idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
08/26/2005 13:10

Studie: Betriebsrats-Arbeit und Tarifverträge helfen bei Integration

Rainer Jung Abt. Öffentlichkeitsarbeit
Hans-Böckler-Stiftung

    Beschäftigte deutscher und ausländischer Herkunft gehen im Arbeitsalltag überwiegend kollegial miteinander um. Das zeigt eine Untersuchung des Forschungsinstituts für Arbeit, Technik und Kultur (F.A.T.K.) an der Universität Tübingen. Diskriminierung durch deutsche Arbeitskollegen oder Vorgesetzte kommt vor, sie ist jedoch selten und nur in Ausnahmefällen gravierend. Die meisten Beschäftigten ausländischer Herkunft sind stark motiviert, sich in den Betrieb und die deutsche Gesellschaft zu integrieren. Das Engagement von Betriebsrätinnen und Betriebsräten als Schlichter bei Konflikten bewerten sie positiv.

    Der Tübinger Soziologe Dr. Werner Schmidt untersuchte im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung die Sozialstruktur und die sozialen Beziehungen in zwei Betrieben der Metall- und Elektroindustrie sowie in einem Chemieunternehmen. Neben Statistiken wertete er gut 550 Fragebögen der Beschäftigten aus. Zusätzlich führte er Gespräche mit 93 Beschäftigten.

    Wie die Analyse zeigt, sind Beschäftigte ausländischer Herkunft nach wie vor häufig als angelernte Arbeiterinnen und Arbeiter tätig. Grund dafür sind primär Unterschiede in der Qualifikation, nicht betriebliche Diskriminierung, so der F.A.T.K.-Forscher. Mitunter blieben aber im Herkunftsland erworbene schulische Qualifikationen ungenutzt, weil sie nicht ins deutsche Berufssystem passen.

    Zur überwiegend guten Zusammenarbeit zwischen Beschäftigten verschiedener Herkunft gehört auch eine gegenseitige Anerkennung im Arbeitsalltag. Nur eine Minderheit zeigt gegenüber Kolleginnen und Kollegen anderer Herkunft eine ablehnende Haltung. Entlastet wird das Verhältnis dadurch, dass Betriebe, Betriebsräte und Beschäftigte deutlich zwischen Arbeits- und Privatleben trennen. Kulturelle Unterschiede sind deshalb im Betrieb kaum ein Thema. Die Beschäftigten definieren ihre Interessen als Arbeitnehmer, nicht als Zugehörige zu ethnischen Gruppen.

    Dabei wirkt die Institution Betriebsrat nach Erkenntnis des Wissenschaftlers als Integrationsfaktor: Weil Betriebsräte mit Mitbestimmungsrechten ausgestattet und als allgemein gewählte Interessenvertreter anerkannt sind, bleibt eine ethnisch ausgerichtete Artikulation von Gruppeninteressen im Betrieb unattraktiv. Auch die allgemeingültigen Regeln in Tarifverträgen und Arbeitsgesetzen stützen das gleichberechtigte Miteinander. Deshalb bergen eine Erosion der Flächentarifverträge sowie eine Schwächung der Betriebsräte erhebliche Risiken für die betriebliche Sozialintegration, warnt der Forscher.

    Betriebsverfassungsgesetz erstmals auf Türkisch
    Als praktisches Hilfsmittel für die Betriebsratsarbeit hat die Hans-Böckler-Stiftung vor wenigen Wochen die erste Ausgabe des Betriebsverfassungsgesetzes auf Türkisch herausgebracht. In dem kleinen Band findet sich der Wortlaut des Gesetzes, außerdem werden zentrale Vorschriften erläutert.


    More information:

    http://www.boeckler.de/cps/rde/xchg/hbs/hs.xsl/320_38318.html


    Images

    Criteria of this press release:
    Economics / business administration, Law, Politics, Social studies
    transregional, national
    Research results, Transfer of Science or Research
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).