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10/20/2005 10:31

Jenaer Forscher mischen beim Polarjahr international mit

Friederike Enke Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Wissenschaftler der Universität Jena gehen für Großprojekt auf Expedition in die Antarktis

    Jena (20.10.05) Die Polarregionen beeinflussen die geodynamischen Entwicklungsprozesse der Erde maßgeblich. Das motiviert Wissenschaftler aus aller Welt, diese eingehend zu untersuchen. Dazu wurde 2007/08 als Internationales Polarjahr (IPY) ausgerufen, in dem besonders intensiv zu Nord- und Südpol geforscht wird. Für dieses Ereignis sind hochwertige Projekte gesucht und inzwischen auch gefunden worden.

    Dem Jenaer Geowissenschaftler Prof. Dr. Lothar Viereck-Götte ist es gemeinsam mit seinen Kollegen Prof. Dr. Gerhard Jentzsch und Prof. Dr. Jonas Kley gelungen, mit einem Großprojekt an diesem 3. Internationalen Polarjahr teilnehmen zu können. Die Wissenschaftler von der Friedrich-Schiller-Universität planen, die "Geodynamik der Grabenzone zwischen Ost- und West-Antarktis" zu erforschen. "Wir wollen herausfinden, ob die Vulkane in dem sehr unzugänglichen Teil der West-Antarktis noch aktiv sind", erläutert Prof. Viereck-Götte. "Wenn dies der Fall ist, sind die Bruchstücke der Antarktischen Platte in Bewegung, was zur Folge hätte, dass der Zerfallsprozess der Antarktis weiter fortschreitet", so der Professor für Geochemie weiter.

    Zu Voruntersuchungen werden die Jenaer Wissenschaftler bereits am 25. Oktober zum Südpol aufbrechen. Dort werden sie magmatische Gesteine und die mit ihnen auftretenden Sandsteine untersuchen, um Rückschlüsse auf den Beginn des Zerfalls des Superkontinents "Gondwana" in die heutigen Kontinente Süd-Amerika, Afrika, Indien, Australien und Antarktis zu ziehen. Prof. Viereck-Götte und sein Team interessiert vor allem, ob und wie sich dieser Zerfall in Veränderungen in den Gesteinen andeutete. In den 'Eiskontinenten' steckt nämlich viel mehr als Eis - wurden doch in der Antarktis bereits Kohleschichten und Reptilskelette gefunden, die die Hypothese belegen, dass der sechste Kontinent vor mehr als 250 Millionen Jahren zum Superkontinent "Gondwana" gehört habe und in warmen Klimazonen der Erde gelegen hat. "Wir hoffen, aus der Zusammensetzung der gefundenen vulkanischen Gesteine sowie den Fluss- und Seeablagerungen und den darin enthaltenen Fossilien, wie Fischschuppen, Insektenflügeln und Pflanzensamen, Rückschlüsse auf jene geodynamischen Prozesse ziehen zu können, die sich vor dem Zerfall abgespielt haben, der vor etwa 180 Millionen Jahren begann."

    Dass die Jenaer Wissenschaftler bereits jetzt mit den Untersuchungen im Rahmen des Internationalen Polarjahres anfangen, welches erst im März 2007 offiziell ausgerufen wird, hat vor allem einen praktischen Hintergrund. "Wir haben das Glück, dass gerade jetzt von Oktober bis Februar eine Expedition der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Hannover zur deutschen Sommerstation Gondwana am Ross Meer stattfindet und im März das deutsche Polarforschungsschiff zum sehr unzugänglichen Ellsworth Land in der Westantarktis fährt. Diese seltenen Gelegenheiten müssen wir nutzen", erklärt Viereck-Götte.

    So werden die Jenaer Geowissenschaftler vom Forschungsschiff aus mit Forschern der Technischen Universität Dresden zusammenarbeiten. Die Dresdner Wissenschaftler werden in der Antarktis GPS-Messstationen einrichten, an welchen die Positionen bestimmter Punkte in festgelegten Zeitabständen gemessen werden können. "Weichen die Messwerte mehrerer Punkte voneinander ab, so ist bewiesen, dass es auch heute noch geotektonische Bewegungen zwischen einzelnen Bruchstücken der Antarktis gibt und der Zerfall des Kontinents andauert," legt Prof. Viereck-Götte dar. "Und während die Dresdner Kollegen Messpunkte in die aus dem Eis ragenden Felsen betonieren, begeben wir uns auf die Suche nach magmatischen Gesteinen, um später in Jena deren Zusammensetzung und Alter zu bestimmen", fügt er hinzu.

    Nicht nur der Südpol, sondern alle Kontinente unterliegen einem andauernden Zerfall. So brechen Teile ab und treffen - angetrieben durch die Ströme im Erdmantel - an anderer Stelle wieder auf einen anderen Kontinent. "Ein gutes Beispiel hierfür ist Indien, das vor mehr als 140 Millionen Jahren zu Afrika gehörte und nun seit etwa 50 Millionen Jahren in den Kontinent Asien gerammt wird", sagt Prof. Viereck-Götte.

    Um dieses Potenzial an Wissen über die Entstehung der Erde, welches auch die Polargebiete in ihren vermeintlich kargen Eiswüsten verbergen, weiter zu erschließen, schlossen sich Forscher weltweit zusammen und organisieren das 3. Internationale Polarjahr als eine Einrichtung, die bereits 1882/83 zum ersten Mal stattfand.

    Kontakt:
    Prof. Dr. Lothar G. Viereck-Götte
    Institut für Geowissenschaften der Universität Jena
    Burgweg 11, 07749 Jena
    Tel.: 03641 / 948720
    Fax: 03641 / 948662
    E-Mail: lothar.viereck-goette@uni-jena.de


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    Criteria of this press release:
    Geosciences
    transregional, national
    Research projects
    German


     

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