Am Kalender scheiden sich seit Jahrhunderten die Geister: Gelehrte verschiedener Religionen versuchten, Quellen und Interessen zu verbinden, Mond- und Sonnenkalender bei der Berechnung der Feste in Einklang zu bringen und wurden bei ihren Bemühungen von ungenauen Überlieferungen aufs Glatteis geführt. RUB-Theologen um Prof. Dr. Wilhelm Geerlings haben sich auf die Spur der heutigen Zeitrechnung begeben und detektivisch ihre Entstehung aufgedeckt.
Bochum, 03.12.1999
Nr. 303
Sylvester 2000 - eine Ente
Theologen: Geburtsjahr Jesu ist nicht zu ermitteln
Ungenaue Überlieferung verfälschte die Berechnungen
Am Kalender scheiden sich seit Jahrhunderten die Geister: Gelehrte verschiedener Religionen versuchten, Quellen und Interessen zu verbinden, Mond- und Sonnenkalender bei der Berechnung der Feste in Einklang zu bringen und wurden bei ihren Bemühungen von ungenauen Überlieferungen aufs Glatteis geführt. RUB-Theologen um Prof. Dr. Wilhelm Geerlings haben sich auf die Spur der heutigen Zeitrechnung begeben und detektivisch ihre Entstehung aufgedeckt.
Evangelien widersprechen sich
Vor 2000 Jahren wurde Jesus Christus von der Jungfrau Maria unter dem Stern von Bethlehem in einem Stall geboren, und Weihnachten ist sein Geburtstag. Soweit die Kindergartenversion. Leider ist die Zeitrechnung nicht wirklich so einfach zu erklären. Zuerst richteten die Christen Ostern nach ihrem eigenen Sonnenkalender und dem Mondkalender der Juden aus, da die Feiertage mit dem Passahfest in Verbindung standen. Seit dem Jahr 526 dann richtete man sich lieber nach dem Geburtsjahr des Heilands, das in den Schriften der Evangelisten Matthäus und Lukas erwähnt wird, aber es gibt Probleme: Die Evangelien liefern keine genauen Daten und widersprechen sich außerdem, z. B. soll Jesus einmal nach der Festnahme Johannes des Täufers, einmal gleichzeitig mit ihm gewirkt haben. Beide Texte bezeugen, dass Jesus unter der Herrschaft des Herodes geboren ist, der allerdings schon 4 v. Chr. starb.
Stern über Bethlehem - Komet, Mythos oder Saturn-Konstellation
Die Forschung verlegt sich also auf andere Methoden: Die Sternkunde z. B. bietet vielversprechende Möglichkeiten der Zeitbestimmung: Der Stern von Bethlehem könn-te ein astronomisches Phänomen gewesen sein, das sich nachträglich berechnen lässt. Aber: Möglicherweise war der Stern bis zu zwei Jahre lang sichtbar. Vielleicht ist er auch nur einer von vielen Wundersternen, deren Existenz historisch nicht belegbar ist. Oder es war gar kein Stern, sondern ein Komet, den chinesische Astronomen um diese Zeit gesehen haben. Ein weiterer Anhaltspunkt der Theologen ist die in der Bibel erwähnte Volkszählung bei Jesus' Geburt. Außerchristliche Quellen wissen allerdings nichts davon. Sollte es trotzdem wahr sein, dass der Statthalter Quirinius die Zählung angeordnet hat, ergibt sich wieder ein Problem: Seine Regentschaft begann erst zehn Jahre nach dem Tod des Herodes, zu dessen Lebzeiten Jesus geboren sein soll. Mit großer Wahrscheinlichkeit ist Christi Geburtstag schon vier Jahre vor unserer Zeitrechnung - wir müssen uns also damit abfinden, dass wir wahrscheinlich das große Fest verpasst haben.
Außerdem in RUBIN 2/99
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Weitere Informationen
Prof. Dr. Wilhelm Geerlings, Kath.-Theol. Fakultät der RUB, 44780 Bochum, Tel. 0234/32-24703, Fax: 0234/32-14-428
Criteria of this press release:
History / archaeology, Philosophy / ethics, Religion
transregional, national
Research results, Scientific Publications
German
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