Für ihre Aufführungen werben die Theater heute mit Plakaten und Programmheften. Früher kamen dafür so genannte Theaterzettel zum Einsatz. Mehr als 7.000 davon sind jetzt in einem Informationsportal zur Fränkischen Geschichte und Kultur im Internet abrufbar. Damit ist eine weitere Quelle zur Würzburger Stadtgeschichte kostenlos und rund um die Uhr verfügbar.
Das Portal www.franconica-online.de wird von der Würzburger Universitätsbibliothek und dem Lehrstuhl für Informatik II präsentiert. Die dort gezeigten Würzburger Theaterzettel stammen aus der Sammlung des Vereins "Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte" und vermitteln ein lebendiges Bild von der künstlerischen und sozialen Wirklichkeit des Würzburger Theaters im 19. Jahrhundert. Für die Zeit von 1804 bis 1904 liefern sie Informationen über Spielpläne, Inszenierungen und Schauspieler. Zugleich offenbaren sie Tendenzen des Publikumsgeschmacks und die zentrale gesellschaftliche Rolle, die das Theater für Würzburg seit jeher spielte.
Aus den Theaterzetteln erfährt man zum Beispiel, dass Richard Wagner 1833/34 als Chordirektor auf der Bühne tätig war, die am 12. Oktober 1852 zum ersten Mal ein Werk von ihm aufführte, den "Tannhäuser". Man erlebt die später im Film als "komische Alte" bekannt gewordene Adele Sandrock in ihren jungen Jahren 1890 als "Kameliendame". Und man lernt die Lokalberühmtheit Wenzel Dennerlein kennen, den Schauspieler, Sänger und Universalkünstler, der das Würzburger Theater von seiner Gründung 1804 bis ins Jahr 1853 begleitete.
Man erlebt aber auch das Theater in seiner politischen Funktion, etwa bei Aufführungen zu Ehren von Mitgliedern des regierenden Hauses Wittelsbach. Dieses war seit 1815 bestrebt, den verloren gegangenen Glanz der ehemaligen Residenzstadt Würzburg wenigstens durch gelegentliche "allerhöchste Anwesendheit" in Stadt und Theater zu ersetzen.
Auch zeitgeschichtliche Anlässe werden deutlich: Der deutsch-französische Krieg 1870/71 etwa schlägt sich im Jubel über die Kapitulation von Metz in einer "Friedens- und Siegesfeier" nieder. Und wer genau hinsieht, kann auch ablesen, wo Würzburgs gediegenes Bildungsbürgertum wohnte - stellte doch bei großen, publikumsträchtigen Aufführungen die "Direction der Trambahn nach beendeter Vorstellung zur größeren Bequemlichkeit des Publikums Trambahnwagen nach Richtung Sanderau bereit".
Wer aber erwartet, dass es in der angeblich so guten alten Zeit durchweg in Sphären ambitionierter Hochkultur zuging, muss sich eines besseren belehren lassen: Der "Komödienstadl" fand schon im 19. Jahrhundert statt. Das Schlierseer Bauerntheater war in den Spielplänen eine feste Größe und gastierte vor mehrfach ausverkauftem Haus mit Volksstücken wie der "Gundl vom Königssee", in der es von Wildschützen und Kraxlern nur so wimmelte. Possen mit Gesang wie "Die falsche Catalani von Krähwinkel", in der sich der "Runkelrüben-Kommissions-Assessor Sperling" mit dem "Stadtkommandant und Fahnenjunker Rummelpuff" balgte, stellten Wagners "Götterdämmerung", der 1903/04 nur einige Aufführungen beschieden waren, spielend in den Schatten.
Die Würzburger Theaterzettel bilden nach den Würzburger Totenzetteln einen neuen Mosaikstein im Digitalisierungskonzept der Universitätsbibliothek. Im Rahmen der "Bayerischen Landesbibliothek Online" will die Würzburger Unibibliothek im Internet noch weitere elektronische theater- und personengeschichtliche Quellen, historische Dokumente, mittelalterliche Handschriften und "E-Books" mit Bezug zu Franken und besonders zu Unterfranken anbieten.
http://www.franconica-online.de/
"Zur Feier der Allerhöchsten Anwesenheit Seiner Majestät unseres Allergnädigsten Königs Ludwig II" w ...
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"Die Gundl von Königssee" und andere Volksstücke waren auch im 19. Jahrhundert beim Publikum sehr be ...
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History / archaeology
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German
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