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06/28/1999 13:09

Zeitenwende für Geisteswissenschaften: Fakultätentag beschloß dreistufigen Studienaufbau

Dr. Wolfgang Hirsch Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Der philosophische Fakultätentag beschloß am vergangenen Samstag in Jena, künftig für das geisteswissenschaftliche Studium ein dreistudiges Modell einzuführen: drei Jahre bis zum Bakkalaureat, zwei oder drei weitere Jahre bis zum Magister-Examen und weitere zwei Jahre für die Promotion. Damit soll das Studium stringenter, stärker qualitätsorientiert und internationaler werden. "Ein radikaler Durchbruch", kommentierte Prof. Dr. Reinhold Grimm, der Vorsitzende des Fakultätentages.

    Jena. (28.06.99) Neue Zeiten brechen für die Geisteswissenschaften an deutschen Universitäten an: Künftig soll das Studium rascher, zielstrebiger und in einem dreistufigen Aufbau bewältigt werden: drei Jahre bis zum berufsbefähigenden Bakkalaureat, weitere zwei bis drei Jahre bis zum berufsqualifizierenden Magister-Examen und noch einmal zwei Jahre für die Promotion. Für dieses Modell entschied sich am vergangenen Samstag der philosophische Fakultätentag in Jena einstimmig. Dieses Gremium, das erstmals an der Friedrich-Schiller-Universität tagte, versammelt Vertreter aller 45 geisteswissenschaftlichen Fach-bereiche in Deutschland. - "Ein radikaler Durchbruch" kommentierte der Vorsitzende Prof. Dr. Reinhold Grimm aus Jena den Beschluß, "die Geisteswissenschaften unterstreichen damit nachhaltig ihre Flexibilität und Reformfähigkeit." Nun komme es auf die Kultusministerkonferenz und die Länderministerien an, um das Konzept zügig umzusetzen. Grimm rechnet mit einer Übergangszeit von zwei bis drei Jahren, in der das alte Modell noch fortgelten wird.

    Allerdings formulierte der Philosophen-Fakultätentag auch Bedingungen, um die Qualität des geisteswissenschaftlichen Studiums sicherzustellen. Eine klare Absage erteilten die Wissenschaftler der Idee eines Ein-Fach-Studiums; nach wie vor sollen die Studierenden mehrere Disziplinen aus dem Fächerkanon auswählen, wobei nach einem modularen Konzept auch neuartige Kombinationen möglich werden. "Wer hingegen nur eine schmale Spezialdisziplin studiert, wird später auf dem Arbeitsmarkt nicht die Spur einer Chance besitzen", so Grimm, "das Ein-Fach-Studium wäre ein verhängnisvoller Weg für die Absolventen."

    Außerdem fordern die Geisteswissenschaftler klare Qualitätskriterien für den Sprung vom Bakkalaureus zum Magister-Studium: "Ob das eine Eingangsprüfung, ein Auswahlgespräch oder der Nachweis eines Prädikatsexamens sein wird, haben wir noch nicht abschließend diskutiert", erläutert der Romanistikprofessor Grimm. Aber er rechnet damit, daß nur etwa ein Drittel der eher grundlegend qualifizierten Bakkalaureaten den Anschluß zu einem strenger wissenschaftlichen und stärker spezialisierenden Fachstudium schaffen werden.

    Die Vorteile des neuen Konzepts liegen für Reinhold Grimm auf der Hand: "Kurz gesagt: Das geisteswissenschaftliche Studium wird stringenter, internationaler und im ganzen vielseitiger." So sei es künftig für deutsche Bakkalaureaten kein Problem mehr, ohne Zeitverzug ein Magisterstudium in den Vereinigten Staaten anzuschließen; umgekehrt würden die deutschen Hochschulen auch für ausländische Bewerber erheblich attraktiver. "Wir werden auf Grund des modularen und klar konturierten Studienaufbaus jüngere Absolventen mit besser nachvollziehbaren Qualifikationen haben, die eindeutiger auf reale Berufsbilder zugeschnitten sind." So könnte z. B. ein Student der Sprachwissenschaften juristische und wirtschaftswissenschaftliche Module einflechten, um sich für die Arbeit in der Stabsstelle eines Unternehmens vorzubereiten.

    "Dieser Schritt ist uns nicht leicht gefallen", gesteht Prof. Reinhold Grimm, "die Diskussion im Fakultätentag war heftig und kontrovers." Aber dieses konsensfähige Modell sei der einzige erkennbare Weg, um die Qualität des Studiums zu sichern und auch das wissenschaftliche Profil weiter zu garantieren. "Dies berücksichtigt die persönlichen Vorstellungen und die veränderten Anforderungen des Arbeitsmarktes, auf dem Geisteswissenschaftler ein breites Betätigungsfeld ausfüllen können", versichert Grimm. Nun liegt es an den Bildungspolitikern, wie die Vorschläge in die Praxis umgesetzt werden. Grimm: "Wir sind jederzeit gesprächsbereit."

    Friedrich-Schiller-Universität
    Referat Öffentlichkeitsarbeit
    Fürstengraben 1
    07743 Jena
    Tel.: 03641/931031
    Fax: 03641/931032
    e-mail: h7wohi@sokrates.verwaltung.uni-jena.de


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