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07/16/1999 12:56

Uni Jena richtete Studiengang Portugiesisch ein

Dr. Wolfgang Hirsch Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Jena. (16.07.99) Romanistik komplett, meldet die Friedrich-Schiller-Universität. Mit der Einrichtung eines Magisterstudiengangs in Lusitanistik sind nun alle fünf romanischen Hauptsprachen als Studienfächer an der Jenaer Alma mater vertreten: Französisch, Spanisch, Italienisch, Rumänisch und nun auch Portugiesisch - eine Seltenheit in der bundesdeutschen Hochschullandschaft. Deutliche Konturen erhält damit auch das Vorhaben, in Jena einen Südamerika-Schwerpunkt einzurichten, denn die Weltsprache Portugiesisch wird vor allem in Brasilien gesprochen.

    Nicht einmal zehn Professuren für Lusitanistik gibt es bundesweit; eine davon hat nun - in den kommenden fünf Jahren - Prof. Dr. Dietrich Briesemeister inne. Eigentlich müßte der weltläufige Romanist längst die Wonnen des Ruhestands genießen. Aber der im Mai 65 Jahre alt gewordene Philologe fühlte sich fürs Altenteil zu jung und fand eine neue Herausforderung in Jena, wo er seit diesem Sommersemester den neuen Studiengang aufbaut. Rund 210 Millionen Menschen in vier Erdteilen verständigen sich auf Portugiesisch, mehr als drei Viertel davon allein in Brasilien. Neben Südamerika und dem europäischen Mutterland sind noch die ehemaligen Afrika-Kolonien Angola, Mosambik, Kapverden und St. Thomé sowie einige Enklaven in Asien, etwa das indische Goa oder Macao in China, zu nennen.

    Der gebürtige Westfale Briesemeister studierte in Tübingen, Rennes (Frankreich) und München Romanische und Mittellateinische Philologie sowie Philosophie und promovierte 1959 mit einer Arbeit über die galicische Dichterin Rosalia de Castro. Anschließend arbeitete er als Bibliothekar an der Bayerischen Staatsbibliothek München, habilitierte sich über den "Todesgedanken in der spanischen, katalanischen und portugiesischen Literatur des Mittelalters" und nahm eine Privatdozentur an der Ludwig-Maximilians-Universität wahr. 1971 erhielt er eine Professur an der Universität Mainz und wurde 1987 Direktor des Ibero-Amerikanischen Instituts in Berlin und zugleich Professor für ibero-romanische Philologie unter Einschluß der Lateinamerikanistik an der Freien Universität.

    Dank einer Sonderregelung ist er nun in Jena: "Es ist eine lohnende und wichtige Aufgabe, hier einen Eckpfeiler für das Portugiesische einzurammen." Seinen ersten 20 Thüringer Studenten vermittelt Briesemeister zunächst eine be-hutsame Einführung in die literarische Moderne seines Fachs und in die Landeskunde. "Die Portugiesen waren immer ein sehr weltoffenes Volk", schildert er, "Fischer, Seefahrer und Händler, von deren toleranten Mentalität wir viel lernen können." Aber auch die Literatur des Landes sei nicht zu verachten, bemerkt er mit Blick etwa auf Fernando Pessoa oder José Saramago, den Nobelpreisträger des vergangenen Jahres.

    Jedoch denkt Briesemeister beileibe nicht eurozentrisch, sondern vor allem auch an Brasilien. "Das ist ein Land mit einem unglaublichen Reichtum an kulturellen Facetten, die wir Europäer noch viel zu wenig zu verstehen und zu differenzieren wissen." Der südamerikanische Kontinent befindet sich wirtschaftlich und kulturell im Um- und Aufbruch, so Briesemeister: "Das ist eine Welt, die eine große Zukunft hat."

    In wenigen Monaten jährt sich die Entdeckung Brasiliens durch die Portugiesen zum 500. Mal. "Es wird endlich Zeit, daß wir Europäer uns intensiver mit diesem Land befassen", fordert Briesemeister. Eine kulturchauvinistische Haltung sei da völlig fehl am Platze. "Natürlich hat die Philosophie in Südamerika keinen Hegel oder Kant zu bieten; dafür sind die Geisteswissenschaften sehr viel lebensnäher und zum Teil auch tief spirituell geprägt." Das liege an den sehr unterschiedlichen Einflüssen im Laufe der Jahrhunderte; die altamerikanischen Kulturen vermischten sich mit denen der europäischen Eroberer und der importierten afrikanischen Sklaven. Daraus entstand eine aufregende Melange, die enorme kulturelle Potentiale bietet. Briesemeister: "Nehmen wir es musikalisch: Das expressive Gefühlsspektrum reicht vom melancholischen Fado Portugals bis hin zu den ekstatisch-ausgelassenen Karnevals-Rhythmen Brasiliens."

    Ansprechpartner:
    Prof. Dr. Dietrich Briesemeister
    Tel.: 03641/944607, Fax: 944602

    Friedrich-Schiller-Universität
    Referat Öffentlichkeitsarbeit
    Dr. Wolfgang Hirsch
    Fürstengraben 1
    07743 Jena
    Tel.: 03641/931031
    Fax: 03641/931032
    e-mail: h7wohi@sokrates.verwaltung.uni-jena.de


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    Criteria of this press release:
    Language / literature
    transregional, national
    Studies and teaching
    German


     

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