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08/05/1999 09:57

Universität Heidelberg erinnert mit einer Ausstellung an Robert Bunsen

Dr. Michael Schwarz Kommunikation und Marketing
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

    Rektor Prof. Dr. Jürgen Siebke: Bunsens Forschung wirkt bis in die heutige Zeit nach - Kritik an kurzsichtiger Politik, die anwendungsorientierte Forschung und Technologietransfer zu sehr in den Vordergrund stellt - Ausstellung bis 4. November 1999 geöffnet

    Der Rektor der Universität Heidelberg, Prof. Dr. Jürgen Siebke, eröffnete heute eine Ausstellung zum 100. Todestag von Robert Bunsen in der Alten Universität. "Mit der Ausstellung wird an einen berühmten Wissenschaftler der Universität Heidelberg erinnert - an einen Wissenschaftler, dessen Forschungsergebnisse bis in die heutige Zeit nachwirken", sagte Siebke. Der Heidelberger Rektor unterstrich aus diesem Anlaß die Bedeutung der Grundlagenforschung und kritisierte kurzsichtige Politik: "Die Betonung der Wissenschafts- und Wirtschaftspolitiker zugunsten der anwendungsorientierten Forschung und des Technologietransfers läßt vergessen, daß ohne grundlagenorientierte Forschung Technologie- und Wissenstransfer nicht möglich sind."

    Bei der Eröffnung skizzierte Siebke den Lebensweg Bunsens: geboren 1811, kam der Wissenschaftler im Jahr 1852 als Ordinarius und Direktor des Chemischen Laboratoriums nach Heidelberg. Schon damals habe sich die Universität bemüht, den räumlichen Wünschen ihrer Neuberufenen zu entsprechen: So wurde mit dem Bau des neuen chemischen Instituts an der Akademiestraße das seinerzeit größte und bestausgestattete Universitätslaboratorium auf deutschem Boden gebaut. Ein interessantes Detail am Rande: Bunsen gehörte damals der Philosophischen Fakultät an.

    "In Bunsens Heidelberger Zeit fielen die Entdeckungen, die ihn berühmt gemacht haben", sagte Siebke. Dazu zählt vor allem der nach ihm benannte Gasbrenner. Er bot erstmals eine regelbare und zudem nicht leuchtende Flamme bei gleichzeitig hoher Temperatur. Dieser Brenner war die Voraussetzung für den Erfolg der weitreichenden Forschungsarbeiten von Bunsen. Ergänzt um moderne Lasertechnik werde das weltweit unter dem Namen Bunsen-Brenner bekannte Gerät auch noch heute eingesetzt.

    Zusammen mit Gustav Kirchhoff gelang Bunsen die Entdeckung, daß jedes chemische Element bei seiner Verbrennung charakteristische Linien in seinem Spektrum aufwies. Diese Linien konnten bei Beobachtung durch einen Spektralapparat zu deren Identifikation herangezogen werden.

    "Die nicht voraussehbare, nicht erhoffte - jedoch interdisziplinär mögliche -Entdeckung der Spektrallinien ergab einen neuen wissenschaftlichen Durchbruch", kommentierte Siebke. Die Erkenntnisse führten binnen kurzer Zeit zur Entdeckung zahlreicher neuer chemischer Elemente, wie zum Beispiel Cäsium. Das originale Cäsium-Präparat von Bunsen befindet sich im Hörsaalgebäude der Chemischen Institute der Universität Heidelberg.

    "Auch hundert Jahre nach seinem Tod ist Bunsen hochaktuell: Er gilt heute als Gründervater der physikalischen Chemie, die gerade in Heidelberg stark vertreten ist" (Siebke). Untersuchungen von umweltfreundlichen Verbrennungsprozessen zur Energiegewinnung seien heute aktuelle Forschungsgegenstände, für die Bunsen die Grundlage legte. "Die Entwicklung verlief gewissermaßen 'vom Bunsenbrenner zum Laserstrahl', von der tatsächlichen Verbrennung zur Computermodellierung."

    Laut Siebke setzte sich Bunsen entschieden für eine Trennung von Pharmazie und Chemie ein und trug durch diese Umstrukturierung auch den neuen Entwicklungen in der Forschung Rechnung. "Strukturelle Änderungen, mit denen Vorwegnahme und Aufnahme der neuesten Entwicklungen in der Forschung gewonnen werden, haben bis heute die Universität Heidelberg geprägt." So werde die Pharmazie durch einen neuen Studiengang im Bereich der Biowissenschaften/ Bioinformatik ergänzt werden, für den derzeit ein Konzept beim Wissenschaftsministerium zur Genehmigung vorliegt. Beteiligt an dem Studiengang sind die Chemie, die Biologie, die Pharmazie, die Medizin und das Interdisziplinäre Zentrum für wissenschaftliches Rechnen. Durch diesen hochmodernen Studiengang "will die Universität - wie zu Zeiten Bunsens - den neuesten Anforderungen in der Forschung und auch der Industrie gerecht werden", sagte der Rektor. Dies entspreche dem Motto der Universität Heidelberg: Aus Tradition in die Zukunft.

    Siebke dankte den Organisatoren der Ausstellung für ihre Mühen: dem Universitätsmuseum und dem "Hermann-Schelenz-Institut für Pharmazie- und Kulturgeschichte Heidelberg e.V.", die damit der Öffentlichkeit einen wichtigen Teil der Heidelberger Universitätsgeschichte näherbringen. "Schließlich war es Bunsen, der zeitgleich mit Kirchhoff und Helmholtz in Heidelberg lehrte und den Ruf der Ruperto Carola als führende Universität in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begründete." Die Ausstellung bringe dem Betrachter nicht nur den Wissenschaftler Bunsen näher, "sondern auch Bunsen, den Menschen, der in der Vorlesung seinen Zeigefinger in die Flamme des Bunsenbrenners steckte, bis sich ein Geruch nach verbranntem Horn verbreitete, und dann ruhig bemerkte: 'Sehen Sie, meine Herren! An dieser Stelle hat die Flamme 2000 Grad.'"

    Ort und Zeit: Universitätsmuseum, Grabengasse 1, 69117 Heidelberg;
    5. August bis 4. November 1999,
    Dienstag bis Freitag, 10 bis 16 Uhr.
    Sonntags und an Feiertagen geschlossen.

    Rückfragen bitte an:
    Dr. Michael Schwarz
    Pressesprecher der Universität Heidelberg
    Tel. 06221 542310, Fax 542317
    michael.schwarz@rektorat.uni-heidelberg.de


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    Criteria of this press release:
    Biology, Chemistry, Mathematics, Physics / astronomy
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications
    German


     

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