade für diese Kategorie von höchstqualifizierten Personen entwickelt und vorgesehen haben".

    Der Präsident berichtete, daß die DFG eine hochkarätig besetzte Kommission zum Thema "Wissenschaftlicher Nachwuchs" eingesetzt habe, die voraussichtlich noch im Laufe dieses Jahres einen umfassenden Bericht vorlegen werde.

    Im Zentrum der internen Leitbildentwicklung für die Arbeit zu Anfang des kommenden Jahrhunderts stehe die Frage, so Winnacker abschließend, ob dieser Ertrag an Exzellenz und Qualität noch verbessert werden könne. Die internationale Evaluationskommission gebe der DFG zu diesem Thema den Ratschlag, das Förderverhalten in bestimmter Weise zu verändern. Die Kommission empfiehlt eine Weiterentwicklung der DFG zu einer strategisch handelnden Einrichtung der Forschungsförderung. Eine Art induktiver Programmpolitik, so Winnacker, habe die DFG in den letzten Jahren vermehrt betrieben, nicht nur durch das Förderinstrument der Sonderforschungsbereiche, sondern durch Forschergruppen und Graduiertenkollegs ebenso wie durch Schwerpunktprogramme. Auch seien jetzt in der Geschäftsstelle zwei Programmgruppen eingerichtet worden, die Querschnittsgebiete abdecken. Solche induktiven Prozesse in intensiver Rückkopplung mit den betroffenen Fächern und Absprachen mit ihnen über Förderthemen seien das geeignete Instrumentarium und beugten der Gefahr vor, sich von den Wurzeln der Wissenschaft zu entfernen. Eine von anderen als rein wissenschaftlichen Gesichtspunkten gesteuerte Forschungsförderung sei immer angreifbar, wie die durch politische Rahmenbedingungen von Bund und Ländern betriebene Förderpolitik durchaus wisse. Der Erfolg der DFG würde immer davon abhängen, wie weit sie bei ihrem Förderhandeln die auch von der Evaluationskommission empfohlene wissenschaftliche Autonomie schützen und bewahren könne.

    Bundesministerin für Bildung und Forschung, Edelgard Bulmahn: Das Bildungs- und Forschungssystem leidet unter Überreglementierung

    Zum Evaluationsbericht der internationalen Kommission sagte die Bundesministerin, daß er wertvolle Hinweise für die Weiterentwicklung der Forschungsförderung enthalte. So habe die Kommission die Einführung eines Globalbudgets für die DFG empfohlen, um sie in die Lage zu versetzen, über Art, Umfang und materielle Ausgestaltung der Förderinstrumente und einzelne Programme selbst zu entscheiden und ein in sich stimmiges Förderinstrumentarium zu entwickeln. Zur Bewältigung ihrer umfangreichen Aufgaben benötige die DFG Planungssicherheit, sagte Bulmahn; sie habe sich in den Haushaltsverhandlungen für das Jahr 2000 für eine erneute Steigerung des DFG-Haushalts eingesetzt.

    Die Forschungsförderung der DFG, so eine weitere Empfehlung der Kommission, solle strategischer ausgerichtet werden. Hierfür seien die Sonderforschungsbereiche geeignete Ansatzpunkte. Auch habe sich die Kommission für eine Ausweitung transdisziplinärer Projekte ausgesprochen und empfohlen, das Potential von Nachwuchswissenschaftlern und Frauen stärker zu nutzen. Die wirtschaftliche und technologische Entwicklung sei direkt davon betroffen, wenn hochqualifizierte Nachwuchskräfte der Hochschule den Rücken kehrten, um eine Stelle in der Wirtschaft oder an einer ausländischen Hochschule anzunehmen. Hier schaffe das Emmy Noether-Programm der DFG die Voraussetzung dafür, daß junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sich weiterqualifizieren könnten, ohne den Zwängen einer Habilitation unterworfen zu sein. "Sie sollen hier die Möglichkeit erhalten, neuartigen, auch quer zu den Disziplinen liegenden Fragestellungen, unabhängig von althergebrachten Institutsstrukturen nachzugehen und dies auch gegen Verkrustungen durchzuhalten", sagte die Ministerin.

