idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
11/18/2005 11:00

Pflegende Angehörige: EU-Projekt legt erste Ergebnisse vor

Dr. Marion Schafft Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

    Die Pflege älterer Menschen in Europa wird überwiegend von Angehörigen geleistet. Mit ihrer Situation beschäftigte sich das von der Europäischen Union geförderte Projekt "EUROFAMCARE", das vom Institut für Medizin-Soziologie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) koordiniert wird. Auf der Abschlusskonferenz am heutigen Freitag im UKE präsentieren und diskutieren rund 100 Teilnehmer aus Forschung, Praxis und Politik die ersten Ergebnisse. Interviews mit rund 6000 pflegenden Angehörigen aus sechs Ländern sowie Hintergrundberichte aus 23 Ländern zeigen Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten in der Situation pflegender Angehöriger auf. Insgesamt beklagen die Experten eine mangelnde gesellschaftliche Anerkennung familiärer Pflege.

    Sowohl bei den betreuenden Angehörigen als auch bei den betreuten Personen handelt es sich überwiegend um Frauen. Die meisten Pflegebedürftigen werden von ihren Kindern oder Schwiegerkindern betreut. Über die Hälfte der Betreuer lebt mit den Betreuten zusammen in einem Haushalt.

    Die körperlichen, seelischen und finanziellen Belastungen der Pflegenden sind hoch. Der Zeitaufwand wird von den deutschen Betreuern mit durchschnittlich 39 Stunden (von den Betreuern insgesamt mit 45,6 Stunden) pro Woche angegeben. Hauptbetreuungsgründe sind körperliche Erkrankungen. Obwohl die Angehörigen bei fast der Hälfte der Betreuten von Gedächtnisproblemen berichten, nennen sie diese nur selten als Hauptbetreuungsgrund. Neben der schweren körperlichen Pflege verursachen Verhaltensprobleme die größte Belastung: Rund ein Drittel der Betreuten zeigt Verhaltensauffälligkeiten. 59 Prozent der Angehörigen üben keinen Beruf aus (die meisten von ihnen allerdings, weil sie sich bereits im Ruhestand befinden). Von den berufstätigen Angehörigen mussten 15 Prozent ihre Berufstätigkeit einschränken und finanzielle Einbußen hinnehmen.

    Trotzdem besteht unter den Angehörigen eine hohe Pflegebereitschaft. So sind knapp 80 Prozent der Ansicht, die Verantwortlichkeit für die Betreuung hilfsbedürftiger Senioren liege in erster Linie bei der Familie. Als Hauptmotive für die Betreuung werden emotionale Bindungen (57 Prozent), Pflichtgefühl und moralische Verbindlichkeit genannt.

    Fast alle betreuten Personen haben in den sechs Monaten vor der Befragung mindestens einen Gesundheits- oder Sozialdienst in Anspruch genommen - wobei dies nicht unbedingt zu einer Verringerung der von den Angehörigen empfundenen Belastung geführt hat. Von den Angehörigen hat jedoch nicht einmal ein Drittel einen Entlastungs-, Beratungs- oder Informationsdienst genutzt, obwohl zum Beispiel in Deutschland ein breites und meist kostenfreies Angebot existiert. (Bei der Beurteilung der Hilfsangebote für Angehörige wurden insbesondere psychosoziale Leistungen außerordentlich gut bewertet.) Dennoch werden Informationen zu Entlastungsmöglichkeiten als besonders wichtig erachtet; allerdings beklagen 55 Prozent, dass solche Informationen nicht angeboten werden - unabhängig davon, ob sie aus Expertensicht flächendeckend verfügbar sind. Finanzielle Hilfen gelten im Normalfall den Pflegebedürftigen: Europaweit beziehen 37 Prozent Unterstützung von der öffentlichen Hand oder von Versicherungen, in Deutschland sind es (wegen der Pflegeversicherung) 60 Prozent.

    Weitere Informationen:
    Dr. Hanneli Döhner, Tel.: 040/42803-4528


    More information:

    http://www.uke.uni-hamburg.de/eurofamcare


    Images

    Criteria of this press release:
    Law, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Politics, Psychology, Social studies
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Research results, Scientific conferences
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).