Wie man das Gehirn beim Denken ertappt, zeigt Joachim Funke in "Ruperto Carola" 1/2006 - Weitere Themen des Heidelberger Forschungsmagazins aus Indologie, Neuerer Geschichte, Krebsforschung und Physiologie
Wissenschaftler, die sich dafür interessieren, wie das Gehirn denkt, haben es schwer: Sie können das Hirn nicht unmittelbar dabei beobachten, wie es Informationen verarbeitet und Probleme löst, sondern sind darauf angewiesen, ihm auf indirekten Wegen seine Geheimnisse zu entlocken. Eine bislang wenig genutzte Methode, die auf Verarbeitungsprozesse im Hirn rückschließen lässt, ist die Blickbewegungsmessung. Prof. Joachim Funke vom Psychologischen Institut erklärt in der Titelgeschichte des neuen Hefts, wie man Blicke präzise erfassen kann, was sie von der Arbeitsweise des Gehirns verraten - und was Blickbewegungen mit der Verständlichkeit von Texten zu tun haben. Themen aus Indologie, Neuerer Geschichte, Krebsforschung und Physiologie geben dem Heft ein rundes Profil.
Prorektor Tröger im Editorial: "Mit diesem Ergebnis nicht zufrieden"
"Mit diesem Ergebnis können wir nicht zufrieden sein", kommentiert der Heidelberger Prorektor für Forschung, Prof. Jochen Tröger, im Editorial das Abschneiden der Universität Heidelberg in der ersten Runde der Exzellenzinitiative. Dabei war die Ruprecht-Karls-Universität aufgefordert worden, Anträge für eine Graduiertenschule "Fundamental Physics", ein Cluster "Cellular Networks" und für die dritte Säule "Top Level Research: The Heidelberg Way" auszuarbeiten. Andere eingereichte Skizzen scheiterten jedoch.
Tröger zeigt auf, was nun zu tun ist. Rektorat und Verwaltung unterstützen zuallererst die Wissenschaftlergruppen, die zur Antragstellung aufgefordert sind, sodass sie ihre Arbeiten essentiell stärken können. "Um die Anträge zu verbessern, wurden - und werden - zahlreiche Gespräche auch mit externen Freunden der Universität Heidelberg geführt. Das Rektorat ist dankbar für die in vielfältiger Weise erfolgende Unterstützung."
Gleichzeitig hat die Universität das Auswahlverfahren für die nächste Runde des Wettbewerbs begonnen. Tröger weiter: "Gestatten Sie mir eine persönliche Anmerkung: Die Monate der ersten Wettbewerbsrunde waren und sind voller manchmal kaum zu bewältigender Belastungen. Leichter wird diese Arbeit durch die Freude, die Wissenschaftler unserer Universität und ihre hohe wissenschaftliche Qualität besser kennen zu lernen...". Zu den positiven Erfahrungen gehöre auch eine mehrstündige Plenardiskussion aller Anträge. Dabei ergaben sich neue inneruniversitäre Kooperationen, auch über den Neckar hinaus.
"Warum ist unser Abschneiden trotz der vielen positiven Impulse nicht zufriedenstellend? Wir sollten die Ursachen zuerst und vor allem bei uns suchen, sie kritisch analysieren und die entsprechenden Änderungen vornehmen. Bei einer ersten Analyse der Zwischenergebnisse der ersten Runde fällt auf, dass die klassischen geisteswissenschaftlichen Themen in den Skizzen, die zur Antragstellung aufgefordert wurden, stark unterrepräsentiert sind - Bereiche übrigens, die im Ausland als in Deutschland besonders gut vertreten gelten. Hier muss nachgesteuert werden: in der Art der Ausschreibung, in der Antragstellung (hier sind wir gefragt) und in der Bewertung durch die Gutachter."
"Als Wissenschaftler einer der klassischen Universitäten Deutschlands haben wir gemeinsam mit anderen Universitäten gleichen Zuschnitts eine besondere wissenschaftspolitische Aufgabe. Wir müssen deshalb dieses Ungleichgewicht der Förderung intern und extern benennen und an seiner Beseitigung mitarbeiten" (Tröger). "Wir müssen aber auch verhindern, dass wir eine Universität mit wenigen Clustern und wenigen Graduiertenschulen werden. Alle Mitglieder der Ruperto Carola sollten sich dem Erhalt der Volluniversität Heidelberg verpflichtet fühlen."
