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01/26/2006 12:05

Drei Sonderforschungsbereiche gehen in die vierte Förderphase

Christel Lauterbach Presse, Kommunikation und Marketing
Justus-Liebig-Universität Gießen

    "Landnutzungskonzepte für periphere Regionen" (SFB 299), "Erinnerungskulturen" (SFB 434) und "Invasionsmechanismen und Replikationsstrategien von Krankheitserregern" (SFB 535)

    Für drei Sonderforschungsbereiche an der Justus-Liebig-Universität Gießen hat Anfang des Jahres 2006 die vierte Förderphase (jeweils drei Jahre) begonnen: "Landnutzungskonzepte für periphere Regionen" (SFB 299, Sprecher: Prof. Dr. Hans-Geord Frede), "Erinnerungskulturen" (SFB 434, Sprecher: Prof. Dr. Jürgen Reulecke) und "Invasionsmechanismen und Replikationsstrategien von Krankheitserregern" (SFB 535, Sprecher: Prof. Dr. Wolfram Gerlich). Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hatte die Forschungsarbeit der drei Sonderforschungsbereiche zu Beginn des Wintersemesters jeweils positiv begutachtet und wird sie in den nächsten drei Jahren mit insgesamt knapp 15 Mio. Euro fördern. Der vierte Sonderforschungsbereich an der Universität Gießen "Kardiopulmonales Gefäßsystem" (SFB 547, Sprecher: Prof. Dr. Werner Seeger) läuft zur Zeit im neunten Jahr und wird in diesem Frühjahr von der DFG begutachtet.

    Sonderforschungsbereich "Landnutzungskonzepte für periphere Regionen" (SFB 299, Sprecher: Prof. Dr. Hans-Geord Frede)

    Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat im Dezember 2005 beschlossen, den SFB 299 für weitere drei Jahre mit insgesamt über 4,13 Mio. Euro zu fördern. Die erfolgreiche Arbeit des SFB 299 kann somit fortgesetzt werden und auch die Beschäftigung von über 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im wissenschaftlichen und technischen Bereich ist gesichert. "Der SFB 299 ist damit einer der am längsten geförderten Sonderforschungsbereiche in den Umweltwissenschaften, was seine herausragende Stellung in Deutschland unterstreicht", betont Prof. Dr. Hans-Georg Frede vom Institut für Ressourcenmanagement in seiner Funktion als Sprecher des SFB 299. Ein wichtiger Grund für die Deutsche Forschungsgemeinschaft, diesen Gießener SFB weiter zu fördern, sei nicht zuletzt die sehr gute Zusammenarbeit der beteiligten Forschergruppen sowie die internationale Beachtung, die der SFB 299 mit seinen Ergebnissen genießt. Damit trägt er maßgeblich zur Profilbildung der Universität Gießen bei und bildet ein starkes Rückgrat für die Forschung und Lehre in den beteiligten Fachbereichen.

    In der kommenden Förderperiode wird die interdisziplinäre Kooperation innerhalb des SFB 299 noch ausgeweitet. In diesen Sonderforschungsbereich sind jetzt 14 Institute aus dem Fachbereich 03 "Sozial- und Kulturwissenschaften", dem Fachbereich 08 "Biologie, Chemie und Geowissenschaften" sowie dem Fachbereich 09 "Agrarwissenschaften, Ökotrophologie und Umweltmanagement" eingebunden. Erstmalig sind jetzt auch Institute der Universitäten Göttingen und Tübingen am SFB 299 beteiligt.

    Worum geht es in diesem Sonderforschungsbereich? Die Landwirtschaft nutzt den größten Teil der Fläche in Deutschland. Die Landwirte erzeugen dabei nicht nur Nahrungsmittel, sondern sie sorgen mit ihrer Tätigkeit auch für den Erhalt einer vielfältigen und abwechslungsreichen Kulturlandschaft. Gemeinsam gehen die Forscher unter anderem der Frage nach, wie die verschiedenen Funktionen einer Landschaft miteinander in Beziehung stehen, und welche Landnutzungen sich für eine Landschaft am besten eignen.

    Jede Form der Landnutzung, das heißt Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Brache, Biotopflächen usw. ist mit typischen Funktionen gekoppelt. Dazu zählt natürlich zunächst die Funktion einer Landschaft, Nahrungsmittel und Rohstoffe zu erzeugen. Dazu zählt aber auch die Aufgabe, als Lebensraum für besonders schützenswerte Pflanzen und Tiere zu dienen oder sauberes Trinkwasser in ausreichenden Mengen zu liefern. Schließlich ist zu fragen, in wieweit ein Naturraum für Freizeit und Erholung genutzt werden oder als Rückhalteraum für Wasser bei Hochwassersituationen dienen kann. Gegenwärtig nimmt die Gesellschaft zahlreiche dieser Landschaftsfunktionen in Anspruch, ohne dass jedoch ihr Wert bedacht wird.

