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10/17/1997 00:00

Medienwissenschaften neu in Jena

Dr. Wolfgang Hirsch Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    FSU-Mediendienst

    Medienwissenschaften an der Uni Jena etabliert: ,Denklabor" fuer neue Bilder und Konzepte

    Jena (17.10.97). 257 Studenten haben sich in diesem Wintersemester an der Uni Jena fuer den neuen Magisterstudiengang Medienwissenschaften eingeschrieben. Ohne dass auch nur eine Notiz in der Lokalpresse auf das neue Studienangebot hingewiesen haette, fand ein regelrechter Ansturm auf das Fach statt. ,Ich freue mich sehr darueber", kommentiert Prof. Dr. Karl Sierek, ,auch wenn das natuerlich fuer unser junges Team erst einmal organisatorische Probleme aufwirft." Den bundesweiten Boom beurteilt Sierek durchaus skeptisch. Der Markt fuer Medien waechst und prosperiert, ,aber ob sich das auf den Arbeitsmarkt niederschlaegt, wird sich erst erweisen."

    Fuer die Friedrich-Schiller-Universitaet steht daher eher eine Qualitaetsbildung als eine Massenausbildung auf dem Programm - und eine klare Profilbildung. Denn nur wenn konturscharfe Lehrkonzepte bestuenden, sei Platz fuer drei medienwissenschaftliche Standorte in Thueringen. In Ilmenau, Erfurt und Weimar sehen die Jenaer keine Konkurrenz, sondern streben eine fruchtbare Kooperation an - etwa in gemeinsamen Ringvorlesungen.

    Schon die Kombination der Lehrstuehle Siereks in der Philosophischen und Prof. Dr. Georg Ruhrmanns in der Fakultaet fuer Sozial- und Verhaltenswissenschaften signalisiert die beabsichtigte ,Versoehnung" von aesthetisch-hermeneutisch orientierter Medientheorie und soziologisch basierter Kommunikationswissenschaft. ,Wir wollen nicht zwei Saeulen bilden, sondern sind strikt auf die Integration beider Bereiche, quasi auf den Bau eines gemeinsamen Hauses, bedacht", sagt Sierek. Der 45jaehrige Wiener, der zuletzt in Salzburg und an der FU Berlin lehrte, steht in diesem Konzept zwar eher fuer den philosophischen Part ein, dokumentiert aber qua Lebenslauf die Idee der Verknuepfung: Nach einem Soziologiestudium in Linz befasste er sich in Paris mit Filmtheorie und AEsthetik und promovierte ueber ein kunstaesthektisches Thema in Wien. Inzwischen gilt Sierek, der sich auf Roland Barthes, Gilles Deleuze, Niklas Luhmann, aber auch auf den Bildtheoretiker Hans Belting beruft, mit seiner ,Laufbildtheorie" als namhafter Vertreter des Faches.

    Kino, Fernsehen und Neue Medien werden den Schwerpunkt seiner Arbeit in Jena bilden. Denn hier gilt es, noch echte Grundlagenforschung zu betreiben. Das Kino mit seiner 100jaehrigen Tradition, seinen aesthetischen Formen, Konzepten und Theorien bildet dabei einen Ausgangspunkt und eine Folie fuer die Auseinandersetzung mit Fernsehen und Digitalen Medien. Es soll ein ,Denklabor" entstehen fuer die fundierte Auseinandersetzung mit Bildern und Toenen, ein freier Reflexionsraum, in dem die Studenten neue Bilder und Konzepte finden, erfinden koennen.

    Als umfassend gebildete Generalisten mit einem soliden wissenschaftlichen Fundament in Medienaesthetik, geschichte und -soziologie sollen sie dann antreten, um die gegenwaertige Medienlandschaft von innen heraus zu veraendern. ,Denn das Fernsehen ist gesichts- und geschichtslos geworden", klagt Sierek. Alle spraechen von Machtkonzentration und Einschaltquoten, aber niemand kuemmere sich um die Qualitaet der Inhalte - nicht zu reden von einer Sensibilitaet gegenueber dem Materialfundus an Bildern und Toenen. Wenn die Jenaer Absolventen aber in den Bereich der Preproduction, also die Konzeption von Formaten, Dramaturgien und Beitraegen in den Sendeanstalten bzw. Produktionsfirmen, eindraengen, koennte sich die alltaegliche Welt der Bilder und Toene in unseren Wohnzimmern gehoerig veraendern.

    Ganz neue Ansaetze bieten die Digitalen Medien, die online uebers Internet oder offline z. B. via CD-ROM auf unsere Home-Computer kommen. Hier sieht Sierek die Chance zu einer Verschmelzung von Kunst und Medium zu einer aesthetischen anspruchsvollen Bildkultur. Seine Studenten will er animieren, selbst in Projekten aesthetische Modelle und konkrete Formen zu entwickeln. ,Mit solchen Praesentationen werden wir ganz sicher in den oeffentlichen Raum wirken", kuendigt der Medienprofessor an. Aber zunaechst heisst es, Grundlegenderes zu bewaeltigen: die Lehre zu organisieren und eine Mediathek aufzubauen.

    Ansprechpartner: Prof. Dr. Karl Sierek, Tel.: 03641/944910


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    Criteria of this press release:
    Social studies
    transregional, national
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    German


     

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