FSU-Mediendienst
Den Raetseln der antiken Sabaeerkultur auf der Spur
Jenaer Orientalist Norbert Nebes von Jemen-Expedition zurueck
Jena (09.04.) Gerade zurueckgekehrt von einer vierwoechigen Expedition in den Suedwesten der arabischen Halbinsel, ist der Jenaer Orientalist Prof. Dr. Norbert Nebes beinahe mehr von den Faehrnissen in der politischen Krisenregion als von den brisanten Ergebnissen seiner kulturhistorischen Forschungen gezeichnet. Nebes gehoert als Epigraphiker dem Deutschen Archaeologischen Institut an, das die UEberreste der vorislamischen Sabaeerkultur ausgraebt. "Die Koenigin von Saba ist zwar Legende, aber heute wissen wir, dass es zwischen 800 vor und 600 nach Christi Geburt im Jemen eine hochentwickelte antike Zivilisation gab, die ebenso bedeutsam wie die aegyptische oder mesopotamische war", berichtet Nebes.
Dass in einigen Jahren auch die Lehrbuecher fuer den Geschichtsunter- richt ergaenzt werden muessen, steht fuer den Jenaer Wissenschaftler ausser Frage. Denn schon allein die Sabaeische Konsonantenschrift, die auf dieselbe protokanaanaeische Wurzel wie unser heutiges Alphabet zurueckgeht, liefert ein beredtes Zeugnis von einer jahrhunder- telangen Hochkultur, die Handel und Diplomatie bis ans Mittelmeer und den persischen Golf betrieb. Nebes ist ausser seinem Marburger Lehrer Mueller der einzige Orientalist in Deutschland, der das Sabaeische fliessend zu lesen versteht.
Diesmal konzentrierten sich die Forschungen, die vom Deutschen Archaeologischen Institut in Sana aus geleitet werden, auf eine riesige Tempelanlage im Nordosten des Jemen. Der Awam-Tempel in der Oase von Marib ist die groesste antike Tempelanlage auf der arabischen Halbinsel und besteht aus einer Ringmauer mit ueber 350 Metern Laenge und grossen Graeberfeldern, die in Nebes' Augen quasi ein steinernes Archiv der antiken Sabaeerkultur bergen - "epigraphisch ein El Dorado", schwaermt er. Hier finden sich etwa Dankadressen an den Gott Almaqah fuer privates Glueck wie auch gelungene Feldzuege. So weiss Nebes heute, dass die Sabaeer im 7. Jahrhundert vor Christus einen erfolgreichen Vernichtungskrieg gegen Ausan im Suedosten um die Kontrolle der Weihrauchstrasse fuehrten. "Weihrauch hatte in jenen Tagen etwa die zivilisatorische Bedeutung wie heute Rohoel", erlaeutert der Jenaer Orientalist.
Stueck fuer Stueck rekonstruieren die Wissenschaftler das Panorama der Sabaeerkultur. Eine Handels- und Kriegsmacht, aber auch eine landwirtschaftlich bluehende Kultur mit ingenieurtechnisch beeindruckenden Bewaesserungssystemen existierte in einer Region, die heute von Armut und Wueste gepraegt ist. Erst allmaehlich nimmt die Region heute wieder einen wirtschaftlichen Aufschwung. "Marib ist ein Gebiet, in dem die alten Stammesstrukturen nach wie vor eine be-deutende Rolle spielen und sich die von Sana ausgehende staatliche Ordnungsmacht nur schwer durchsetzt", berichtet Nebes. Dass sein Team auf dem Weg zu den Grabungsarbeiten von einer bis an die Zaehne bewaffneter Teenager-Soldateska eskortiert wird, erfuellt ihn mit gemischten Gefuehlen. Das Schicksal des Jenaer Naturforschers Ulrich Jasper Seetzen, der 1811 als einer der ersten mit einer Expedition ins Sabaeer-gebiet aufgebrochen und verschollen ist, befuerchtet Norbert Nebes nicht teilen zu muessen: "Die Arbeit des ganzen Teams ist aufgrund der jahrelangen Zusammenarbeit mit den Staemmen inzwischen relativ ungefaehrlich."
Criteria of this press release:
Social studies
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