    Das Bildungs- und Forschungssystem leide nach wie vor unter Überreglementierung und zu komplizierten Entscheidungsprozessen. Die Eigenverantwortung der Hochschulen müsse gestärkt werden. Es seien weniger Detailregelungen und Steuerung über Stellenpläne erforderlich, statt dessen mehr Flexibilität durch Budgetierung und Globalhaushalte. Auch müsse das Dienst- und Besoldungsrecht modernisiert und den Forschungsbedingungen angepaßt werden.

    Prof. Dr. Hans Joachim Meyer, Präsident der Kultusministerkonferenz: Wissenschaft als politische und finanzielle Priorität

    In seinem Grußwort wies der Präsident der Kultusministerkonferenz, der sächsische Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, Professor Hans Joachim Meyer, darauf hin, daß es in Zeiten knapper öffentlicher Kassen der Wissenschaft gelingen müsse, die deutsche Öffentlichkeit und ihre politischen Repräsentanten davon zu überzeugen, daß die Förderung der Wissenschaft auch in Zukunft keinen geringeren Stellenwert haben dürfe. Wissenschaft solle "als politische und finanzielle Priorität in der deutschen Öffentlichkeit klar und dauerhaft anerkannt werden".

    Eine hochrangig besetzte internationale Evaluierungskommission habe das hohe Niveau der Forschung in Deutschland und die Qualität und Wirksamkeit der DFG unterstrichen, jedoch auch die Auffassung vertreten, daß die DFG ihr bisheriges Fördersystem nach dem Prinzip der gutachterlichen Auswahl aus miteinander im Wettbewerb stehenden Projekten durch zentral konzipierte Förderstrategien ergänzen soll. Dieser Vorschlag soll im Rahmen des Gesamtsystems der deutschen Forschung gesehen und überprüft werden. Meyer erinnerte an das Spannungsverhältnis zwischen den beiden Förderansätzen. "Wettbewerb ist eine wesentliche Existenzform von Wissenschaftsfreiheit". Der einzige Vergleichsmaßstab sei die Qualität. Eine zentrale Strategie müsse dagegen davon ausgehen, mindestens die Richtung der Forschungsvorhaben bereits zu kennen.

    Professor Dr. Jürgen Timm, Rektor der Universität: Bremen in der DFG-Statistik auf Platz 16

    Die Universität Bremen belege in der Statistik der DFG-Bewilligungen inzwischen einen respektablen 16. Platz, bezogen auf die Pro-Kopf-Einwerbung von Fördermitteln durch das wissenschaftliche Personal. Die Forschungsprojekte und vier Sonderforschungsbereiche der DFG in den Bereichen Mathematik, Meeresforschung, Soziologie, Kognitionsforschung und Materialwissenschaft prägten heute wesentlich das Bild der Universität. Der Anteil der Drittmittel steigerte sich auf über 80 Millionen Mark pro Jahr und betrage heute nahezu die Hälfte des Universitätsetats.

    Ein Grußwort in Vertretung des Präsidenten des Senats der Freien Hansestadt Bremen, Bürgermeister Dr. Henning Scherf, sprach Bremens Wissenschaftssenatorin Bringfriede Kahrs.

    Den wissenschaftlichen Festvortrag hielt Professor Dr. Martin J. Lohse, Institut für Pharmakologie und Toxikologie der Universität Würzburg, zum Thema "Die Sprache der Zellen".

    Hinweis für Redaktionen:
    Manuskripte können im Pressereferat der Deutschen Forschungsgemeinschaft angefordert werden (Tel.: 0228 / 885-2210 oder -2109).


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    Criteria of this press release:
    interdisciplinary
    transregional, national
    Science policy
    German


     

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