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10/29/1999 00:00

Managementmoden - Modeberatung

Claudia Braczko Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut Arbeit und Technik

    (Wie) lassen sich Moden des Organisierens und Managens für die Beratung nutzen? - 6. Unternehmensberatertag am Institut Arbeit und Technik diskutierte aktuelles Thema

    Wer den Unternehmensberater in den Betrieb holt, steht schnell vor der Qual der Wahl: Welche Managementmethode ist denn heute gerade Mode? Natürlich wollen wir schlank sein - aber ist Lean Production nicht schon fast ein alter Hut? Versuchen wirŽs mit Unternehmenskultur oder Business Process Reengineering oder Total Quality Management oder...? Auf dem 6. Unternehmensberatertag am Institut Arbeit und Technik (IAT) in Gelsenkirchen gingen die Berater mit sich selbst und Wissenschaftlern zu Rate. Fazit: Nicht jede neue Mode passt zu jedem Unternehmen - und wer die passende Methode nach eingehender Prüfung (und Beratung) gefunden hat, braucht langen Atem bis zum Erfolg, länger, als jede Modeströmung dauert.

    "Moden machen blind für die wirklichen unternehmerischen Aufgaben", kritisierte Dr. Peter Brödner, Leiter der Abteilung Produktionssysteme am IAT. Sie führen zu Orientierungslosigkeit und Verwirrung bei Management und Beschäftigten, oft mangelt es an gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnissen und über die Wirkungen ist man ohnehin weitgehend unsicher. Konzept und methodischer Gehalt mancher auch guter Mode bleiben auf der Strecke, weil es eben "nur eine Mode" ist. Er empfahl stattdessen die "Schatzkisten" der Arbeitswissenschaft und der Organisationsentwicklung, um Strukturgestaltung und Prozessorganisation zu verbinden. Die Ergebnisse des am IAT durchgeführten Projektes "RAMONA" zeigen, unter welchen Bedingungen organisationaler Wandel gelingen kann: Es bedarf einer vorbehaltlosen Bereitschaft zur Beteiligung - was schon bei der Entwicklung der Leitvorstellungen zur Veränderung beginnt und im Prozess der Gewinnung von Handlungskompetenz und der Veränderung durch gemeinsames Lernen noch nicht endet. "Jedes Unternehmen muss seinen eigenen Lernweg zum wirtschaftlichen und sozialen Erfolg finden, die Methode - oder Mode - kann man nicht überstülpen", so Brödner.

    "Die Modezyklen der Managementmethoden verlaufen immer steiler und immer kürzer, die Themen sind immer schneller verbrannt", stellte der Innovationsforscher Dr. Gunter Lay vom Fraunhofer-Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung (ISI/Karlsruhe) fest. Da ist es schon angezeigt, manchmal gegen den Strom zu schwimmen, wie auch die oft nicht sehr "modischen" Forschungsergebnisse des Instituts zeigen. Die Annahmen über Wirkungszusammenhänge vieler neuer Managementrezepte sind oft falsch und werden unreflektiert weitergegeben, meint Lay.

    So beispielsweise der Mythos vom Outsourcing: Die Ausgliederung von Unternehmensbereichen führt keineswegs automatisch zur Verbesserung der Umsatzrendite. Wie eine Untersuchung des ISI bei 1300 Unternehmen der deutschen Investitionsgüterindustrie ergab, erzielten die Unternehmen mit hoher Ausgliederung eine Umsatzrendite von lediglich 4,6 Prozent, "mittlere Outsourcer" 4,8 Prozent und die Unternehmen, die "viel im Haus" behielten, 6,4 Prozent Umsatzrendite. Beim Mythos "Konzentration auf Kernkompetenzen" sind die Randkompetenzen häufig der Mode, schlank zu werden, zum Opfer gefallen. Dem gegenüber steigern jedoch gerade die "produktbegleitenden Dienstleistungen" - in der Investitionsgüterindustrie oft vernachlässigte Randkompetenzen - die Rendite, wie die Untersuchung zeigt.

    Vollkommen unterschätzt in ihren Zusammenhängen und Auswirkungen werden nach Ansicht Lays die neuen Formen der Arbeitsorganisation mit weitgehender Aufgabendelegation, wie z.B. Gruppenarbeit. Nicht nur die Flexibilität des Unternehmens wird erhöht, sondern auch die Produktivität um rund 50 Prozent gesteigert. Neben diesen Effizienzvorteilen wächst die Innovationskraft - und innovative Produkte sind nun einmal notwendig, um sich im Wettbewerb auf Dauer behaupten zu können.

    Lay warnt deshalb vor modischem Aktionismus. Unternehmen und ihre Berater müssen vielmehr Ziele und Maßnahmen auf allen Ebenen aufeinander abstimmen und neue Modelle sehr kritisch auf ihre Übertragbarkeit prüfen. "Meist ist das alte Konzept nicht so schlecht und die neue Mode nicht so gut, wie von den Protagonisten versprochen".

    Für weitere Fragen stehen
    Ihnen zur Verfügung:
    Dr. Peter Brödner
    Durchwahl: 1707-222
    Ulrich Pekruhl
    Durchwahl: 1707-226
    Pressereferentin
    Claudia Braczko

    Munscheidstraße 14
    45886 Gelsenkirchen

    Tel.: +49-209/1707-176
    Fax: +49-209/1707-110
    E-Mail: braczko@iatge.de
    WWW: http://iat-info.iatge.de


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    Criteria of this press release:
    Economics / business administration
    regional
    Miscellaneous scientific news/publications, Scientific conferences
    German


     

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