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11/21/2005 14:37

Das Überraschungsei im Vogelnest

Josef Zens Unternehmenskommunikaton des Forschungsverbundes Berlin e.V.
Forschungsverbund Berlin e.V.

    Mit der Hilfe von Blut saugenden Wanzen gelingt es Forschern des Berliner Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung, Vögeln stressfrei Blut abzunehmen.

    Biologen aus Wilhelmshaven und Berlin haben eine ebenso elegante wie trickreiche Methode entwickelt, um Vögeln stressfrei Blut abzunehmen. Sie nutzen dazu eine Raubwanze, die sie den Federtieren im wahrsten Sinne des Wortes unterschieben: in einem präparierten Ei. Die Forscher haben das Verfahren erfolgreich in einer Seeschwalbenkolonie am Banter See in Wilhelmshaven getestet. Peter H. Becker (Institut für Vogelforschung "Vogelwarte Helgoland", Wilhelmshaven) und Christian C. Voigt (Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin) berichten zusammen mit Kollegen darüber im Band 147 (2006) des Journal of Ornithology.

    Normalerweise müssen freilebende Vögel erst gefangen werden, um ihnen mit Kanülen Blut abnehmen zu können. Die ganze Prozedur ist nicht stressfrei für die Tiere. Die Raubwanze Dipetalogaster maximus dagegen erledigt die Aufgabe völlig unbemerkt von den Vögeln. Das Blut saugende Insekt sitzt in einem manipulierten Vogelei aus Kunststoff. Dieses Ei weist eine kleine ovale Öffnung auf, die mit einem feinen Netz versehen ist.

    Die Forscher um Peter H. Becker und Christian C. Voigt tauschten jeweils ein ganzes Gelege mit künstlichen Eiern aus, wovon eines ausgehöhlt und mit einer hungrigen Raubwanze bestückt war. Die brütenden Vögel bemerkten offenbar nichts davon und setzten sich auf die falschen Eier. Durch das Netz hindurch konnte die Wanze zustechen und Blut saugen. Die Wanzen brauchten für ihre Mahlzeit rund zehn bis dreißig Minuten. Der darauf folgende Rücktausch der Eier ging problemlos vonstatten - damit hatten die Wissenschaftler eine Blutprobe, die sie per Punktion aus dem Kropf der Wanze entnahmen. Es gelang den Wissenschaftlern, von 59 brütenden Flussseeschwalben (Sterna hirundo) insgesamt 78 Blutproben zu erhalten. 68 dieser Proben wiesen mehr als 100 Mikroliter Plasma auf - genug, um es zu analysieren.

    Das Wissenschaftlerteam wollte anhand von Hormonen und anderer chemischer Parameter im Blut ermitteln, welchen Stress die Elternvögel beim Brüten haben und ob dies von Faktoren wie Alter und Bruterfahrung abhängt. Christian Voigt vom Berliner IZW sagt: "Da sind die Wanzen einfach ideal, da jedwede konventionelle Probennahme Stress verursacht und dadurch die Stresshormone verfälscht." Voigt weiter: "Wir haben keinerlei Reaktion der brütenden Vögel auf den Stich beobachtet." Er hat die Methode der Blutabnahme durch Wanzen entwickelt und bereits an zahlreichen anderen Tierarten getestet. Was die Wissenschaftler besonders freut: "Kein einziges der brütenden Paare, dem wir die Eier kurzzeitig vertauschten, hat sein Gelege aufgegeben", berichtet Voigt.

    Kontakt:
    Dr. Christian C. Voigt
    Institut für Zoo- und Wildtierforschung
    Alfred-Kowalke-Str. 17
    10315 Berlin
    tel: 030-5168-609
    fax: 030-5126-104
    mail: voigt@izw-berlin.de


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    Ein Gelege aus künstlichen Eiern. In einem davon sitzt eine hungrige Raubwanze. Sie kann durch ein "vergittertes Fenster" zustechen.
    Ein Gelege aus künstlichen Eiern. In einem davon sitzt eine hungrige Raubwanze. Sie kann durch ein " ...
    Foto: Dr. Christian Voigt / IZW
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    Eine solche Raubwanze (Dipetalogaster maximus) hilft den Forschern bei der Blutentnahme.
    Eine solche Raubwanze (Dipetalogaster maximus) hilft den Forschern bei der Blutentnahme.
    Foto: Dr. Christian Voigt / IZW
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    Criteria of this press release:
    Biology, Environment / ecology, Information technology, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Oceanology / climate
    transregional, national
    Research projects, Research results
    German


     

    Ein Gelege aus künstlichen Eiern. In einem davon sitzt eine hungrige Raubwanze. Sie kann durch ein "vergittertes Fenster" zustechen.


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    Eine solche Raubwanze (Dipetalogaster maximus) hilft den Forschern bei der Blutentnahme.


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