Ausstellung der Mineralogischen Sammlung der Uni Jena über "Natürliche Gläser"
Jena (27.10.99) Glas ist mehr als ein Material für Fensterscheiben. Sein natürliches Vorkommen hat die Phantasie der Poeten beflügelt - und den Forschergeist der Wissenschaftler gereizt. In der Mineralogischen Sammlung der Friedrich-Schiller-Universität Jena (Sellierstr. 6) sind einige der 'reizenden' Produkte - und ihre wissenschaftliche Erklärung - zu betrachten. Am 5. November, 17 Uhr, wird dort eine Spezialausstellung eröffnet, die sich den mitunter imposanten Erscheinungen "Natürlicher Gläser" widmet; der Eintritt ist frei.
Glas entsteht aus der Unterkühlung von Schmelzen oder durch Alterung von Gelen. Man spricht bei ihm deshalb von einem "eingefrorenen" Zustand. Manche Gläser sind Zeitzeugen globaler Naturkatastrophen. Das Artensterben an der Zeitgrenze zwischen Kreide und Tertiär ist eines der Beispiele. Im Chicxulub-Krater im Golf von Mexiko etwa wurden als Indiz für dieses Naturereignis kleine Glaskugeln gefunden, die Aufschlüsse über thermische und thermochemische Vorgänge in dieser Zeit ermöglichen.
"Ein anderer Grund für die wachsende Aufmerksamkeit gegenüber natürlichen Gläsern ist ihre Langzeitbeständigkeit", erläutert Prof. Dr. Klaus Heide, an dessen Lehrstuhl für Mineralogie Herkunft und Struktur dieser Gläser erforscht werden. Gläserne Lagerstätten sind z. B. für die Entsorgung von Sonderabfällen interessant, da für die "Verglasung" von Sondermüll die "Haltbarkeitsgarantie" mehr als 1000 Jahre betragen muß.
Die Jenaer Sonderausstellung zeigt eine Auswahl der vielfältigen glasigen Bildungen in der Natur. Die meisten Exponate haben die Jenaer Geowissenschaftler bei ihren Forschungsexpeditionen gesammelt. Die Funde sind größtenteils vulkanischen Ursprungs. Sie stammen z. B. aus den "gläsernen Bergen" in der Türkei - dort besteht ein Bergzug über 600 Höhenmeter nur aus gläsernem Material. Ein gläserner Berg, aber auf 70-80 Höhenmeter beschränkt, findet sich auch in Meißen. Aus Hawai brachte Prof. Heide filigran angeordnete gläserne Lavafäden mit. Das "Haar der Madame Pele", wie diese Bildungen in Anlehnung an die Göttin der Vulkane von den Hawaianern genannt werden, wirkt wie ein feines Spinnennetz. Außerdem finden sich in der Ausstellung Tektite, deren Ursprung mit kosmischen Ereignissen in Zusammenhang gebracht wird.
Die Exposition beschreibt die typischen Eigenschaften und erläutert einerseits die geologischen Rahmenbedingungen für die Glasbildung und andererseits die technischen Aspekte bei der Nutzung. "Angesichts der zahlreichen offenen Fragen soll sie das Interesse für die Glasbildungen in der Natur wecken", hofft Prof. Heide, "und den für die Menschheit ableitbaren Nutzen zeigen. Der erschöpft sich bei weitem nicht in der Rekapitulation von Naturkatastrophen oder in Varianten der Endlagerung toxischer Reststoffe, wie die Vielfalt der Exponate zeigen wird".
Die Mineralogische Sammlung der Universität Jena ist montags und donnerstags von 13 bis 17 Uhr geöffnet; Eintritt frei.
Ansprechpartner:
Prof. Dr. Klaus Heide/Dr. Birgit Kreher-Hartmann
Institut für Geowissenschaften der Universität Jena
07740 Jena
Tel.: 03641/948601 oder 948714
Fax: 03641/948602
E-Mail: chk@rz.uni-jena.de
Friedrich-Schiller-Universität
Referat Öffentlichkeitsarbeit
Axel Burchardt M. A.
Fürstengraben 1
07743 Jena
Tel.: 03641/931041
Fax: 03641/931042
E-Mail: hab@sokrates.verwaltung.uni-jena.de
Criteria of this press release:
Biology, Chemistry, Geosciences
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German
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