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03/01/2006 17:53

BfN und Museum Koenig zu Fledermaus-Wanderungen: Die Rauhautfledermaus hält den Weltrekord

Sabine Heine Museum Koenig Bonn, Presse und Kommunikation
Zoologisches Forschungsinstitut und Museum Alexander Koenig

    Europas Fledermäuse führen ähnliche Wanderungen zwischen ihren Sommer- und Winterlebensräumen aus wie Zugvögel. Die bisher weiteste Flugentfernung wurde bei einer Rauhautfledermaus (Pipistrellus nathusii) festgestellt. Die Fledermaus war in Lettland markiert und 1.905 km südlich in Kroatien wieder gefunden worden.

    Weitere Höchstleistungen wurden bei Zweifarbfledermaus (1.787 km), Abendsegler (1.600 km) und Kleinabendsegler (1.568 km) festgestellt. "Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass die tatsächlichen Flugstrecken der nachtaktiven Tiere weit größer sind, als es die dokumentierten Entfernungen zwischen den Markierungs- und Wiederfundorten zeigen. Die Flugwege der Fledermäuse verlaufen nämlich nicht geradlinig, sondern folgen zumeist landschaftlichen Strukturen wie Flüssen, Tälern oder Waldrändern. Deshalb ist die Erhaltung unzerschnittener, naturnaher Lebensraum-Korridore als Wanderwege für die Fledermäuse notwendig," erklärte Prof. Dr. Hartmut Vogtmann, Präsident des Bundesamtes für Naturschutz.

    Seit 1932 erforschen Wissenschaftler diese Ortswechsel, indem sie den kleinen Säugetieren Metallklammern an die Flügel heften, auf denen ein Nummerncode eingraviert ist. Das BfN und das Zoologische Forschungsmuseum Alexander Koenig in Bonn werteten in den letzten vier Jahren die vorliegenden Beringungs- und Wiederfunddaten von Fledermäusen aus. Das For-schungsprojekt wurde in Zusammenarbeit mit Fledermausforschern aus dem In- und Ausland durchgeführt und durch das Bundesumweltministerium als Beitrag zum europäischen Fleder-mausschutz-Abkommen "EUROBATS" finanziert.

    In Europa wurden bisher etwa eine Million Fledermäuse markiert. Das Museum Koenig konnte 7.366 Wiederfunde auswerten, die in größerer Entfernung vom Markierungsort gelungen waren. Die Ergebnisse zeigen, dass die 36 untersuchten Fledermausarten Europas in drei Gruppen unterteilt werden können:

    Fernwanderer, die alljährlich 1.500 bis 2.000 km weit zwischen ihren Sommer- und Überwinte-rungsgebieten hin- und herfliegen (Abendsegler, Kleinabendsegler, Rauhautfledermaus und Zweifarbfledermaus),
    regionale Wanderer, die über Entfernungen von 100 bis 800 km wandern (z.B. Großes Mausohr, Mopsfledermaus, Wasserfledermaus, Zwergfledermaus), und
    stationäre Arten, die keine weiten Wanderungen durchführen (z.B Kleine Hufeisennase, Bechsteinfledermaus, Braunes Langohr).

    Über einige Fledermausarten ist noch so wenig bekannt, dass sie keiner der drei Gruppen zugeordnet werden können (z.B. Riesenabendsegler und Mückenfledermaus).

    Die von Lettland nach Kroatien geflogene Rauhautfledermaus hält einen Weltrekord, denn auch in Amerika wurde bisher keine noch weitere Fledermaus-Wanderung beobachtet.

    Die Forschungsergebnisse sind nun vom Bundesamt für Naturschutz als Heft 28 seiner Schriften-reihe "Naturschutz und Biologische Vielfalt" veröffentlicht. Darin wird auch die Geschichte der Fledermausmarkierung in Europa zusammengefasst und eine Übersicht über die entsprechenden Forschungsaktivitäten in 23 Staaten gegeben. Der Bericht ist in englischer Sprache, um die Fledermausforscher in ganz Europa zu informieren.

    Bezugs-Hinweis:
    Rainer Hutterer, Teodora Ivanova, Christine Meyer-Cords & Luisa Rodrigues (2005):
    Bat Migrations in Europe - A Review of Banding Data and Literature.
    Naturschutz und Biologische Vielfalt 28, Bonn.
    Erhältlich beim BfN-Schriftenvertrieb im Landwirtschaftsverlag, Münster.

    Information:
    2006 begeht der staatliche Naturschutz sein 100jähriges Jubiläum. Aus der Gründung der staatlichen Stelle für Natur-Denkmalpflege 1906 in Danzig ist das heutige BfN entstanden. Der diesjährige Deutsche Naturschutz-Tag (29.5. bis 3.6.06 in Bonn) greift unter dem Motto "Von lokalem Handeln und globaler Verantwortung" das Ereignis auf.

    Ansprechpartner:
    Dr. Reiner Hutterer
    Zoologisches Forschungsmuseum Koenig, Bonn
    tel: 0228 9122 261
    e-mail: r.hutterer.zfm.@uni-bonn.de

    Franz August Emde
    Bundesamt für Naturschutz
    Referatsleiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
    Konstantinstr. 110, 53179 Bonn.
    Fon: 0228/8491-280, Fax -299


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    Criteria of this press release:
    Biology, Environment / ecology, Information technology, Oceanology / climate
    transregional, national
    Research projects, Research results
    German


     

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