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08/02/1999 15:03

Mit Chemie die Umwelt schützen

Jochen Brinkmann Kontaktstelle Schule - Universität
Technische Universität Clausthal

    Die Kreissparkasse Clausthal-Zellerfeld, die Bundesstiftung Umwelt und der Verein deutscher Eisenhüttenleute luden in diesem Sommer insgesamt 13 Jungforscher mit einem Stipendium zu einem Praktikum an die Universität ein. Zwei von ihnen sind Tobias J. Zimmermann aus Riedlingen bei Ulm und Udo Schmidt aus Gehrde bei Osnabrück, die im Institut für Organische Chemie zu Gast sind.

    Mit welchen Fragen beschäftigen sie sich? Tobias J. Zimmermann entdeckte schon in der achten Klasse, als er noch keinen Chemieunterricht hatte, seine Neigung für die Chemie. So ging er der Frage nach, ob nicht der für die Papierproduktion nötige Zellstoff, zum Schutz der Wälder, aus Stroh und Laub gewonnen werden kann. Tatsächlich gelang es ihm nachzuweisen, daß, bestimmte Bedingungen vorausgesetzt, (so z.B. hohe Reinheit des Strohs) der Zellstoff aus Stroh geeignet ist. " Es war eine Freude, aus einem fast nutzlosen Abfallstoff einen wichtigen Grundstoff herstellen zu können", sagt er. Diesen Überraschungseffekt möglicher chemischer Synthesewege - aus einem nutzlosen Stoff einen wertvollen zu gewinnen - suchte er auch in seinem dritten Thema, das ihn nun zu einem Forschungspraktikum ins Institut für Organische Chemie führte.

    KUNSTSTOFFE AUF DER BASIS NACHWACHSENDER ROHSTOFFE
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    "Schon seit längerem wollte ich einen Kunststoff auf der Basis nachwachsender Rohstoffe herstellen. Da ich in einer Gegend mit viel Rapsanbau wohne, lag der Gedanke nahe, Rapsöl als Grundsubstanz für einen Kunststoff zu verwenden", erzählt Tobias Zimmermann. "Für PET-Flaschen, zum Beispiel Cola-Plastikflaschen, gibt es kein Recyclingverfahren, sie werden zu Fließjacken verarbeitet oder verbrannt. Ich habe die PET-Kettenmoleküle mit einer Säure in reaktive Bestandteile zerlegt und dann mit einem reaktiven Rapsöl in einen harten, temperaturbeständigen Kunststoff (Duroplast) verwandelt, aus dem, wie die Juroren meinten, Bootsrümpfe gebaut werden können, oder der als Energiequelle dienen kann", beschreibt Tobias Zimmermann seine Ergebnisse.

    NUN AN PROFI-FORSCHUNG BETEILIGT
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    Bei Dipl.Chem. Holger Monenschein ist er nun zusammen mit Udo Schmidt direkt an Profi-Forschung beteiligt. "Ein Kernproblem vieler chemischer Synthesen ist, daß sie in Lösung ablaufen und es mitunter schwierig ist, das Reaktionsprodukt abzutrennen. Wir docken einen der beiden Reaktionspartner an einen festen Polysterolharz an. Durch einfaches Abfiltrieren dieser "feinen Kügelchen" nach Beendigung der Reaktion wird der Aufarbeitungsschritt des Reaktionsgemisches erheblich vereinfacht. Wir testen mit vielen verschiedenen Substanzen zur Zeit die Grenzen der Feststoffsynthese aus. Das wird in der chemischen Industrie eine erhebliche Verfahrenseffizienz mit sich bringen", schildert Holger Monenschein die Perspektiven und ergänzt:"Die beiden, Tobias und Udo, sind in alle Schritte unserer Forschungen eingebunden - und erzielen Erfolge. Sie haben den Anwendungsbereich dieser neuen Synthesestrategie um eine Substanzklasse erweitern können."

    JUNGFORSCHER ENTWICKELTEN EIGENES VERFAHREN ZUM RECYCLING VON ALTREIFEN
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    Udo Schmidt setzte ebenfalls in seinem Jugend forscht Projekt die Chemie zur Lösung eines Umweltproblems ein. "Zusammen mit Wolfgang Kühnl und Miriam Siemer habe ich ein Verfahren zum Recycling von Altreifen entwickelt", berichtet Udo Schmidt. Sein "Kompagnon" Wolfgang Kühnl ist zur Zeit zu einem Forschungspraktikum in der Arbeitsgruppe bei Professor Dr. Dieter Kaufmann im selben Institut, Miriam Siemer will im nächsten Jahr an die TU Clausthal kommen. In ihrem Verfahren werden Polybutadienkautschukverbindungen der Altreifen bei hohen Temperaturen und unter Sauerstoffausschluß in einfache Verbindungen wie Alkane und Alkene zerlegt. "Diese sind Ausgangsstoffe vieler industrieller Synthesen, sie sind von hohem ökonomischen Wert", erläutert Udo Schmidt.

    EINLADUNG HMABURGER PYROLYSE-VERFAHREN KENNENZULERNEN
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    Der neue Ehrendoktor der TU Clausthal Professor Dr. rer. nat. Dr.-Ing. E.h. Hansjörg Sinn zeigte sich von ihrem Forscherinteresse so angetan, daß er sie privat und auf eigene Kosten einlud, in seinem ehemaligen Hamburger Institut das von ihm entwickelte Pyrolyseverfahren kennenzulernen.

    Wenn Udo Schmidt und Wolfgang Kühnl nach Hamburg fahren, ist Tobias J. Zimmermann schon wieder im heimischen Riedlingen. Und mit ihm sein Saxophon, das - nur für den Photographen - die Laborszenerie belebte. "Ich spiele in mehreren Jazzbands mit." Abends verbindet er Töne zu Harmonien, tagsüber chemische Substanzen zu neuen Verbindungen.


    More information:

    http://ch.to/tobias
    http://www.jugend-forscht.de/wettbewerb/1999_Nieders.html
    http://www.ioc.tu-clausthal.de/ak/home_d.html


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    Jazz und Klezmer-Musik am Abend - tagsüber entwickeln sie neue Verfahren der Feststoffsynthese. Udo Schmidt und Tobias J. Zimmermann bei Dipl.Chem. Holger Monenschein im Institut für Organische Chemie der TU Clausthal (v.l.n.r.)
    Jazz und Klezmer-Musik am Abend - tagsüber entwickeln sie neue Verfahren der Feststoffsynthese. Udo ...

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    Criteria of this press release:
    Biology, Chemistry
    transregional, national
    Studies and teaching
    German


     

    Jazz und Klezmer-Musik am Abend - tagsüber entwickeln sie neue Verfahren der Feststoffsynthese. Udo Schmidt und Tobias J. Zimmermann bei Dipl.Chem. Holger Monenschein im Institut für Organische Chemie der TU Clausthal (v.l.n.r.)


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