Erster Workshop am Graduiertenkolleg "Mediale Historiographien" widmet sich den Medien der Geschichte
Jedwedes historisches Wissen über die Vergangenheit ist notwendig medial vermittelt. Der Workshop "Erfassen - Ordnen - Zeigen. Zur Medialität Historischen Wissens im 19. und 20. Jahrhundert" will all diejenigen medialen Praktiken in den Blick nehmen, aus denen "Geschichte" hervorgeht. Es ist die erste größere Tagung am neueingerichteten Graduiertenkolleg "Mediale Historiographien" der Universitäten Erfurt, Weimar und Jena. Am Freitag und Samstag werden die Teilnehmer in der Villa Martin der Katholisch-Theologischen Fakultät in drei Sektionen zu den Themenbereichen Archiv, Museum und Zettelsammlung diskutieren. Dazwischen ist ein Besuch der Anna-Amalia Bibliothek in Weimar geplant.
Bereits die originären Mittel historischen Arbeitens, die "Quellen", fungieren aufgrund ihrer spezifischen Materialität als Medien und die Kunst ihrer Kritik als ein Ensemble von Medientechniken. Mehr noch: Erfassen und Ordnen (von Materialien), Zeigen und Darstellen (von Geschichte) erweisen sich als mediale Operationen, die geschichtliches Wissen formieren. Materialien werden getauscht, geschenkt, geraubt oder - einer bürokratischen Verordnung zu Folge - schlichtweg zugeeignet. Museen, Bibliotheken und Archive transformieren Gegenstände zu Sammlungen epistemischer Dinge und regulieren ihre Zirkulation. Alltägliche Gebrauchsmedien wie Schreibwerkzeuge, Notizbücher, Zettelkästen oder Datenbanksysteme verhelfen historische Fakten hervorzubringen.
Es ist die Gemengelage epistemischer Praktiken der Aneignung, Speicherung, Verarbeitung und Übertragung von Geschichtswissen zu sondieren, um die verschlungenen Prozesse und Metamorphosen aufzuspüren, an deren Ende historiographische Darstellungen in Form von Texten, Bildern, Filmen oder Ausstellungen stehen. Auf die Frage, in welchen Konstellationen Ordnungen und Werkzeuge und nicht zuletzt deren Nutzung und Gebrauch Anteil an der Produktion historischen Wissens haben, soll dieser Workshop Antworten liefern.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert in dem Projekt "Mediale Historiographien" über einen Zeitraum von zunächst viereinhalb Jahren die Forschungsarbeit von Doktoranden und Postdoktoranden an den beteiligten Universitäten. Vierzehn Doktoranden und zwei Postdoktoranden haben im Rahmen dieses Graduiertenkollegs am 1. Januar 2005 in Thüringen mit ihrer Forschungsarbeit begonnen. Sie untersuchen den Zusammenhang zwischen Medieninnovationen, der Dynamik kultureller Prozesse und ihrer historiographischen Fassung seit dem 19. Jahrhundert. Dabei geht es vor allem um die Frage, wie unterschiedliche Medien die Darstellung, die Wahrnehmung und Erfahrung von Geschichte bestimmen. Text und Bild, Kommunikations- und Speichermedien, Archive und Bibliotheken, aber auch analoge und digitale Technologien werden dabei als je spezifische 'Medien der Geschichte' begriffen.
Die Forschungsschwerpunkte des Graduiertenkollegs liegen u.a. in der Untersuchung der Funktion unterschiedlicher Medien bei der Entstehung historischen Wissens, der Analyse von konkreten Darstellungsweisen historischer Prozesse in verschiedenen Medien, der Verknüpfung von medien- und geschichtstheoretischen Fragen und der Erarbeitung von Konzepten und Modellen zur Mediengeschichtsschreibung. Das Graduiertenkolleg fördert gezielt interdisziplinäre und fachübergreifende Dissertations- und Forschungsprojekte. Dazu wird ein Studienprogramm angeboten, das neben projektorientierten Lehrveranstaltungen auch eine Reihe von Workshops und internationalen Tagungen sowie die Einladung von Gastwissenschaftlern vorsieht.
http://www.uni-erfurt.de/gradkollmh/
Criteria of this press release:
History / archaeology, Language / literature, Media and communication sciences, Philosophy / ethics, Religion, Social studies
transregional, national
Miscellaneous scientific news/publications, Research projects, Scientific conferences
German
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