    Diese Leistungen werden bislang von der Gesellschaft als selbstverständlich angesehen. Durch den weltweiten Klimawandel, die Globalisierung der Weltwirtschaft, die Liberalisierung des Agrarhandels, die Neuausrichtung der EU-Agrarpolitik und nicht zuletzt durch ein kritischeres Verbraucherverhalten verändert sich Landwirtschaft ständig. Angesichts dieser Entwicklungen betrachtet es der SFB 299 als eine zentrale Aufgabe, der Öffentlichkeit und den Politikern die Veränderungen der Kulturlandschaft aufzuzeigen, mit denen wir in Zukunft zu rechnen haben. Die umfassende Analyse und Bewertung der zahlreichen Funktionen von Landschaften und Landnutzungssystemen bilden die Grundlage für jede nachhaltige Planung und für wissensbasierte Entscheidungen in der Agrar- und Umweltpolitik.

    Kontakt:

    Prof. Dr. Hans-Georg Frede (Sprecher des SFB 299)
    Dr. Martin Bach (Koordinator)
    Institut für Landschaftsökologie und Ressourcenmanagement
    IFZ für Umweltsicherung
    Heinrich-Buff-Ring 26 - 32
    35392 Gießen
    Tel. : 0641/99-37375, Fax 0641/99-37389
    Email: martin.bach@sfb299.uni-giessen.de

    Sonderforschungsbereich "Erinnerungskulturen" (SFB 434, Sprecher: Prof. Dr. Jürgen Reulecke)

    Der Gießener Sonderforschungsbereich "Erinnerungskulturen", so der Befund der Gutachter, ist ein exzellenter und ausgesprochen aktiver Forschungsverbund, der weit über die nationalen Grenzen hinaus sichtbar ist. Insgesamt läuft das Bestreben des SFB 434 in der vierten und voraussichtlich abschließenden Förderperiode darauf hinaus, ein zusammenfassendes, auch selbstkritisches Fazit der geleisteten Arbeit vorzulegen. Der SFB 434 wird in den nächsten Drei Jahren mit insgesamt über 4,7 Mio. Euro von der DFG gefördert.

    Der Gießener Sonderforschungsbereich "Erinnerungskulturen" untersucht die Inhalte und Formen kultureller Erinnerungen in ihrer Pluralität, Konstruktivität und Dynamik. Sein Anliegen ist es, Formen und Funktionen des Erinnerns von der Antike bis ins 21. Jahrhundert zu analysieren und so das Bewusstsein für die Historizität erinnerungskultureller Konstellationen zu schärfen. Der SFB 434 vereinigt insgesamt zwanzig HochschullehrerInnen und etwa fünfzig MitarbeiterInnen aus zwölf kulturwissenschaftlichen Disziplinen: den Geschichtswissenschaften, Literaturwissenschaften (Anglistik, Romanistik, Germanistik), der klassischen Philologie, Kunstgeschichte, Orientalistik, Philosophie, Politikwissenschaft und Soziologie. In der laufenden Projektphase sind fünf weitere Projekte aus dem Bereich der Turkologie, Medizingeschichte, Kunstgeschichte, Latinistik und der Mittelalterlichen Geschichte hinzugekommen, die helfen sollen, das Gesamtergebnis mit abzurunden.

    Das Konzept der Erinnerungskulturen unterstreicht die Vielfalt eines durch Konkurrenzen geprägten Erinnerungsgeschehens. Genau genommen gibt es - zumindest in differenzierten Gesellschaften - keine homogene, gesamtgesellschaftliche Erinnerungskultur, sondern nur konkurrierende Erinnerungskulturen. So ist Erinnerungskultur etwas Dynamisches, das ständig im Wandel begriffen ist und auf sich verändernde gesellschaftliche Interessenskonstellationen reagiert. Diskussionen wie die um das 'Mahnmal für die ermordeten Juden Europas' zeigen, dass das Thema 'Erinnerung' nicht selten einen Streit um Gedächtnis und Gegengedächtnis entfacht, einen Streit, der um die Frage nach der 'richtigen' Weise zu erinnern kreist. Entscheidend sind in diesem Zusammenhang aber nicht nur kulturelle Machtverhältnisse, die selbst wiederum durch Erinnerung stabilisiert werden, sondern auch kommunikationsgeschichtliche Ausgangslagen, also die Medien der Erinnerung. Die Konstruktion und Verbreitung von Vergangenheitsversionen werden in kulturellen Kontexten zu allererst durch Medien ermöglicht: durch mündliche Rede, Fotografie, Internet und Musik etwa. Noch stärker als bisher wird sich der SFB 434 in den nun kommenden Arbeitsjahren daher dem Zusammenhang von Medien und kulturellen Erinnerungen zuwenden.

    Weiterführende Informationen zum Gesamtkonzept, den Teilprojekten und den internationalen Partnerschaften sowie Kooperationen des SFB 'Erinnerungskulturen', können auf der Homepage mit der Webseitenadresse http://www.uni-giessen.de/erinnerungskulturen nachgelesen werden.

