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11/25/1999 07:42

Gewebe aus der Retorte

Rudolf-Werner Dreier Hochschul- und Wissenschaftskommunikation
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau

    Freiburger Kongress fragt nach Möglichkeiten und Grenzen der modernen "Ersatzteilmedizin"

    Presse-Information 24.11.1999

    Gewebe aus der Retorte

    Freiburger Kongress fragt nach Möglichkeiten und Grenzen der modernen "Ersatzteilmedizin"

    Haut, Knochen, Nerven oder Organe künstlich nachzubilden ist ein Jahrhunderte alter Traum von Menschen. In den Forschungslabors arbeiten Wissenschaftler und Ärzte heute mit immer neueren und ausgefalleneren Techniken an der Verbes-serung dieser sogenannten "Ersatzteilmedizin", die in der Fachsprache "Tissue Engineering" genannt wird. Ihr Ziel ist die Veränderung von Implantaten, in vitro hergestellten lebenden Geweben, Zellen oder Molekülen, um die Funktion fehlender oder verletzter Körperzellen zu ersetzen oder zu unterstützen.

    Die Möglichkeiten und Grenzen dieser modernen medizinischen Technologien so-wie deren Organisation in der Zukunft stehen im Mittelpunkt des 2nd BioValley Tissue Engineering Symposion, das von Donnerstag, den 25. November, bis Samstag, den 27. November 1999, im Konzerthaus Freiburg, Konrad-Adenauer-Platz, stattfindet. Zu diesem Kongress werden 450 Teilnehmerinnen und Teilneh-mer, erstmals auch aus der ganzen Welt erwartet. Veranstalter dieser wissen-schaftlichen Tagung ist die Abteilung Plastische und Handchirurgie an der Freibur-ger Chirurgischen Universitätsklinik unter der Leitung des Ärztlichen Direktors Pro-fessor Dr. G. Björn Stark in Zusammenarbeit mit der Chirurgischen Arbeitsgemein-schaft Biomaterialien der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie und ValleyTEC, dem Tissue Enineering-Zentrum des Freiburger Universitätsklinikums, in das mittelstän-dische Unternehmen aus Baden-Württemberg eingebunden sind.

    Im Mittelpunkt des Kongresses, in dessen Verlauf sowohl grundlagen- als auch an-wendungsorientierte Aspekte des Tissue Engineering auf deutscher, europäischer und internationaler Ebene diskutiert werden, stehen folgende Themen:

    > Hautersatz und Wundheilung,
    > Gentherapie und Wachstumsfaktoren im Tissue Engineering,
    > Bauchorgane,
    > Nervenersatz,
    > Anwendungen in der Herz- und Gefäßchirurgie und Gefäßneubildung,
    > Knochen-, Knorpel- und Gelenkersatz,
    > Muskelersatz,
    > Anwendung von Stammzellen,
    > Biomaterialien und Materialtechnologie,
    > Gewebeersatz in der Urologie und Augenheilkunde.

    Das Konferenzprogramm ist durch insgesamt acht Schwerpunktsitzungen struktu-riert, die jeweils durch eine "Keylecture" eingeführt werden. Am ersten Tag werden dabei die Gewebe Haut, Knorpel und Knochen, am zweiten Tag die Inneren Organe und periphere Nerven vorgestellt. Außerdem diskutieren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer über den Einsatz von neuen Biomaterialien sowie über ökonomische, ethische und rechtliche Aspekte des Tissue Engineerings. Ein Höhepunkt der Konferenz wird die Gründung der europäischen Sektion der internationalen Tissue Engineering Society sein, die am Freitag, den 26. November 1999, durch eine Vi-deokonferenz vollzogen wird, zu der u.a. die Pioniere des Tissue Engineerings, Charles und Joseph Vacanti, zugeschaltet werden. Dieser neugegründete Zusammenschluß von Wissenschaftlern mit dem Forschungsschwerpunkt Tissue Engineering wird dann am Samstag, den 27. November 1999, seine erste Mitgliederversammlung durchführen. Einer der Tagesordnungspunkte gilt der Kooperation mit der Industrie, hier wird sich u.a. die 1998 gegründete "Industrial Tissue Engineering Platform" vorstellen.

    Bisher beruht die chirurgische Wiederherstellung von Gewebedefekten und Er-satz von Organfunktionen auf künstlichen Implantaten, Konditionierung von Wunden, medikamentöser Behandlung und der Transplantation von Gewebe entweder vom Patienten selbst oder von Organspendern. Künstliche Maschinen können teilweise eine Überbrückung von ausgefallenen Organfunktionen ge-währleisten. Tissue Engineering ist ein neues interdisziplinäres Feld, das die Er-gebnisse der Material-wissenschaften und Biowissenschaften (Lebenswissenschaft) auch mit der klini-schen Anwendung zusammenfaßt, um vor allem bei klassischen chirurgischen An-wendungen lebende Ersatzgewebe und Organe herzustellen. Eine wesentliche Voraussetzung für den Fortschritt, der sich in den letzten Jahren rasch entwickelt hat, ist eine enge Kooperation zwischen Grundlagenforschung, Medizinern und der Industrie.

    Die wesentlichen und erfolgreichen Entwicklungen zu diesem Ziel beruhen auf ei-nem zunehmendem Verständnis der Methoden zur Zellkultur und des Verhaltens von Zellen sowohl in der Kultur als auch nach ihrer Transplantation, der Auswahl geeigneter Matrixmaterialien, in denen die Zellen eingebracht werden, und Nach-richtenübertragung zwischen den Zellen durch Wachstumsfaktoren. Der Bauplan für die Gewebedifferenzierung ist das Genom: aus diesem Grund wird wahrscheinlich die Gentherapie, insbesondere mit Wachstumsfaktorgenen, eine wesentliche Rolle beim Tissue Engineering spielen. Bisher hat sich der Gewebeersatz durch Tissue Engineering bereits klinisch vor allem in der rekonstruktiven und Unfallchirurgie für die Haut und den Knorpel bewährt. Es ist sehr wahrscheinlich, daß die Entwicklun-gen in diesem Feld der Biotechnologie die Behandlung vieler sozioökonomisch zu-nehmend wichtiger chronischer Erkrankungen in kurzer Zeit verbessern wird.

    Kontakt:
    Prof. Dr. G. Björn Stark
    Chirurgische Universitätsklink Freiburg, Abt. Plastische- und Handchirurgie
    Hugstetter Straße 55, D-79106 Freiburg, Tel. 0761/270-2817
    Mail: stark@ch11.ukl.uni-freiburg.de
    Internet: www.uni-freiburg.de/chi/pla/plaframe.html


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    Criteria of this press release:
    Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    transregional, national
    Research projects
    German


     

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