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11/24/2005 14:13

Fördermittel für hochwassergerechten Auenschutz und Biosicherheit

Thilo Körkel Stabsstelle Hochschulkommunikation
Philipps-Universität Marburg

    Fachgebiet Naturschutz der Philipps-Universität Marburg beginnt zwei neue Forschungsprojekte - Konzept für neue Weichholzauenwälder, Computersimulationen für die Risikoanalyse transgener Pappeln

    Dank Fördermitteln des Bundesforschungsministeriums (BMBF) und der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) brachte das Fachgebiet Naturschutz des Fachbereichs Biologie der Philipps-Universität Marburg jüngst zwei neue und wegweisende Projekte auf den Weg. Projektverantwortlich in beiden Fällen ist Birgit Ziegenhagen, Marburger Professorin für Naturschutzbiologie. Gemeinsam mit Dr. Ilona Leyer wird sie ein von der DBU mit rund 350.000 Euro gefördertes Verbundprojekt leiten, dem drei weitere deutsche Einrichtungen angehören. Dabei soll ein "Konzept zur Weichholzauen-Entwicklung als Beitrag zum naturverträglichen Hochwasserschutz" erstellt werden. Dr. Ronald Bialozyt, der ebenfalls Mitglied von Ziegenhagens Arbeitsgruppe ist, wird zudem das Projekt "Modellierung des Genflusses bei der Pappel in einer realen Landschaft" durchführen, für welches das BMBF rund 210.000 Euro bereitstellte.

    Weichholzauenwälder gehören zu den von vollständiger Vernichtung bedrohten Biotoptypen Deutschlands und Europas, da sie im Rahmen des Hochwasserschutzes und der Unterhaltung von Bundeswasserstraßen häufig flächenhaft entfernt wurden und noch werden. "Zudem sind Weichholzauen", so Ilona Leyer, "zu ihrer Verbreitung auf 'Rohböden' angewiesen." Diese aber sind an deutschen Flüssen auf ein Minimum reduziert, da die für ihre Entstehung notwendigen Erosions- und Sedimentationsprozesse an den stark regulierten Fließgewässern kaum mehr ablaufen.

    Leyer will nun, modellhaft für das Biosphärenreservat "Flusslandschaft Elbe", optimale Habitate für Neuanpflanzungen identifizieren und aus ihren Erkenntnissen allgemeine Richtlinien entwickeln. Hierzu sind auch Untersuchungen zur Ausbreitungsfähigkeit der Arten sowie zu deren genetischer Diversität geplant. "Mit unseren Ergebnissen können wir dann genau sagen", so Leyer, "wo gepflanzt werden soll und welches genetische Material sich optimal eignet."

    Parallel dazu wird die Universität Karlsruhe als einer der Kooperationspartner ein hydraulisches Modell wasserdurchströmter Weichholzbestände entwickeln, das es erlaubt, jene Standorte für Weichholzauen zu identifizieren, die hochwasserneutral sind und somit auch für Schifffahrtswege in Frage kommen. Sowohl in Sachsen-Anhalt als auch in Brandenburg will Leyer in dem bis Ende 2008 andauernden Projekt schließlich konkrete Anpflanzungsvorhaben mit weiteren Projektpartnern - dem Amt für Forstwirtschaft Kyritz und der Biosphärenreservatsverwaltung Flusslandschaft Elbe in Dessau - umsetzen. Unterstützung erfährt das Projekt durch die Wasser- und Schifffahrtsdirektion, die für die Unterhaltung der Bundeswasserstraßen zuständig ist.

    Das zweite Projekt unter Birgit Ziegenhagens Leitung widmet sich der ebenfalls vom Aussterben bedrohten Schwarz-Pappel. Der "Baum des Jahres 2006" ist nicht nur durch den Verlust von Lebensraum bedroht, sondern auch durch eine Unterwanderung durch 'fremde' Gene. Dabei spielt die weite Verbreitung von Hybridpappeln eine Rolle, die aus ökonomischen Gründen wegen deren schnelleren Wachstums eingeführt wurden und deren genetisches Material sich nun mit dem der heimischen Bestände mischt. Ziel des Projekts sind vor allem neue Erkenntnisse zu der Frage, ob sich genetisch veränderte, "transgene" Pflanzen ausbringen lassen, ohne die heimischen Arten zu gefährden.

    "In einem detaillierten Computermodell", so Ronald Bialozyt, "wollen wir nun den Genfluss dieser Pappeln in einer realen Landschaft simulieren." Erstmalig sollen dabei geographische, meteorologische und genetische Daten in einem Simulationsmodell gekoppelt werden, um die Auswirkungen des Pollenflugs auf angrenzende Wälder zu analysieren. "Besonderes Augenmerk legen wir dabei auch auf einzeln stehende Bäume", erklärt Bialozyt. "Wir wollen wissen, ob sie als Sprungbrett für eine effiziente Ausbreitung genetischer Information dienen und damit im Risikofall eine unkontrollierte Ausbreitung von Transgenen fördern."

    Basis für Bialozyts Modell sind empirische Untersuchungen über den natürlichen Genfluss, wobei er anhand genetischer Marker das Ausbreitungsverhalten von Pollen und Samen in der Landschaft ermittelt. Das auf drei Jahre angelegte Projekt ist Teil des von der Universität Leipzig koordinierten BMBF-Verbundprojekts "Biologische Sicherheit nutzbarer transgener Gehölze".

    Kontakt
    Professorin Dr. Birgit Ziegenhagen
    Philipps-Universität Marburg, Fachbereich Biologie, Karl-von-Frisch-Straße 8, 35043 Marburg
    Tel.: (06421) 28 26585
    E-Mail: ziegenha@staff.uni-marburg.de


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    Criteria of this press release:
    Biology, Environment / ecology, Oceanology / climate
    transregional, national
    Research projects
    German


     

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