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09/02/1999 10:17

Herbsttagung der Gesellschaft für Biochemie und Molekularbiologie

Dr. Marion Schafft Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

    Mit einer Vielzahl von aktuellen Forschungsergebnissen aus der Biochemie, der Molekularbiologie und Zellbiologie beschäftigen sich rund 700 in- und ausländische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf der Herbsttagung der Gesellschaft für Biochemie und Molekularbiologie, die vom 5. bis zum 8. September 1999 im Congress Centrum Hamburg stattfindet.
    Die Organisation übernahm Professor Dr. Georg W. Mayr, Direktor des Institutes für Medizinische Biochemie und Molekularbiologie des Universitäts-Krankenhauses Hamburg-Eppendorf (UKE). Daneben waren an der Vorbereitung die Medizinische Klinik des UKE, das Zentrum für Molekulare Neurobiologie (ZMNH), die Fachbereiche Biologie und Chemie der Universität Hamburg, das Hamburger Institut für Hormon- und Fortpflanzungsforschung, das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin, das Heinrich-Pette-Institut, das Forschungszentrum Borstel sowie die Gesellschaft für Biotechnologische Forschung in Braunschweig beteiligt.

    Fünf große Themenkomplexe der Grundlagenforschung und der anwendungsorientierten Biochemie stehen auf dem Programm:

    Biotechnologie

    Die Bio-Chip-Technologie hat in der jüngsten Vergangenheit rasche Fortschritte gemacht. Bio-Chips sind analytische Mikrostrukturen, die schnell und zuverlässig Tausende von Einzelinformationen über Zellen oder Moleküle liefern können. So helfen zukünftig DNA-Chips und Proteinexpressionschips in der Diagnostik von genetischen Erkrankungen. Diese Technik wird auch die Prognose von Krankheiten ermöglichen, ebenso wie Risikoabwägungen oder Verlaufskontrollen bei Patienten. Sie liefert ein weit geöffnetes Informationsfenster mit Blick auf Gene und deren Funktion bei jedem Individuum. Aber auch in der Meßtechnik und Umweltanalytik werden Bio-Chips und Biosensoren bald eine größere Rolle spielen.
    Nutzen und Risiken von gentechnisch veränderten Pflanzen - dieses Problem wollen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf der Tagung diskutieren. Fortschritte in der Forschung werden ebenso thematisiert wie mögliche Gefahren. In einer öffentlichen Veranstaltung wird Professor Dr. Lothar Willmitzer vom Max-Planck-Institut für molekulare Pflanzenphysiologie in Golm-Potsdam über diese Problematik sprechen.
    Die "gelenkte Evolution von Enzymen" ist ein drittes Aufgabengebiet der Forscher. Dabei versuchen sie die biologische Selektion von technologisch wichtigen Biokatalysatoren nachzuahmen, ähnlich der Evolution. Auf diese Weise sollen leistungsfähigere Enzyme für die Industrie und Forschung entstehen. Weiterhin haben Wissenschaftler mittlerweile die Möglichkeit, mit bestimmten DNA-Bindungsproteinen gezielt in die Funktion von Genen einzugreifen. Dies kann eine wichtige Rolle in der Behandlung von vererbten Krankheiten spielen.

    Neurobiologie

    Veränderte Ionenkanäle als Ursache von Krankheiten, die Wirkungsweise von Zelladhäsionsmolekülen und die Kommunikation und Signalverarbeitung von Nervenzellen sind drei große Themen, mit denen sich Neurobiologen international beschäftigen und über die sie sich auf der Tagung austauschen wollen. Einer der Gäste wird Professor Dr. Katsuhiko Mikoshiba aus Tokyo sein, der als führender Experte auf dem Gebiet der neuronalen Signalverarbeitung gilt.

    Struktur und Funktion von Makromolekülen

    Mit diesem Spezialgebiet beschäftigen sich viele interdisziplinäre Arbeitsgruppen. Eines der Beobachtungsobjekte sind molekulare Motoren. Mit Hilfe dreidimensionaler Strukturanalysen konnten neue Forschungsergebnisse zu den molekularen Mechanismen der Kraftgenerierung und der gerichteten Bewegung des "Verkehrs" von Partikeln in Zellen entdeckt werden. Professor Dr. Scott Brady von der University of Dallas wird den molekularen Motor Kinesin vorstellen.
    Mit Glycokonjugaten und Glycowissenschaften beschäftigt sich ein zweites Symposium. Diese kohlenhydrathaltigen Moleküle spielen häufig eine wichtige Rolle beim Wechselspiel der Zellen untereinander als auch in der Beziehung zwischen Zellmembranstrukturen und Krankheitserregern.
    Ein weiteres Feld sind molekulare Reaktionsmechanismen von Proteinen - beginnend bei deren Faltung bis hin zu deren ultraschneller Wechselwirkung mit Partnermolekülen.