"Und jedem Ende wohnt ein Anfang inne"
Ein Architekturhistoriker und ein Indologe erforschen in einer seltenen fächerübergreifenden Kooperation seit Jahren lebenszyklische Übergangsrituale der alten Stadtkulturen Nepals. Niels Gutschow und Axel Michaels vom Südasien-Institut, beide Mitglieder des Sonderforschungsbereichs "Ritualdynamik" der Deutschen Forschungsgemeinschaft, sind zunächst Totenritualen nachgegangen. Nun widmen sie sich den Initiationen, die in ähnlicher Weise einen Abschied markieren - hiervon handelt ihr Text im neuen Forschungsmagazin.
Wie die Jungfrau zum Staat kam
Geschichtswissenschaftler bleiben gern auf Distanz zu Bildern: Sie gelten ihnen als unzuverlässige Illustrationen, sind als historische Quelle nicht zu vergleichen mit Wort und Text. Thomas Maissen, Professor für Neuere Geschichte, plädiert in der "Ruperto Carola" dafür, das Misstrauen gegenüber dem Bild zu überwinden. Dazu greift er bis auf die mittelalterliche Bildersprache zurück und erläutert an eindrucksvollen Beispielen, wie die Jungfrau einst zum Staate kam.
Die Bremse des Immunsystems lösen
Der schwarze Hautkrebs zählt zu den bösartigsten Tumoren. Früh erkannt, kann er geheilt werden, in einem fortgeschrittenen Stadium ist die Prognose jedoch schlecht. Alexander Enk und Karsten Mahnke von der Universitäts-Hautklinik in Heidelberg stellen neue Strategien vor, mit denen die Wissenschaftler das Immunsystem zu einem starken Verbündeten machen wollen. Das Besondere ihrer Immuntherapie ist, dass dabei zelluläre Bremsen gelöst werden - damit die körpereigene Abwehr im Kampf gegen Krebs in Fahrt kommen kann.
Arterienverkalkung & Co.
Arterienverkalkung, Herzinfarkt und Schlaganfall, Nierenversagen und Rheuma scheinen auf den ersten Blick gänzlich unterschiedliche Erkrankungen zu sein. Und doch weisen neueste Ergebnisse der medizinischen Grundlagenforschung darauf hin, dass alle diese Leiden eine Ursache gemeinsam haben: einen Gendefekt, der dazu führt, dass wichtige Botenstoffe nicht gebildet werden. Markus Hecker und Marco Cattaruzza vom Institut für Physiologie und Pathophysiologie lassen die spannenden Wege der Forscher zu der Wurzel vieler Übel nachvollziehen und erläutern, mit welchen Medikamenten diese Krankheiten möglicherweise "auf einen Streich" behandelt werden könnten.
Bei den "Kurzberichten junger Forscher" geht es diesmal um die Tricks der Parasiten. Markus Meissner schildert neue Angriffspunkte für Medikamente, die erfolgreich gegen einen Parasiten eingesetzt werden können, der weltweit jährlich zwei Millionen Todesopfer fordert - den Malaria-Erreger. Antje Tumat lässt die Ästhetik und Dramaturgie in Ingeborg Bachmanns und Hans Werner Henzes "Prinz von Homburg" lebendig werden. Der Meinungsbeitrag dieser Ausgabe stammt aus der Feder von Prorektorin Silke Leopold: "Alle reden von der Exzellenzinitiative, und damit ist ausschließlich Exzellenz in der Forschung gemeint. Es wäre freilich gut, wenn bei dem Wettbewerb um die Millionen die Erkenntnis nicht verloren ginge, dass exzellente Forschung im ersten Semester ihren Anfang nimmt."
Die Rubrik "Aus der Stiftung Universität Heidelberg" beendet das Magazin. Paul Kirchhof stellt die Preisträger des Ruprecht-Karls-Preises, des Fritz Grunebaum-Preises und des Umwelt-Preises der Viktor und Sigrid Dulger-Stiftung vor und erläutert die Bedeutung ihrer wissenschaftlichen Arbeiten.
Verlag des Forschungsmagazins ist der Universitätsverlag C. Winter Heidelberg. Ein Einzelheft kostet 5 Euro plus Versand. Es kann, ebenso wie das Förderabo für 30 Euro (vier Ausgaben), bestellt werden bei: Pressestelle der Universität Heidelberg, Postfach 10 57 60, 69047 Heidelberg. Kostenlose Ansichtsexemplare früherer Hefte liegen im Foyer der Alten Universität aus. Weitere Informationen und Volltexte früherer Ausgaben:
http://www.uni-heidelberg.de/presse/publikat.html
Rückfragen bitte an:
Dr. Michael Schwarz
Pressesprecher der Universität Heidelberg
Tel. 06221 542310, Fax 542317
michael.schwarz@rektorat.uni-heidelberg.de
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Irene Thewalt
Tel. 06221 542310, Fax 542317
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German
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