Studie zur Behandlung von Ohrgeräuschen:
Förderpreis 2005 der Deutschen Tinnitus Liga e. V. für Homburger Wissenschaftler:
PD Dr. Wolfgang Delb (Klinik und Poliklinik für Hals-Nasen-Ohren-Erkrankungen) und Dipl. Psych. Roberto D'Amelio (Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie) haben den Förderpreis 2005 der Deutschen Tinnitus Liga e.V. erhalten.
Ausgezeichnet wurde die Pilot-Studie der beiden Homburger Wissenschaftler zur "Wirksamkeit eines kombinierten medizinischen-psychologischen Behandlungsprogramms bei Patienten mit akutem Tinnitus". Der Förderpreis der Deutschen Tinnitus Liga e.V. ist mit 5000 Euro ausgestattet und wird einmal jährlich vergeben.
PD Dr. Delb und Dipl. Psych. D'Amelio leiten die Tinnitus-Ambulanz des Universitätsklinikums in Homburg, einer spezialisierten Einrichtung in der sich Patienten mit akutem oder chronischem Ohrgeräusch- durch ein Team von Ärzten, Psychologen und Hörgeräteakustikern - ambulant beraten und behandeln lassen können.
Unter Tinnitus versteht man eine Hörempfindung von Geräuschen oder Tönen (z.B. Klingeln, Brummen, Rauschen, Pfeifen, Sausen, Zischen) ohne Einwirkung einer äußeren Schallquelle. In Deutschland haben etwa 4% der Bevölkerung (3 Millionen Menschen) ein Ohrgeräusch und jährlich kommen ca. 270.000 Patienten hinzu. Bislang stand der chronische Tinnitus, bei dem die Ohrgeräusche länger als 6 Monate anhalten, im Mittelpunkt des Interesses. Fast die Hälfte der Patienten mit chronischem Tinnitus leiden seelisch unter ihrem Ohrgeräusch, was als dekompensierter Tinnitus bezeichnet wird. Die Gewöhnung an und die zeitweise "Ausblendung" des Tinnitus ist für diese Menschen - ohne therapeutische Hilfe und Anleitung - auch nach mehreren Jahren nur schwer möglich. Im Bewusstsein dieser Betroffenen stellt der Tinnitus einen permanenten "Störfaktor" dar, der mit Gefühlen der Hilflosigkeit, Angst, Verzweiflung, Wut und Ohnmacht einhergeht. Diese Patienten fühlen sich ihrem Tinnitus hilflos ausgeliefert, was zu gravierenden Symptomen wie innerer Unruhe, Schlaflosigkeit, Konzentrationsstörung, Depressivität und zu großen Schwierigkeiten im alltäglichen Leben führt.
Mittels einer individuell angepassten medizinisch-psychologischen Behandlung, wie sie beispielsweise an der Tinnitus-Ambulanz des Universitätsklinikums des Saarlandes angeboten wird, der so genannten "Tinnitus-Retraining-Therapie" nach den Richtlinien der ADANO, kann es Patienten mit einem dekompensierten Tinnitus gelingen, ihr Ohrgeräusch besser zu tolerieren und dieses zeitweise bzw. längerfristig aus der Wahrnehmung auszublenden. Zur Verbesserung ihrer Lebensqualität lernen die Patienten wirksame Techniken, um die Aufmerksamkeit weg vom Tinnitus zu lenken, Strategien zum Stressmanagement und Entspannungsverfahren runden das Ganze ab. Bei Bedarf werden den Patienten spezielle Geräte ("Noiser") angepasst, die ein angenehmes Grundgeräusch erzeugen oder es erfolgt eine Versorgung mit einem Hörgerät. Damit soll das lästige Ohrgeräusch überlagert und wieder ein normaler Höreindruck ermöglicht werden.
Bislang war es unklar, ob bereits Patienten mit akutem Tinnitus (Dauer weniger als 3 Monate) so stark unter ihrem Ohrgeräusch leiden, dass zu diesem frühen Zeitpunkt von einem dekompensierten Tinnitus gesprochen werden kann. Die Homburger Studie zeigt, dass schon Patienten mit akutem Tinnitus ganz erheblich psychisch durch ihr Ohrgeräusch belastet sein können. Des Weiteren zeigte sich, dass mittels einer am Universitätsklinikum des Saarlandes entwickelten und auf das akute Ohrgeräusch zugeschnittenen medizinisch-psychologischen Behandlung die seelische Belastung der Patienten, die noch keine drei Monate an Ohrgeräuschen leiden, deutlich gesenkt werden konnte. Die Homburger Studienteilnehmer bestätigten, durch die "Tinnitusspezifische Kurztherapie" deutlich weniger durch ihr Ohrgeräusch belästigt zu werden und gaben eine größere Lebensqualität und Lebenszufriedenheit an.
Betroffene mit Fragen zu akutem oder chronischem Tinnitus können sich direkt an die Tinnitus-Ambulanz des Universitätsklinikums des Saarlandes wenden:
Telefon: 06841 - 1624210
Des Weiteren findet für Interessierte und Betroffene im Rahmen der "Langen Nacht der Wissenschaften" am Mittwoch, dem 23.11.05 um 17.00 und 18.00 Uhr im Hörsaal der HNO-Klinik/ Gebäude 6, eine Informationsveranstaltung zum Thema: "Ohrgeräusche erfolgreich behandeln" statt.
Criteria of this press release:
Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
transregional, national
Research results, Transfer of Science or Research
German
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