DGPPN-Kongress fragt nach der Aktualität eines dunklen Kapitels der deutschen Medizingeschichte
Das Thema Euthanasie und deren Bedeutung in Geschichte und Gegenwart des Faches Psychiatrie steht im Mittelpunkt eines Symposiums, das am Freitag, den 25. November, von 15 bis 16.30 Uhr im Saal Stockholm I des ICC Berlin stattfindet. Geleitet wird dieses Symposium, das vor dem Hintergrund der aktuellen Debatte um Sterbehilfe und Patientenautonomie konzipiert wurde, von Prof. Dr. Christoph Mundt und Dr. Gerrit Ho-hendorf vom Zentrum für Psychosoziale Medizin/Klinik für Allgemeine Psychiatrie und vom Institut für Geschichte der Medizin der Universität Heidelberg. Diese Veranstaltung gehört zum Tagungsprogramm des diesjährigen DGPPN-Kongresses, der von Mittwoch, den 23. November, bis Samstag, den 26. November 2005, im Internationalen Congress Centrum ICC Berlin veranstaltet wird. Die Organisatoren, die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) sowie die österreichische und die schweizerische Fachgesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie erwarten mehr als 4.500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Damit ist die DGPPN-Jahrestagung 2005 der größte wissenschaftliche Kongress im deutschen Sprachraum für die Gebiete Diagnostik und Therapie von psychischen Erkrankungen.
Im Jahr 1990 wurde im Sonderarchiv des MfS der ehemaligen DDR ein bis dahin verschollen geglaubter Bestand von 30.000 Krankenakten der Opfer der nationalsozialistischen "Euthanasie"-Aktion T4 aufgefunden. Inzwischen konnte man diesen Bestand wissenschaftlich eingehend untersuchen. Im Zentrum der Forschungsarbeit steht einerseits eine kollektive Biografie der Opfer dieser ersten systematischen Massenvernichtungsaktion im Nationalsozialismus. Andererseits können mit Hilfe einer Vergleichsstichprobe nicht einbezogener Patienten die rassenhygienisch-eugenischen, ökonomischen und medizinischen Motive in ihrer Bedeutung für den Selektionsprozess analysiert werden. Aus dieser historischen Perspektive heraus wollen die Wissenschaftler nun die gegenwärtige Debatte um Sterbehilfe und Patientenautonomie befragen: Kann sich in die Forderung nach Patientenautonomie bei schweren oder unheilbaren Leidenszuständen nicht doch ein implizites, gesellschaftlich transportiertes Lebensunwerturteil einschleichen, das mit Blick auf knapp werdende Ressourcen dem leidenden Menschen ein "den anderen und der Gesellschaft nicht zur Last fallen wollen" nahe legt? Für diese Fragen soll die Erfahrung der nationalsozialistischen "Euthanasie" und ihrer historischen Entwicklung im Sinne eines vielleicht doch möglichen Lernens aus der Geschichte fruchtbar gemacht werden, jedoch ohne einem voreiligen ethischen Imperativ der Geschichte zu erliegen.
Presseanfragen sowie Presseanmeldungen zum DGPPN-Kongress:
Dr. Thomas Nesseler, DGPPN-Hauptgeschäftsstelle Berlin-Mitte
Reinhardtstraße 14, 10117 Berlin, Tel. 030/28096602, Fax 030/28093816
t.nesseler@dgppn.de / www.dgppn2005.de
Bitte beachten:
Neben den bereits bekannten drei Angeboten haben wir zusätzlich zwei weitere Pressekonferenzen ins Programmangebot aufgenommen. Für interessierte Pressevertreter, die an unseren Presseveranstaltungen teilnehmen wollen, haben wir deshalb die Anmeldefrist verlängert:
Bitte melden Sie sich nun bis spätestens heute, Montag 21.11.2005, 12 Uhr, mit beilegender Rückantwort an. Oder über das Internet:
http://www1.dgppn2005.de/pressemitteilungen.jsp
Schon heute danken wir Ihnen sehr herzlich für Ihr Verständnis, da wir wegen der Kongressorganisation auf Ihrer verbindlichen Anmeldung bestehen müssen. Nur so können wir Sie bei der Vielzahl von Anmeldungen entsprechend rechtzeitig akkreditieren.
Criteria of this press release:
Media and communication sciences, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Philosophy / ethics, Psychology, Religion, Social studies
transregional, national
Miscellaneous scientific news/publications, Scientific conferences, Transfer of Science or Research
German
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