Durch Lignin verholzen Pflanzen. Mischt man den Naturstoff mit Faserpflanzen wie Hanf oder Flachs, entsteht der thermoplastische Werkstoff Arboform. Er ist »flüssiges Holz«. Denn er besitzt holzähnliche Eigenschaften, läßt sich aber wie ein Kunststoff verarbeiten.
Nachwachsende Rohstoffe schonen die Umwelt. Forscher aus dem Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie ICT in Pfinztal bei Karlsruhe entwickeln unter Leitung von Prof. Peter Eyerer und Dr. Norbert Eisenreich einen thermoplastischen - durch Wärme verformbaren - Werkstoff auf rein natürlicher Basis. Das Besondere daran: Obwohl der Werkstoff Arboform ähnliche Stoffeigenschaften wie Holz besitzt, läßt er sich wie ein Kunststoff, etwa im Spritzgußverfahren, kostengünstig verarbeiten. Das kann in der Produktion - etwa bei Formteilen für den Automobilinnenraum - ein großer Vorteil sein.
Einer der Ausgangsstoffe von Arboform ist Lignin. Es sorgt dafür, daß Holz fest wird. Lignin ist das am zweithäufigsten vorkommende Polymer in der Natur. Jährlich fallen davon Millionen Tonnen als Nebenprodukt etwa in der Papierindustrie an. Bisher wurde Lignin meist zur Energiegewinnung verbrannt. Doch der nachwachsende Rohstoff läßt sich auch anders nutzen: Durch die Mischung von Lignin und Naturfasern entsteht der thermoplastische Werkstoff Arboform. Dieser kann aus Erdöl gewonnene Kunststoffe vielfach ersetzen. »Wir arbeiten seit zwei Jahren an der optimalen Zusammensetzung von Naturpolymeren und Naturfasern«, berichten Helmut Nägele und Jürgen Pfitzer aus dem Fraunhofer ICT. Damit wollen die Forscher erreichen, daß Arboform noch besser verarbeitbar und wärmebeständiger wird.
Nägele rechnet damit, daß Lignin in etwa einem Jahr erstmals im Innenraumausbau von Automobilen eingesetzt wird: »Bei hochwertigen Autos mit Edelholzausstattung gab es bisher oft ein Problem: Das Holz für Lenkräder und Armaturenbretter ist teuer. Deshalb macht man sie nicht aus Vollholz, sondern verwendet unter einem Edelholzfurnier ein Trägermaterial, meist Kunststoff. Dieser dehnt sich bei Hitze jedoch zehnmal stärker aus als Holz. Da im Auto starke Temperaturschwankungen herrschen, kann das Holzfurnier bei Hitze leicht aufreißen oder sich vom Träger ablösen.« Da Arboform die gleichen Materialeigenschaften wie Holz besitzt, bietet er sich als Werkstoff für die Trägerkonstruktion an. In Zukunft könnten Holzwerkstoffe aus Lignin klassische Kunststoffe wie Polyamid oder andere technische Konstruktionswerkstoffe als Material für Computer-, Fernseh- oder Handygehäuse verdrängen. Die Forscher schneidern das »flüssige Holz« auf spezielle Verarbeitungstechnologien und Produktanforderungen zu und setzen die Innovationen in der ausgegründeten Firma Tecnaro GmbH um.
Ansprechpartner:
Helmut Nägele, Jürgen Pfitzer
Telefon 07 21/46 40-1 85,- 4 07
Telefax 07 21/46 40-1 11
email: ng@ict.fhg.de, pfi@ict.fhg.de
Fraunhofer-Institut für
Chemische Technologie ICT
Josef-von-Fraunhofer-Straße 7
D-76318 Pfinztal/Berghausen
Pressekontakt:
Dr.-Ing. Karl-Friedrich Ziegahn
Telefon 07 21/46 40-3 88
Telefax 07 21/46 40-1 11
email: kfz@ict.fhg.de
Edelholzfurnier auf einem Ligninträger.
None
Criteria of this press release:
Biology, Chemistry, Materials sciences
transregional, national
Research projects
German
You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.
You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).
Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.
You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).
If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).