Hängen die Form des menschlichen Schädels und der Erfolg eines Geschäftsmannes zusammen? Und was kann der Magnetismus beim Menschen bewirken? Der amerikanische Autor Edgar Allan Poe (1809-49) ist als Klassiker der Phantastik, als Begründer der Kurzgeschichte sowie als Erfinder der literarischen Detektivfigur weltweit bekannt. Eine bislang wenig beachtete Seite des Poeschen Werkes untersuchte Hermann Josef Schnackertz, Amerikanistikprofessor an der Katholischen Universität Eichstätt (KUE), nämlich die Beschäftigung Poes mit Theorien, die heute gemeinhin als pseudowissenschaftlich bezeichnet werden.
Schnackertz geht es dabei um Poes virtuose Beschäftigung mit seinerzeit populären, heute aber weitgehend als Pseudowissenschaften diskreditierten Theorien wie etwa Phrenologie und Mesmerismus. Dabei vertritt die Phrenologie die Anschauung, daß aus den Schädelformen von Menschen auf bestimmte geistig-seelische Veranlagungen zu schließen sei, während Mesmerismus die Lehre von der Heilkraft des Magnetismus ist, aus der die Hypnosetherapie entwickelt wurde. Die ganz unterschiedlichen literarischen Reaktionen auf diese Systeme - so zeigt Schnackertz - sind dabei weder Dokumente naiver Wissenschaftsgläubigkeit noch bloße Wissenschaftssatiren. "Was Poe an schädelkundlichen Charakteranalysen und mesmeristischen Hypnosetechniken vor allem fasziniert, sind die spekulativen Möglichkeiten, die sie der literarischen Phantasie eröffnen", erläutert Schnackertz. Der intellektuelle Reiz dieser Wissenschaften liege also darin, die Vorstellungen von der Wirklichkeit zu erweitern und neue Erfahrungsbereiche zu erschließen. Der produktive Umgang mit Mesmerismus und Phrenolgie führe letzten Endes dazu, das Gewicht der Literatur gegenüber anderen Erkenntnisformen zu stärken. Schnackertz: "Indem Poe die Literatur als Experimentierfeld entdeckt, wird er zu einem Wegbereiter der literarischen Moderne."
Die Ergebnisse der Untersuchungen des Amerikanisten Schnackertz, die auch Thema seiner Antrittsvorlesung an der KUE waren, sind jetzt im Rahmen der neu gestalteten "Eichstätter Universitätsreden" unter dem Titel "E.A. Poe und die Wissenschaften seiner Zeit" veröffentlicht. Von 13. bis 15. September 1999 organisiert Schnackertz darüber hinaus anläßlich des 150. Todestages des Schriftstellers ein internationales Edgar Allen Poe-Symposion an der KUE.
Hermann Josef Schnackertz: E.A. Poe und die Wissenschaften seiner Zeit (Eichstätter Universitätsreden, Band 101), Eichstätt 1999,ISBN 3-9806408-2-5
Der Band kann zum Preis von 9,80 DM angefordert werden bei:
Katholische Universität Eichstätt
Kanzlerbüro
Ostenstraße 26
85072 Eichstätt
Telefon 08421/93-1229
Telefax 08421/93-1794
Mail: kanzler@ku-eichstaett.de
Hinweis für Redaktionen:
Gern erhalten Sie unter o.g. Adresse ein kostenfreies Besprechungsexemplar.
Informationen zum Symposion:
Prof. Dr. H.J. Schnackertz
Telefon 08421/93-1344 bzw. 93-1343
Telefax 08421/93-1797
Mail: Hermann.Schnackertz@ku-eichstaett.de
Criteria of this press release:
Language / literature
transregional, national
Scientific Publications
German
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