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07/01/1999 16:50

RUB gründet erstes Institut für Hypertonieforschung in Deutschland

Dr. Josef König Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Auf der Suche nach den Ursachen des Bluthochdrucks machen sich Wissenschaftler der Ruhr-Universität Bochum, wo das erste deutsche Institut für Klinische und Molekulare Hypertonieforschung entsteht.

    Bochum, 01.07.1999
    Nr. 154

    Weil der Blutdruck steigt ...
    ... und niemand weiß warum
    RUB: erstes Institut für Hypertonieforschung in Deutschland

    Bluthochdruck ist eine Volkskrankheit - und noch immer sind in 90 Prozent der Fälle die Ursachen unbekannt. Ändern könnte sich das mit der Gründung des Instituts für Klinische und Molekulare Hypertonieforschung an der Medizinischen Fakultät der Ruhr-Universität, der kürzlich der Senat der RUB zugestimmt hat. Kliniker und Theoretiker sind dem Bluthochdruck, einem der wichtigsten Risikofaktoren für Schlaganfall und Herzinfarkt, gemeinsam auf der Spur. Fachübergreifende Zusammenarbeit und ein neuartiges Methodenspektrum bieten jetzt die Chance, die Krankheitsursachen auf molekularer Ebene zu klären und neue Behandlungsmöglichkeiten zu entwickeln. Daneben wird auch die medizinische Ausbildung Anliegen des Instituts unter Leitung von Prof. Dr. rer. nat. Ludwig Heilmeyer (Institut für Physiologische Chemie), Prof. Dr. rer. nat. Lutz Pott (Lehrstuhl Zelluläre Physiologie), Prof. Dr. med. Walter Zidek (Marienhospital Herne) und Prof. Dr. med. Andreas Mügge (St. Josefs Hospital, Bochum) sein: Ein viersemestriges Graduierten-Studium "Molekulare Medizin" ist vorgesehen.

    Institut für Hypertonieforschung in Deutschland einmalig

    "Diese Institutsgründung erweitert das Fächerspektrum unserer Fakultät und schafft somit neue Möglichkeiten für Forschung und Lehre", erklärt der Dekan Prof. Dr. med. Ulf Eysel die Initiative der Medizinischen Fakultät der RUB. Der Bluthochdruck wurde in Deutschland bisher zu wenig erforscht, besonders wenn man die sozialen und ökonomischen Folgen der Erkrankung bedenkt. Der Schwerpunkt Hypertonieforschung ist an deutschen Universitäten einmalig, ebenso ein Institut für Molekulare Hypertonieforschung in Deutschland. Das Institut wird aus fünf Abteilungen bestehen: Molekulare und Klinische Hypertonieforschung, Epidemiologie und Genetik der Hypertonie, Nanomedizin, Zelluläre Physiologie und Pathophysiologie, Protein- und DNA-Analytik.

    Arterielle Hypertonie - erblich

    "Weh dir, daß du ein Enkel bist!" - das gilt zumindest für Menschen mit arterieller Hypertonie. Auslöser der arteriellen Hypertonie können Organerkrankungen, z.B. eine gestörte Nierenfunktion, Überfunktionen von Hirnanhangdrüse oder Nebenniere, neurologische Störungen sein. Der weitaus größere Teil der Patienten leidet unter der sog. essentiellen Hypertonie, deren Ursachen ungeklärt sind. Die Anlage zur Hypertonie wird vererbt; die RUB-Forscher vermuten über sog. Kandidaten-Gene. Werden diese und die ihnen entsprechenden Proteine gefunden, lassen sich die Krankheitsprozesse besser verstehen und neue Medikamente entwickeln. Vermutete "Kandidaten" sind spezielle, auf die Blutgefäße wirkende Hormone und die dazugehörigen Rezeptoren. Es soll auch geklärt werden, ob es bisher unbekannte blutdruckregulierende Systeme gibt. Die Suche und Identifizierung von Hemmstoffen im Elektrolytstoffwechsel (Na+/H+ und Ca2+) ist ein weiteres Forschungsziel. Denn ein Anstieg der Ca2+-Ionen führt zu einer gesteigerten Gefäßspannung (Tonus) - der Blutdruck steigt, und der Na+/H+-Austausch ist bei Zellen von Hypertonikern verändert.

    Optische Pinzette "greift" im Milliardtel-Meter-Bereich

    Einen Forschertraum erfüllt die Nanomedizin: Mit Hilfe einer Laserpinzette können Vorgänge auf atomarer Ebene verfolgt werden. Zielobjekte sind die Proteine Myosin und Aktin. Sie sind "Motor-Moleküle" für Kontraktionen im Herz-Kreislauf-System, die bei der Regulation des Blutdruckes von entscheidender Bedeutung sind. Ein einziges Myosin-Molekül führt, angeheftet an Aktin, zu Bewegungen im Bereich von einigen Milliardstel Metern und erzeugt dabei ungeheuer kleine Kräfte in der Größenordnung von 10-12 Newton. Durch die Untersuchung dieser "Motor-Moleküle" auf atomarer Ebene sollen pathologische Abweichungen verstehbar werden, wie sie sich beim Hochdruck zeigen.

    Essentielle Hypertonie: Muskelarbeit fehlgesteuert

    Wenngleich die Ursachen der essentiellen Hypertonie noch unbekannt sind, so ist doch sicher: es kommt zu einer Fehlsteuerung des Kontraktionszustandes und zu einem gesteigerten Wachstum der Zellen in der glatten Muskulatur der Widerstandsgefäße. An der Steuerung von Kontraktion und Wachstum sind eine Vielzahl bekannter und unbekannter Mediatorsubstanzen beteiligt. Diesen Substanzen und ihren Rezeptoren, den entsprechenden Genen und intrazellulären Signalwegen gilt das Interesse der Forscher. Ein wichtiges Hilfsmittel sind Zellkulturen und Zellinien. Unter anderem werden Gefäßmuskelzellen von Ratten mit (spontanem) Bluthochdruck und von erkrankten und gesunden Menschen verglichen. Mittelfristig sollen auch transgene Mäuse ins Programm.

    Graduiertenstudium "Molekulare Medizin" geplant

    Zukünftig soll auch ein Graduierten-Studium "Molekulare Medizin" die Lehre an der RUB bereichern. In einem viersemestrigen Aufbaustudium können sich dann Mediziner, Pharmakologen, Biologen, Chemiker und Physiker am neuen Institut spezialisieren.

    Weitere Informationen

    Prof. Dr. rer. nat. Ludwig Heilmeyer, Physiologische Chemie, RUB, Tel. 0234/700-2428, Fax. 0234/7094-193, e-mail: ludwig.heilmeyer@ruhr-uni-bochum.de

    Prof. Dr. rer. nat. Lutz Pott, Zelluläre Physiologie, Tel. 0234/700-4857, Fax. 0234/7094-449, e-mail: lutz.pott@rz.ruhr-uni-bochum.de

    Prof. Dr. med. Walter Zidek, (Innere Medizin), Direktor der Medizinischen Klinik I des Marienhospitals Herne, Universitätsklinik, Tel. 02323/499-1670 Fax. 02323/499-302, e-mail: walter.zidek@ruhr-uni-bochum.de

    Prof. Dr. med. Andreas Mügge, Direktor der Medizinischen Klinik II des St. Josefs Hospitals, Tel 0234/509-2300/2301, Fax 0234/509-2303, e-mail: andreas.muegge@ruhr-uni-bochum.de


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    Criteria of this press release:
    Biology, Chemistry, Information technology, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    transregional, national
    Organisational matters, Research projects
    German


     

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