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10/11/1995 00:00

Tragbare Dolmetscher

Dr. Josef König Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Bochum, 11.10.1995 Nr. 165

    Tragbare Dolmetscher - Computer uebersetzt Spontansprache

    RUB-Ingenieure beim Forschungsprojekt ,Verbmobil" dabei

    Bald keine Utopie mehr ist die Moeglichkeit, sich z. B. mit einem Japaner in seiner Sprache zu unterhalten, ohne vorher Japanisch gelernt zu haben. Ein Geraet soll die automatische UEbersetzung uebernehmen. An dem Forschungsprojekt ,Verbmobil", der Entwicklung eines solchen tragbaren Geraets, das gesprochene Spontansprache uebersetzen kann, sind Prof. Dr.-Ing. Jens Blauert (Allgemeine Elektrotechnik und Akustik, Fakultaet fuer Elektrotechnik der Ruhr-Universitaet Bochum) und seine Mitarbeiter beteiligt. Etwa ab dem Jahr 2000 soll das Geraet, das bei Gespraechen zwischen fremdsprachlichen Partnern in typischen Verhandlungssituationen eingesetzt werden kann, als Prototyp verfuegbar sein. Die Eingabesprachen sind z. Zt. Deutsch und Japanisch.

    Die technische und wirtschaftliche Bedeutung dieser Entwicklungsarbeit zeigt sich u.a. auch an der Hoehe der Foerdermittel: Das Bundesministerium fuer Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie (BMBF) foerdert das Projekt seit 1993 mit 66,4 Mio. DM; beteiligt sind an ihm derzeit 19 Universitaeten, diverse Forschungseinrichtungen sowie so namhafte Unternehmen wie Daimler-Benz oder Siemens. Das ,Verbmobil" nimmt Gesprochenes auf und digitalisiert es zunaechst. Nun muss aber die Maschine erkennen koennen, ob ein bestimmtes Wort tatsaechlich gesprochen wurde: Relativ problemlos leisten kann dies ein Computer, wenn er auf einen bestimmten Sprecher ,trainiert" wurde. Sobald jedoch jemand anders mit der Maschine ,spricht", hat sie Verstehensschwierigkeiten, da jeder Mensch Laute in Nuancen anders artikuliert. Weitere Schwierigkeiten ergeben sich aus der Spontansprache, wie sie in Dialogen normalerweise ueblich ist, z.B. den ,aeaehs" und ,hmms". Um diese Schwierigkeiten bei der Verarbeitung gesprochener Sprache zu meistern, arbeiten Sprach- und UEbersetzungswissenschaftler, Computerlinguisten, Elektrotechniker, Informatiker und Fachleute fuer Kuenstliche Intelligenz (KI) eng zusammen.

    Damit "Verbmobil" zu einem sprecherunabhaengigen System werden kann, muss es auf viele verschiedene Sprecher trainiert werden. Da ein Computer nur das erkennen kann, was er zuvor ,gelernt" hat, muss er z.B. ,lernen", dass ein Hamburger das Wort ,Stein" anders ausspricht, als ein Bochumer. Die Bochumer Elektrotechniker sind dabei, fuer "Verbmobil" die Sprachsyntheseverfahren zu verbessern. Ein Ziel ihrer Arbeit ist es, die Qualitaet der Sprache zu erhoehen. Die Stimmen aus dem Geraet sollen nicht mehr "roboterhaft" klingen, sondern aehnlicher den von Menschen artikulierten Lauten. Ausserdem verbessern sie die Qualitaet der Sprache, indem sie Stoerungen und Rauschen unterdruecken. Hat ,Verbmobil" ein deutsches Wort erkannt, wird es in eine andere Sprache uebersetzt und muss nun in dieser Sprache wieder ausgegeben werden. Erwuenscht ist, dass der Stimmcharakter des Sprechers und der der ,Ausgabesprache" des Systems moeglichst identisch ist. Dies zu erreichen, haben die Bochumer sich als zweite wichtige Aufgabe gestellt. So sollen Irritationen vermieden werden, wenn z.B. eine Deutsche spricht und das Verbmobil mit einer tiefen Maennerstimme die englische UEbersetzung liefert. An dieser Stimmangleichung wird u.a. auch mit Hilfe neuronaler Netze gearbeitet.

    Partner der RUB auf diesem Gebiet sind die Uni Bonn, die TU Dresden und Daimler-Benz Ulm.

    Auf der CeBIT'95 in Hannover wurde eine vorlaeufige Demo-Version von ,Verbmobil" vorgestellt, die bislang 1200 Woerter erkennen und einfache, grammatikalisch korrekte Saetze fuer die Terminplanung uebersetzen kann.

    Die Wissenschaftler denken bei Fragen der Kommunikation innerhalb der immer wichtiger werdenden Multimediatechnologie ,global". Da Dialoge verschiedensprachiger Partner immer haeufiger werden, ergibt sich fuer automatische UEbersetzungshilfen ein aeusserst zukunftstraechtiger Markt, auf dem Deutschland hofft, die Entwicklungsfuehrerschaft uebernehmen zu koennen. Doch auch in Japan und Korea werden aehnliche Projekte gefoerdert und vorangetrieben.


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