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07/27/1999 07:30

Informationsabend: Augenschäden durch die Beobachtung der Sonnenfinsternis

Robert Emmerich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

    Die letzte totale Sonnenfinsternis dieses Jahrtausends wird am Mittwoch, 11. August, über Teilen Süddeutschlands zu beobachten sein. In der Region Unterfranken verschwindet die Sonne zwar nicht komplett, aber doch zu einem Großteil hinter dem Mond. Wer dieses Schauspiel beobachten will, muss seine Augen vor den Strahlen der Sonne schützen. Darauf wollen Ärzte von der Augenklinik der Universität Würzburg bei einem öffentlichen Informationsabend hinweisen.

    Dieser trägt den Titel "Wenn die schwarze Sonne kommt" und beginnt am Donnerstag, 29. Juli, um 19.30 Uhr im Hörsaal der Augenklinik in der Josef Schneider-Straße 11. Der Eintritt ist frei.

    Dass durch einen Blick in die Sonne das Augenlicht beeinträchtigt oder sogar für immer verloren gehen kann, ist seit dem Altertum bekannt. Bei der Sonnenfinsternis des Jahres 1912 wurden in Deutschland mehr als 3.000 Menschen registriert, die Schäden davontrugen. Bei einer unvollkommenen Verdunklung der Sonnenscheibe 1954 kamen allein in der Stadt Berlin über 70 Menschen mit Augenbeschwerden zu den Ärzten.

    Um solches im Jahr 1999 möglichst zu verhindern, hat Dr. Wolfgang Schrader, Oberarzt an der Augenklinik der Universität Würzburg, mit seinem Kollegen Dr. Rudolf Horn aus Lahr eine bundesweite Aufklärungskampagne gestartet. Die Mediziner machen auf die bleibenden Netzhautschäden aufmerksam, die der ungeschützte Blick in die Sonne nach sich ziehen kann: "Weil diese Schäden nicht behandelbar sind, muss bei der Beobachtung der Sonnenfinsternis unbedingt auf Sicherheit geachtet werden", warnt Dr. Schrader.

    Diese Sicherheit ist dem Würzburger Arzt zufolge am ehesten durch spezielle Folienbrillen gewährleistet, die im Fachhandel zu bekommen sind und die nur noch 0,001 Prozent des Sonnenlichtes durchlassen. Aufwendiger, aber ebenfalls gefahrlos sei eine indirekte Beobachtungsmethode, bei der das Bild der Sonne durch eine Lochblende projiziert wird: Dazu sticht man mit einer Nadel ein kleines, kreisrundes Loch in einen Karton und bildet dadurch die Sonne auf einen zweiten, weißen Karton ab, der sich in einem Meter Abstand vom ersten befinden soll. So kann man auf dem weißen Karton beobachten, wie sich der Mond nach und nach vor die Sonne schiebt, und muss nicht direkt in die Strahlen blicken.

    Dr. Schrader: "Dagegen ist es schon gefährlich, wenn man nur wenige Sekunden ungeschützt die Sonne betrachtet." Allein der Blick auf die total vom Mond bedeckte Sonnenscheibe sei ohne Schutzvorrichtung möglich. Doch sobald die Sonne wieder zum Vorschein kommt, müsse die Beobachtungsbrille wieder aufgesetzt werden. Selbstgebastelte Sonnenfilter - wie mehrere Sonnenbrillen hintereinander aufgesetzt, berußte Glasscheiben, CDs, CD-ROMs, Floppy Disks oder belichtete Farb- bzw. Schwarzweißfilme - sind laut Dr. Schrader unsicher, weil sie zuviel Strahlung durchlassen. Hochgefährlich sei die Beobachtung der Sonne durch Ferngläser oder Teleskope, weil diese den Lichteinfall ins Auge um ein Vielfaches verstärken.

    Da die Netzhaut nicht schmerzempfindlich ist, bemerkt der Geschädigte die unseligen Auswirkungen der Strahlen nicht schon während des Blicks in die Sonne. Doch die Beeinträchtigung wird manchmal sofort danach, manchmal auch erst nach einem oder mehreren Tagen deutlich: Die Sehschärfe ist typischerweise auf 50 bis 20 Prozent des Normalwertes verringert, in einigen Fällen sogar stärker. Nur in der Hälfte aller Fälle erholt sie sich innerhalb von sechs Monaten wieder auf 100 Prozent - die restlichen Patienten müssen für immer mit einer eingeschränkten Sehfähigkeit leben. In etwa zehn Prozent der Fälle bleibt sogar eine hochgradige Sehbehinderung zurück.

    Dr. Schrader und Dr. Horn hoffen, dass möglichst viele Beobachter der Sonnenfinsternis ihre Augen schützen. In Süddeutschland werden mehrere Millionen Menschen Gelegenheit haben, das Naturschauspiel zu bewundern. Allein in Stuttgart, das mitten in der Zone der totalen Finsternis liegt, rechnen die Wissenschaftler mit 300.000 Zuschauern.

    Über die Gefahr für die Augen haben die zwei Mediziner bereits in Fachzeitschriften berichtet. Außerdem wurden im Rahmen ihrer Aufklärungskampagne in Zusammenarbeit mit Firmen Faltblätter und Poster erstellt, die Patienten und Ärzte informieren sollen. Auch im Internet sind Informationen hinterlegt:

    http://www.ukl.uni-freiburg.de/aug/mitteil/sofi/index.html

    Weitere Informationen: Dr. Wolfgang Schrader, T (0931) 201-5605 oder 201-5610 (Sekretariat), Fax (0931) 201-2245, E-Mail:

    w.schrader@augenklinik.uni-wuerzburg.de


    More information:

    http://www.ukl.uni-freiburg.de/aug/mitteil/sofi/index.html


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    Criteria of this press release:
    Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    regional
    Miscellaneous scientific news/publications
    German


     

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