    Zellsignale und Zellzyklus-Regulation

    Den neuesten Erkenntnissen zum programmierten Zelltod, der Apoptosis, und der Kontrolle des Zellzyklus und des Zellwachstums widmen sich mehrere Symposien. Die Forschung auf diesen Gebieten scheint deshalb so wichtig, weil sie Hinweise geben kann auf die Entstehung und den Verlauf von Tumoren oder von vielen anderen Krankheiten.

    Molekulare Medizin

    Was passiert auf der Molekülebene bei Infektionen, Entzündungen, bei Allergien oder sogenannten mitochondrialen Krankheiten, bei denen die Energieversorgung der Zellen gestört ist? Damit befassen sich drei Symposien. Sie werden - so hoffen die Veranstalter - ein Brückenschlag sein zwischen molekularer Grundlagenforschung und angewandter Medizin.

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    Um jungen Menschen die Biochemie nahezubringen, wird während der Tagung ein Schülerkongreß "Molekularbiologie/Biotechnologie" stattfinden. In Vorträgen, Diskussionen und kleinen Experimenten können sich Schülerinnen und Schüler mit aktuellen Themen der Molekularbiologie und der Gentechnik befassen und mit Fachleuten über die Biotechnologie bei Menschen, Tieren und Pflanzen sowie deren Nutzen und Risiken sprechen.

    Die zukünftige Gestaltung des Biochemiestudiums in Deutschland ist das Thema einer Diskussionsrunde von Studierenden, Professoren und Bildungspolitikern, die ebenfalls im Rahmen des Kongresses stattfinden wird.

    Die öffentliche Veranstaltung zum Thema "Gentechnisch veränderte Nutzpflanzen" wird am Sonntag abend, den 5. September 1999, um 19 Uhr im Saal 4 im CCH stattfinden. Nach einem Vortrag von Professor Willmitzer zu Risiken und Nutzen der neuen Nahrungspflanzentechnologien folgt eine Diskussion, in der das Publikum den Experten Fragen stellen kann.

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    Zusätzlicher Pressetermin während der

    HERBSTTAGUNG DER GESELLSCHAFT FÜR BIOCHEMIE UND MOLEKULARBIOLOGIE (5. bis 8. September 1999) im CCH in Hamburg

    am 7. September, 13:15 Uhr in Saal 5/ Raum 2, CCH

    "Läßt sich der Mensch und die Natur patentieren - oder: Wem gehören die Gene?

    Seit 1. Januar 1999 gilt eine EU-Richtlinie, welche die Patentierung von gentechnisch veränderten Tieren und Pflanzen in der Europäischen Union zuläßt. Auch die Patentierung der Informationen über menschliche Gene wird jetzt in Europa ermöglicht. Keine europäische Nation kann sich dieser Regelung mehr widersetzen, auch wenn deren Wissenschaftler und Politiker gegen eine derartige Patentierung wären.

    Gerade die letztere Regelung gibt Anlaß zu einer höchst kontroversen Diskussion zwischen der Gentechnik-Industrie und Einrichtungen der biologischen und medizinischen Grundlagen- oder Anwendungsforschung. Es droht eine Ausgrenzung von Grundlagenforschern, aber auch ganzer Forschungsnationen von der kostenfreien Anwendung von Geninformationen und Genprodukten und daraus resultierenden Techniken. Auch die Bundesrepublik, die spät, vermutlich zu spät in das Humangenomprojekt eingestiegen ist, könnte zu den kommerziellen Verlierern dieser Entwicklung gehören.
    Wenige Blue-Chip-Unternehmen der "Genomics-Industrie" werden mit weltweiten Monopolen den kommerziellen, auch den medizinisch nutzbringenden Zugriff auf Geninformationen, unter anderem mit Hilfe der Biochip-Technologie, beherrschen. Es könnte zur Austrocknung der freien Forschung auf diesem Gebiet kommen und damit langfristig sogar zur Einengung der Forschungsmöglichkeiten.

    Daneben verlieren möglicherweise kranke oder gesunde Individuen, von denen bedeutsame Geninformationen gewonnen wurden, die Möglichkeit der ausreichenden Teilhabe an der kommerziellen Nutzungen ihrer Geninformationen, beispielsweise, weil sie hiervon gar nicht erfahren. Oder sie können die Verbreitung der aus ihren Genen gewonnenen Informationen oder deren kommerzielle Nutzung nicht verhindern, wenn sie das wünschen.

    Bei diesem Pressetermin im Rahmen der Tagung werden Gentechnik-Experten aus Deutschland, Europa und Übersee ihre Position zu dieser Problematik darlegen und über Vor- und Nachteile der Patentierung und damit der Kommerzialisierung der Gentechnik und Genomforschung diskutieren.
    Sie werden auch zu anderen Themen, welche auf der Tagung behandelt werden, detailliertere Auskünfte geben.

    Professor Dr. Georg W. Mayr
    Institut für Medizinische Biochemie und Molekularbiologie, Universitäts-Krankenhaus Hamburg-Eppendorf (UKE).
    (Tagungspräsident)


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    Criteria of this press release:
    Biology, Chemistry, Information technology, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Research results, Scientific conferences
    German


     

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