    Kontakt:

    Prof. Dr. Reulecke (Sprecher des SFB 434)
    Dr. Birgit Neumann (Koordination)
    Otto-Behaghel-Straße 10, Haus G
    35394 Gießen
    Tel.: 0641/99-31092, Fax: 0641/99-31079
    Email: Sekret@sfb434.uni-giessen.de

    Sonderforschungsbereich "Invasionsmechanismen und Replikationsstrategien von Krankheitserregern" (SFB 535, Sprecher: Prof. Dr. Wolfram Gerlich)

    "Die Universität Gießen zählt im Bereich der Virologie zu den führenden Hochschulen in Deutschland?" Dies wurde bei der Begutachtung des SFB 535 im vergangenen Herbst festgestellt. Die DFG-Gutachter bestätigten dem SFB, er "beschäftige sich mit spannenden Grundlagenfragen zu Invasionsmechanismen von Krankheitserregern und gefährlichen Viren, einer stets hochaktuellen Thematik, die auch weiterhin großen Forschungsbedarf enthält". Gesellschaftlich relevant ist der Ansatz auch durch die Analyse klinisch relevanter Erreger, die u.a. zu Masern, Malaria, hämorrhagischem Fieber, Hepatitis und der Schlafkrankheit führen können. Die erfolgreiche Begutachtung ermöglicht es 22 Doktoranden und acht Postdoktoranden, ihre wissenschaftliche Laufbahn zu verfolgen. Daneben wurden zehn weitere Arbeitsplätze für drei Jahre geschaffen. Insgesamt wird der SFB bis Ende 2008 mit insgesamt 5,92 Mio. Euro gefördert

    Infektionserreger stellen eine immer wiederkehrende Bedrohung der Gesundheit von Mensch und Tier dar. Nicht selten ist der Ausgangspunkt für menschliche Erkrankungen eine Tierseuche, wie es aktuell bei der Vogelgrippe in großem Umfang befürchtet wird. Der Gießener Sonderforschungsbereich "Invasionsmechanismen und Replikationsstrategien von Krankheitserregern" befasst sich mit Viren, Bakterien und parasitären Erregern bei Mensch und Tier. Die Justus-Liebig-Universität Gießen ist als Ort für solch einen Forschungsverbund prädestiniert, da es hier nicht nur einen Fachbereich Medizin, sondern auch einen für Veterinärmedizin gibt. Da die Infektionsbiologie ein Forschungsschwerpunkt an der Universität Gießen ist, wurden auch im Bereich der Biologie sowie im Fachbereich 09 "Agrarwissenschaften, Ökotrophologie und Umweltmanagement" in den letzten Jahren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler berufen, die sich mit dem Thema Krankheitserreger befassen. Insgesamt arbeiten 15 Gießener Arbeitsgruppen im SFB 535 zusammen, dazu kommen noch vier Arbeitsgruppen aus dem angesehenen Institut für Virologie der Nachbaruniversität in Marburg. Für die hervorragenden wissenschaftlichen Erfolge der Gießener Virologen spricht auch, dass von sechs ehemaligen Projektleitern des SFB 535 fünf ihre Forschungsarbeiten im Ausland fortgesetzt haben: Zwei erhielten Stellen in den USA, zwei in Frankreich und einer ging nach Kanada.

    Der SFB wird wie auch die anderen Sonderforschungsbereiche an der Universität bereits seit neun Jahren von der DFG gefördert und befindet sich jetzt in seiner letzten dreijährigen Förderperiode. Bei einer Fördersumme von 5,92 Millionen Euro sind 3,83 Mio. für Personal und 1,51 Mio für Sachmittel vorgesehen. An größeren Investitionen genehmigte die DFG ein hochmodernes Laserscanningmikroskop mit dem der Infektionsvorgang in lebenden Zellen verfolgt werden kann, daneben Zusatzgeräte zum kürzlich von der Universität beschafften Hochleistungselektronenmikroskop, die eine Untersuchung von Krankheitserregern in amorphem Eis ermöglichen, was die Entstehung von Fixierungsartefakten vermeidet.

    Das vollständige Forschungsprogramm des SFB 535 kann unter http://www.sfb535.de eingesehen werden.

    Kontakt:

    Prof. Dr. Wolfram Gerlich
    Sprecher des SFB 535
    Institut für Medizinische Virologie
    Frankfurter Straße 107
    35392 Gießen
    Tel.: 0641/99-41200, Fax: 99-41209
    Email: Wolfram.H.Gerlich@viro.med.uni-giessen.de


    More information:

    http://www.uni-giessen.de/sfb299/
    http://www.uni-giessen.de/erinnerungskulturen/home/index.php
    http://www.uni-giessen.de/sfb535/


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    Criteria of this press release:
    History / archaeology, Language / literature, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Social studies, Zoology / agricultural and forest sciences
    transregional, national
    Research projects
    German


     

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