Tagung zum Deutsch-Polnischen Nachbarschaftsvertrag begann an der Europa-Universitaet
Eine wissenschaftliche Tagung zum deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrag mit rund 50 Teilnehmern aus Polen, Tschechien und Deutschland begann am gestrigen Montag an der Europa-Universitaet Viadrina Frankfurt (Oder).
In der von der Universitaet gemeinsam mit dem Collegium Polonicum Slubice und dem Instytut Zachodni Poznan sowie der Friedrich-Ebert-Stiftung veranstalteten Konferenz geht es unter anderem um grundsaetzliche politische Erfahrungen und Probleme des Nachbarschaftsvertrages und Perspektiven der Zusammenarbeit sowie die Kulturentwicklung im deutsch-polnischen Grenzgebiet. Weitere Referate befassen sich mit der rechtlichen und politischen Situation der deutschen Minderheit in Polen und der polnischen "Minderheit" in Deutschland sowie mit den sozialen Grundrechten in der polnischen Rechtsordnung. Zu Problemen der NATO- und EU-Osterweiterung referierte Prof. Dr. Dr. Knut Ipsen (Ruhr-Universitaet Bochum), Praesident des Deutschen Roten Kreuzes und bis 1993 Gruendungsrektor der Viadrina. Zur Eroeffnung sprach Markus Meckel, Mitglied des Bundestages, Vorsitzender der deutsch-polnischen Parlamentariergruppe im Deutschen Bundestag und Vorsitzender der deutsch-polnischen Gesellschaft. Er bezeichnete den deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrag als eine Erfolgsgeschichte. Moeglich geworden durch die deutsche Einigung und den Grenzvertrag von 1990 sei damit ein Werk geschaffen, das inzwischen als Modell fuer andere Nachbarschaftsvertraege gelte. "Es ist ein bilateraler Vertrag mit einer europaeischen Perspektive", so Meckel.
In Polen finde gegenwaertig eine Diskussion statt um die Integrationsfaehigkeit des eigenen Landes. Ehrgeiziges Ziel der Polen sei es, im Jahr 2002 Mitglied der EU zu sein. Eine Rechtsangleichung und der Aufbau moderner Strukturen in Verwaltung und Wirtschaft stuenden bevor. Auf dem Weg nach Europa gelte es, auch Schwierigkeiten nicht zu verschweigen. Die Fragen der Integration Europas duerften keine "Geheimwissenschaft" bleiben, sondern muessten offen diskutiert werden. Die Entwicklung der deutsch-polnischen Beziehungen sei so rasant vorangeschritten, dass ein ueberblick kaum mehr moeglich sei. "Es mehren sich die Beispiele, wie Polen und Deutschland gemeinsam Geschichte schreiben", betonte Meckel. Leider blieben Schulbuecher und der Geschichtsunterricht noch weit hinter der neuen Offenheit zurueck, bedauerte er. Viele gemeinsame Probleme vor allem das der voellig unzureichenden Grenzuebergaenge zwischen Deutschland und Polen und die Grenzkriminalitaet stuenden zur Loesung an.
Die grenzueberschreitende Lehre und Forschung an der Europa-Universitaet Viadrina bezeichnete Meckel als besonderen Gewinn fuer die deutsch-polnischen Beziehungen. "Zwischenmenschliche Beziehungen wachsen nur durch Begegnung", so Meckel. Auch dafuer sei die Viadrina ein Drittel ihrer Studenten kommt aus Polen beispielhaft.
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